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Weltweit operierende Privatbank

„Fels in der Brandung“: Julius Bär aus Heidelsheim war der Gründer einer großen Schweizer Bank

Weltweit operierend und erfolgreich: Die Schweizer Privatbank Julius Bär hat sich als Fels in der Finanzlandschaft erwiesen. Ihr Name geht auf den Sohn eines Viehhändlers zurück, der aus einem heutigen Stadtteil von Bruchsal stammt.

Gebäude, Zentrale Bank Julius Bär in Zürich
Feine Adresse: Die Privatbank Julius Bär hat ihre Zentrale in der Züricher Bahnhofstraße. Seit 1897 besteht das Unternehmen, das ein jüdischer Heidelsheimer gründete. Foto: Bank Julius Bär

Auf Platz sechs der größten Schweizer Banken steht die Privatbank Julius Bär. Sie gleicht heute einem Fels in der Brandung höchst gefährlicher Finanzwellen. Die sind über Schweizer Bank Nummer zwei, der Credit Suisse, kürzlich eingeschlagen. Die erzwungene Fusion mit Bank Nummer eins, der UBS, haben Wirtschaft und Politik nachhaltig verunsichert.

Und das Unternehmen Julius Bär mit einem weltweit verwalteten Vermögen von 424 Milliarden Euro geht auf einen Mann aus Heidelsheim zurück. Dort wurde der Bankengründer 1857 geboren. Er war ein Sohn aus einer der zahlreichen jüdischen Familien Heidelsheims.

Nachfahren von Julius Bär führten die weltweit operierende Bank noch bis 2005. Dann gab die weitverzweigte Familie in vierter Generation freiwillig die Kontrolle ab. „Aber noch heute ist mit Raymond Julius Bär ein Familienmitglied eng mit der Bank verbunden. Er ist ein gefragter Redner bei unseren Veranstaltungen“, sagt Lina Kowall.

Sie betreut die Öffentlichkeitsarbeit bei der Julius Bär Deutschland AG. Der 1959 geborene Raymond Bär, ein Urenkel des Firmengründers, ist heute Ehrenvorsitzender des Konzerns mit Sitz in Zürich. „Wir sind immer noch eine aus der Tradition heraus familiengeprägte Bank und haben viele Kunden, die Eigentümer mittelständischen Unternehmen sind“, so Kowall. Verwaltung von Vermögen ab einem hohen sechsstelligen Betrag übernimmt das Geldhaus.

Der Vater des berühmten Bankers war Händler von Tierhäuten

Der Urvater wurde als Sohn von Josef Lehmann Bär und seiner Frau Rosina Dreyfuss am 2. Januar 1857 in der Stadt Heidelsheim geboren. Die Eltern hatten 1850 in der dortigen Synagoge geheiratet. Der Vater ist in einem Verzeichnis des Bürgermeisteramts von 1853 als Viehhändler aufgeführt.

Damals gab es zehn jüdische und acht christliche solcher Händler, wie Steffen Maisch in der Ortschronik Heidelsheim erklärt. Das Historische Lexikon der Schweiz bezeichnet den Vater als Händler von Tierhäuten und Verleiher von Geld.

Bereits der Großvater des Bankengründers lebte nach 1750 im heutigen Bruchsaler Stadtteil Heidelsheim. Der später erfolgreiche Enkel erhielt den Namen Isaac. Mit diesem Vornamen besuchte er wie drei Geschwister die jüdische Volksschule, wirkte dann in der Firma seines Vaters mit und trat im Alter von 26 Jahren eine Banklehre in Augsburg an. Isaac Bär wanderte 1885 in die Schweiz aus. Wie damals viele Heidelsheimer jüdische Familien weggingen, in badische Städte oder in die USA.

Mann mit Schnurrbart
Erfolgreicher Banker und Unternehmensgründer: Julius Bär aus Heidelsheim wanderte in die Schweiz aus, wo er 1897 den Grundstein für eine bis heute erfolgreiche Firma legte. Sie blieb vier Generationen in Familienbesitz. Foto: Bank Julius Bär

Nach Gründung seiner Bank nahm Isaac Bär den Vornamen Julius an

In Basel heiratete der Heidelsheimer die aus Bayern stammende Marie Ulrich und wurde Teilhaber eines Bankhauses. Das Jahr 1897 brachte einschneidende Veränderungen.

Bär gründete in Zürich selbst eine Bank, zusammen mit seinem Schwager, und nahm den Vornamen Julius an. Der Vater von drei Söhnen, mit den Namen Richard, Walter und Werner, macht mit 44 Jahren den nächsten Karriereschritt: Er wird alleiniger Gesellschafter des Bankhauses Julius Bär & Co.

Zwei Söhne führen die Bank nach dem Tod Julius Bärs 1922 weiter

Dieses private Geldinstitut in der Bahnhofstraße Zürich entwickelte sich nach 1901 zum erfolgreichen Familienunternehmen. Walter und Werner Bär wurden ebenfalls Banker. Die Firmen in der industriell aufblühenden Schweiz brauchen starke Finanzpartner.

Julius Bär wird unter anderem Verwaltungsrat bei Bahngesellschaften und, bis zu seinem Tod 1922, bei der Maschinenfabrik Oerlikon. Dort wurde unter anderem die berühmte Lok „Krokodil“ der Schweizerischen Bundesbahnen gebaut.

Die bekannt gewordene Waffenschmiede Oerlikon-Bührle ist eine Abspaltung der Maschinenfabrik. Der sehr reich gewordene Julius Bär förderte bis zu seinem Tod 65-jährig in Riehen bei Basel jüdische Hilfswerke, caritative und kulturelle Einrichtungen.

Familie um 1910 mit Hüten, Mutter, Vater, drei Söhne, Familie Julius Bär
Die Familie des Bankengründers: Marie and Julius Bär mit den Söhnen Werner, geboren 1899, Richard, (1892) und Walter (1895). Foto: Bank Julius Bär

Die drei Söhne, einer war Physiker, lebten alle nah beieinander in Zürich und führten die Bank harmonisch fort, schreibt Raymond Bär in einer englischsprachigen Familiengeschichte. Auch die dritte Generation mit drei Bankern bei zwölf Enkeln, habe gut zusammen gehalten. Währen des Zweiten Weltkrieges wanderte ein Familienzweig in die USA aus. So begann die internationale Ausrichtung der Bank, die bis heute weitergeht.

Der Gesamtkonzern hat über 6.700 Mitarbeiter. Allein in Deutschland machte das Unternehmen laut Frankfurter Allgemeiner Zeitung 2022 einen Gewinn von 22 Millionen Euro nach Steuern. Kein Investment-Banking - das ist für das Finanzhaus eine Grundlage ein sicheres Geschäftsmodell.

Denn die eigene Fondsgesellschaft wurde 2009 abgespalten. Die Bärsche Firmenphilosophie wird auf Internetseiten der Bank gern mit dem Zitat des Gründers aus Heidelsheim ausgedrückt.: „Wenn der Kontakt zwischen Menschen auf Vertrauen und absoluter Integrität beruht, dann ist er für beide Seiten von Vorteil.“

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