Wer hat an der Uhr gedreht? Das fragt man sich an der Bruchsaler Bushaltestelle Rendezvous. Dort gehen die Uhren nämlich anders. Es ist gleichzeitig viertel vor neun und kurz nach zwölf. Und zwanzig vor drei. Und zehn nach vier.
Vier Uhren, vier verschiedene Uhrzeiten. In sozialen Netzwerken wird deshalb schon gespottet. Kriegt die Stadt Bruchsal es nicht gebacken, ihre Uhren richtig zu stellen?
Vielleicht demonstriert Bruchsal so seine Weltoffenheit
Ich glaube, man tut der Stadt damit Unrecht. Vier Uhren, vier Uhrzeiten: Das hat ganz bestimmt einen tieferen Sinn. Vielleicht will Bruchsal so seine Weltoffenheit demonstrieren. Irgendwo auf der Welt ist es schließlich immer viertel vor neun. Oder kurz nach zwölf. Oder zwanzig vor drei. Oder zehn nach vier.
Die Botschaft: Wer in Bruchsal in den Bus oder aus dem Bus steigt, ist pünktlich. Egal, ob er aus Melbourne kommt, aus Kapstadt oder aus Tokio. Ein kosmopolitischer Akt sozusagen.
Vielleicht sind die vier Uhrzeiten aber auch der Versuch, Menschen aus anderen Teilen Deutschlands zu integrieren. Menschen wie mich, die aus dem Rheinland zugezogen sind. Und sich mit den badischen Uhrzeiten immer noch schwertun.
Viertel zehn – heißt das jetzt viertel vor oder viertel nach zehn? Und was war noch gleich mit dreiviertel zwölf gemeint? Wo könnten Neigschmeckte das besser üben als beim Warten auf den Bus?
Chapeau, Stadt Bruchsal, für diesen Schachzug. Ein Risiko hat das Ganze: Dass die Busfahrer bei den ganzen Uhrzeiten irgendwann durcheinanderkommen. Aber die gute Nachricht ist: Jede Uhr geht zumindest zweimal am Tag richtig.
