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Besondere Kostbarkeit

Verabredung zur Lebensrettung: 195 Termine beim Blutspenden in Hambrücken

In Hambrücken wird über Weihnachten Blut gespendet. Wie ein Uhrwerk funktioniert dabei die Organisation. Am Ende steht die Gewissheit, ein Geschenk wie kein zweites gemacht zu haben.

Lußhardthalle Hambrücken Blutspenden DRK Blut
Platz für bis zu 16 Blutspender gleichzeitig war in der Lußhardthalle geschaffen worden. Die Ausrüstung dafür kam vom Blutspendedienst Mannheim, die an diesem Tag mit in Hambrücken arbeiteten. Foto: Holger Keller

Es sieht ein bisschen aus wie ein improvisiertes Krankenhaus – helle Deckenleuchten werfen ihr Licht in die Halle, 16 Betten mit medizinischen Gerätschaften sind aufgestellt, und auch drei Ärzte tun hier ihren Dienst. Dabei haben die Menschen, die hier liegen, eigentlich keinen Krankenhausaufenthalt nötig.

Es ist andersrum: In den Krankenhäusern ist man auf die Menschen in der Hambrücker Lußhardthalle angewiesen. Vielmehr ist es das Blut, das sie brauchen. Für viele Menschen ist es lebensnotwendig und eine Kostbarkeit.

Vom Blut wird jede Menge an diesem Mittag bei der Aktion entnommen. „Insgesamt haben wir 195 Termine an diesem Sonntag“, erklärt Claudia Gärtner vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) Hambrücken. Dreimal im Jahr ruft das lokale DRK zum Blutspenden auf – so viele Menschen wie zu Weihnachten kommen sonst nie. „Normalerweise sind es 120 bis 140 Menschen zu den Terminen im Mai und August.“

„Die Menschen kommen gerne, sie wollen etwas Gutes tun“, sagt Gärtner. Weihnachten sei eine Hochzeit für das Blutspenden, die Bereitschaft dazu zum Fest der Liebe am höchsten. Und das trotz Corona. Die Pandemie erhöht den Organisationsaufwand auch bei der Blutspende. 3G und FFP-Maske ist Pflicht während des Aufenthalts in der Halle.

Da aber alles so strikt getaktet ist und jeder der 195 Menschen im Vorfeld schon seinen Termin erhalten hat, läuft es wie am Schnürchen. „Einige begrüßen es auch, dass es feste Termine gibt“, so Gärtner. Man müsse dann nicht warten. 15 Minuten hat das DRK Hambrücken, das in der Halle vom Blutspendedienst Mannheim unterstützt wird, pro Blutspender eingeplant.

Es ist perfekt aufeinander abgestimmt. Zuerst kommt die Registrierung mit dem medizinischen Fragebogen, dann folgt der Labortest mit Blutdruck, Hämoglobinwert und dem Temperaturcheck. Einer von drei Ärzten gibt anschließend nach einem Gespräch hinter einem Sichtschutz die Freigabe, bevor man wenige Meter zu den Entnahmebetten läuft.

Lußhardthalle DRK Hambrücken Blutspende
Die Halle in Hambrücken war in verschiedene Bereiche unterteilt. Die Liegen für die Blutspenden waren seitlich aufgebaut, hier lassen sich auch die grauen Rollcontainer ausmachen, in denen das Blut temperiert wird. Foto: Holger Keller

Krankenschwester Monika Stelz vom Blutspendedienst Mannheim arbeitet zusammen mit sieben Kolleginnen an den Betten. Mit zwei Lkw hat der Dienst aus der Kurpfalz das benötigte Equipment am Sonntagmorgen nach Hambrücken gebracht. Und am späten Nachmittag wird es wieder eingeladen.

Zusammen mit temperierten Rollcontainern, in denen knapp 200 Beutel mit jeweils 500 Milliliter Blut lagern. „Bei 20 bis 24 Grad werden die gelagert“, so Gärtner. Und es ist Eile geboten. Zwei Tage ist das Blut in seinem unverarbeiteten Zustand zu verwenden – danach nur noch Teile davon.

Als Blutspender kann man sich also relativ sicher sein: Spätestens zwei Tage nach der Blutspende wird diese so kostbare Flüssigkeit ihre Verwendung finden.

Für unsere Familie ist schon Tradition, an Weihnachten Blut zu spenden.
Renate Schaser, Blutspenderin

„Für unsere Familie ist es schon Tradition, an Weihnachten Blut zu spenden“, sagt Renate Schaser, schon in der Waagrechten auf der Liege. Ob sie denn wüsste, die wievielte Spende es sei? „Ja, die 63. Blutspende. Ich möchte damit helfen.“ Auf der Liege daneben schaut ihr Sohn herüber. Er wohnt in Wilhelmshaven – zu Weihnachten kommt er ins Badische, und Blutspenden gehört dann mit dazu.

Tina Köhler ist seit mehreren Jahren beim DRK Hambrücken. Am Sonntag war es ihre neunte Blutspende – die sie zwischen ihrer Arbeit in der Halle noch untergebracht hat. „Ich verknüpfe das nun schon seit einigen Jahren“, sagt sie. Als DRK-Mitglied weiß sie, wie wichtig das Spenden ist. „Man sagt, eine Spende kann bis zu drei Leben retten“, so Köhler.

Statt des üblichen Brunches nach der Spende bekommen die knapp 200 Menschen wegen Corona Lunchpakete zum mit nach Hause nehmen – und eine DRK-Blutspendemütze. Manch anderer bekommt mit einer Blutspende von diesem Nachmittag sein Leben geschenkt.

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