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Symbolische Machtübernahme

Weiberfastnacht in Forst: Die Krawatten müssen dran glauben

Am schmutzigen Donnerstag schneiden die Damen den Herren die Krawatten ab. Claudia Schnepf aus Forst erzählt von der Tradition.

Claudia Schnepf
Claudia Schnepf ist begeisterte Fastnachterin. Foto: Claudia Schnepf

Ob Weiberfasching, schmutziger oder lumpiger Donnerstag – egal, wie der Donnerstag vor Aschermittwoch genannt wird, eines ist überall gleich: An diesem Tag übernehmen die Damen die Karnevalsmacht und schneiden als Symbol den Herren die Krawatten ab. Auch Claudia Schnepf aus Forst. 

Zur Fastnacht am Schmutzigen gehört in Forst die Schere

Greifen Sie am Schmutzigen zur Schere?
Schnepf
Wenn sich die Gelegenheit bietet, immer! Denn durchs Abschneiden der Krawatten werden alle Rangunterschiede aufgehoben – zwischen Chef und Angestellten, zwischen Männern und Frauen. Wichtig ist, sich mal an einem Tag nicht so ernst zu nehmen. Das schönste Krawattenerlebnis hatte ich übrigens in der Realschule. Da habe ich meinem Lehrer die Krawatte abgeschnitten – und der war völlig überrascht. Heute achte ich aber schon darauf, dass mein Gegenüber keine wirklich teure Krawatte trägt. Allerdings tragen viele Männer in weiser Voraussicht schon ältere Exemplare um den Hals. Spaßverderber kommen gleich mit abgeschnittener Krawatte.
Sind Sie schon immer faschingsbegeistert?
Schnepf
Oh ja, das wurde mir von beiden Eltern in die Wiege gelegt. Mein Vater stand selbst in der Bütt und hat auch für mich Vorträge geschrieben. Ich liebe es, mich zu verkleiden und auf Maskenbälle zu gehen. Außerdem spiele ich seit 24 Jahren Trompete in der Forlebuzzel-Zunft Hambrücken und bin mit unserer Guggemusik die ganzen Karnevalstage unterwegs. Alle zwei Jahre fahren wir am Schmutzigen sogar nach Luzern zum Urknall, bei dem morgens um fünf Uhr einheimische Guggemusiken zum Marktplatz ziehen.
Wie verbringen Sie dieses Jahr Weiberfasching?
Schnepf
An meinem Arbeitsplatz bei der Lebenshilfe in Bruchsal; darauf freue ich mich ganz besonders. Denn gemeinsam mit den Mitarbeitenden der Werkstätten feiern wir eine fröhliche Faschingsparty mit Musik, Polonaise und Kostümprämierung. Einige unserer Mitarbeiterinnen sind absolute Faschingsnärrinnen und können es gar nicht erwarten, den Vorständen und Bereichsleitern die Krawatten abzuschneiden. Eine hat immer ihre Schere dabei. Den Schmutzigen feiern wir in der Lebenshilfe mit viel Herzblut: an diesem Tag sind alle gleich, behinderte wie nicht behinderte Frauen und Männer.
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