Skip to main content

Auf zwei Rädern unterwegs

Grüne Radexkursion: „Fahrradflüsterer“ Katzenstein zu Gast in Bruchsal

Auf dem Weg zum Fahrradland Baden-Württemberg: Nicht immer sind die Perspektiven von Vielfahrern und Politikern deckungsgleich

Grünen-Ortsverbandssprecherin Saskia Deller begrüßt den Fahrradexperten Hermino Katzenstein (mit Brille) auf dem Quartiersplatz in Bruchsal.
Grünen-Ortsverbandssprecherin Saskia Deller (hinten Mitte) begrüßt den Fahrradexperten Hermino Katzenstein (mit Brille) auf dem Quartiersplatz in Bruchsal. Foto: Florian Ertl

Zu einem Tag ganz im Zeichen des Radverkehrs haben der Kreisverband Karlsruhe-Land und der Ortsverband Bruchsal von Bündnis 90/Die Grünen eingeladen. Für eine Radexkursion durch die Bruchsaler Kernstadt ist unter anderem der Grüne-Landtagsabgeordnete Hermino Katzenstein angereist. Auch Bürgerinnen und Bürger sind auf der Tour und beim anschließenden Vortrag „Auf dem (Rad)Weg Richtung Zukunft – Radverkehr in Bruchsal und Baden-Württemberg“ dabei.

Beim Ausgangspunkt der Exkursion, dem neu angelegten Quartiersplatz in der Bruchsaler Bahnstadt, finden sich an diesem Nachmittag gut zwei Dutzend Radfahrerinnen und Radfahrer ein; unter ihnen der aus Graben-Neudorf stammende Christian Heckh.

Mir ist bei ständigen Ausfällen der Bahn die Hutschnur gerissen.
Christian Heckh
Fährt 1.500 Kilometer Rad im Monat

Seit zwei Jahren fährt Heckh mit dem Rad zur Arbeit. Im Monat kommen bei ihm dadurch fast 1.500 gefahrene Kilometer zusammen. „Ich bin auf das Rad umgestiegen, weil mir bei den ständigen Verspätungen und Ausfällen der Bahn irgendwann die Hutschnur gerissen ist“, so Heckh.

Das Auto sei keine Option für ihn. Da stehe man gerade zu Hauptverkehrszeiten ja ohnehin hauptsächlich im Stau. „Mit dem Fahrrad kommt man überall durch und gerade im Stadtverkehr gibt es wahrscheinlich kein Verkehrsmittel, mit dem ein schnelleres Vorankommen möglich ist“, ist der Graben-Neudorfer überzeugt.

Kritik am Zustand von Radwegen

Bedenklich sei nur, wie schlecht Wege für den Radverkehr in Deutschland ausgebaut seien. Einige Missstände dokumentiert Heckh regelmäßig mit seinem Smartphone. Die gesammelten Aufnahmen von Radwegen, die im Nichts enden, falsch beschildert oder in desolatem Zustand sind, hat der Vielfahrer bei der Veranstaltung der Grünen dabei und präsentiert diese auch den Gästen aus der Landespolitik.

„In Sachen Radverkehr geht es in Baden-Württemberg voran“, beteuerte indes Hermino Katzenstein, Grünen-Sprecher für Fuß- und Radverkehr. Bundesweit sei das Bundesland bei Konzeption und Förderung neuer Radwege an der Spitze.

Ambitionierte Ziele brauchen mehr Werbung

„Wir konnten den Anteil des Radverkehrs in den vergangenen Jahren von acht auf zwölf Prozent steigern“, sagte Katzenstein. Gelder mancher Radverkehrs-Fördertöpfe des Bundes gingen teilweise zu 60 Prozent ins Ländle. Für Kommunen sei es wegen der zahlreichen Förderangebote eigentlich besonders attraktiv, das eigene Radwegenetz auszubauen.

Tatsächlich verfolgt die Landesregierung in Sachen Rad- und Fußverkehr ambitionierte Ziele. Bis 2030 sollen die Radverkehrsanteile auf 20 Prozent und des Fußverkehrs auf 30 Prozent der Wege steigen. Hierfür sollen 7.000 Kilometer Radnetz ausgebaut und durch 20 Radschnellwege ergänzt werden. Gleichzeitig soll auch fußgängerfreundliche Infrastruktur unterstützt werden.

Bei Radverkehrswegen tut sich in Bruchsal noch nicht genug.
Nina Wienhöfer
Botschafterin fürs Radfahren

Für das Erreichen dieser Ziele reichen Fördergelder allein aber nicht aus, meint der Landtagsabgeordnete Katzenstein: „Es braucht Aktionen wie diese, um auch bei der Bevölkerung für diese Vorhaben zu werben.“ Der stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises Verkehr der Grünen Landtagsfraktion dankt deswegen den Organisatoren des Kreis- und Ortsverbandes.

Zu diesen gehört unter anderem Nina Wienhöfer. Beim mittlerweile alljährlichen Stadtradeln war die Biologin in der Vergangenheit als Botschafterin fürs Radfahren aktiv. „Bei den Radverkehrswegen tut sich in Bruchsal etwas, aber noch nicht genug“, meint Wienhöfer. Aktionen wie die Critical Mass oder eben auch das Stadtradeln hätten dem Thema zuletzt zu mehr Aufmerksamkeit verholfen.

Erste Erfolge könnten engagierte Radfahrer mittlerweile auch vermelden. So habe die Stadt kürzlich in der Panzerstraße das erste Schild für ein Zweirad-Überholverbot in Bruchsal aufgestellt. Mit diesem ist es Autofahrern an den potenziell gefährlichen und schlecht einzusehenden Stellen verboten, Rad- und Rollerfahrer zu überholen. „Das erhöht letztlich die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer“, findet Wienhöfer.

Auf der Radexkursion nehmen die Teilnehmer diese und weitere Verbesserungen in Augenschein. Zudem werden Problemstellen, wie der Kreisverkehr am Ende der Ernst-Blickle-Straße oder die Ampelanlagen in der Werner-von-Siemensstraße, abgefahren.

Querung vor Unterführung am Bahnhof Bruchsal ist Thema

Einen ersten Verbesserungsvorschlag hat der von den Grünen als „Fahrradflüsterer“ bezeichnete der Landtagabgeordnete Katzenstein bereits am Ausgangspunkt der Exkursion: „In meinen Augen braucht es eine direkte Querungsmöglichkeit von der Bahnhofsunterführung zu dieser Straßenseite mit diesem schönen Platz.“

Manfred Schmitt von der Straßenverkehrsbehörde Bruchsal erklärt, dass hier bereits eine Lösung in Planung sei. Bis zur Umsetzung müssten Radfahrer und Fußgänger noch einen kleinen Umweg auf sich nehmen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang