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Anspruchsloses Wesen

In Oberderdingen warnt Arzt vor trügerischer Sicherheit bei Zeckenbiss

Die Zeckensaison hat bereits begonnen. Ein Mediziner informiert in einem Vortrag in Oberderdingen zu den gesundheitlichen Risiken eines Zeckenbisses.

Am häufigsten kommt in Deutschland der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) als Zeckenart vor.
Am häufigsten kommt in Deutschland der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) als Zeckenart vor. In Oberderdingen gab es Tipps zur Prävention und Nachsorge rund um Zeckenbisse. Foto: Patrick Pleul/dpa

Die momentane Wetterlage wird dem Ausdruck April-Wetter mehr als gerecht. Waren kürzlich die Tage noch sonnig bis warm, so fröstelt man nun und es regnet täglich. „Der Frühsommer hat schon im Februar bei uns begonnen, die ersten Fälle Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sind schon bekannt“, warnte Dr. Christoph Haag in seinem Vortrag vor trügerischer Sicherheit.

Vortrag über Infektionskrankheiten in Oberderdingen

Die Volkshochschule Karlsruhe-Land (VHS) hatte in Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg zum Vortrag „Bekannte und neue parasitäre Infektionskrankheiten im Zeichen des Klimawandels“ ins Alte Rathaus Oberderdingen eingeladen.

Der Einladung waren mehr als 15 Interessierte gefolgt. Nach einer kurzen Begrüßung durch Lieselotte Hess von der Volkshochschule Karlsruhe-Land begann Christoph Haag, der als Allgemeinmediziner gut 40 Jahre in Flehingen eine eigene Praxis führte, mit dem Vortrag.

„Gemeiner Holzbock“ ist in ganz Süddeutschland gefürchtet

Gefürchtet und weitverbreitet ist in Süddeutschland der „Gemeine Holzbock“, den man gerne als Zecke tituliert. Sie sei ein recht anspruchsloses Wesen und auch sehr widerstandsfähig. Laut Haag könnten ausgewachsene Zecken bis zu einem Jahr ohne Nahrung, also Blut, überleben.

Die Zecken warten geduldig im halbhohen Gras.
Dr. Christoph Haag
Arzt

Auch ein Vollwaschgang in der Waschmaschine würde einer Zecke nichts anhaben können. „Die Zecken warten geduldig im halbhohen Gras, bis ein potenzielles Opfer vorbeikommt, an das sie sich abstreifen lassen“, erklärte der langjährige Landarzt. Zecken reagierten auf Ausdünstungen, da sie blind seien.

„Wie kommt es, dass manche Menschen regelrecht Zecken anziehen und andere nicht? Hat das etwas mit dem Blut zu tun?“, wollte eine Teilnehmerin wissen. Der Fachmann attestierte, dass die Gerüche mancher Menschen anziehender auf Zecken wirkten. Als bestes Mittel nach einem Tag im Freien wurde das Absuchen des Körpers, vor allem der Genitalien und des Nackens, am Abend empfohlen.

Wenn man eine Zecke findet, entfernt man diese sofort.
Dr. Christoph Haag
Arzt

„Wenn man eine Zecke findet, entfernt man diese sofort. Der Saugvorgang muss unbedingt unterbrochen werden“, machte Haag deutlich. Aus dem Publikum kam die Frage auf, ob es nicht schlecht sei, wenn man dies nicht fachgerecht machen würde. „Nein, der Saugvorgang muss unterbrochen werden“, so Haag.

Sollte man beim Wandern unterwegs sein, könnte man zur Not auch die Fingernägel benutzen. Entsprechende Werkzeuge wie eine Pinzette seien zwar besser, aber die Unterbrechung des Saugvorgangs der Zecke sei das Wichtigste. Einen Notarzt solle man deswegen nicht holen, aber es könne nicht schaden, den Hausarzt aufzusuchen.

Zecke kann bei Biss Krankheiten übertragen

Die Zecke kann bei ihrem Biss Krankheiten übertragen. Die für die Borreliose verantwortlichen Borrelien würden erst nach zehn bis zwölf Stunden übertragen. Daher habe man hier in der Regel noch genügend Zeit zu handeln. Man sollte den Zeckenstich beobachten, eine Rötung sei nach der Entfernung der Zecke normal.

Sobald eine Wanderrötung entstünde, müsse der Arzt aufgesucht und mit einer Antibiotika-Therapie begonnen werden.

Die FSME-Viren würden dagegen sofort übertragen. Die Krankheit, oft auch als Hirnhautentzündung bezeichnet, könne gerade bei Menschen im höheren Alter sehr gefährlich werden. Hier sei der beste Schutz die Impfung. „Die Impfung ist früher in Verruf geraten, aber der neue Impfstoff ist sehr gut“, sagte Haag.

Mücken sind weitere Krankheitsüberträger

Neben der Zecke widmete sich der Fachmann weiteren Krankheitsüberträgern. Vor allem Mücken wurden ausgemacht. Durch den Klimawandel siedelten sich inzwischen neue Arten an, aber in der Regel brächten die Menschen eine Infektion aus dem Urlaub mit, die dann erst nach der Heimkehr in Deutschland ausbrechen würde.

Als Beispiele wurden das Dengue-Virus, Gelbfieber oder Malaria genannt. Für Malaria gebe es inzwischen eine Impfung, weltweit würden etwa 600.000 Menschen an der Krankheit sterben.

Nach gut einer Stunde beendete der Referent unter dem Applaus der Anwesenden seinen Vortrag. Alle Nachfragen wurden beantwortet.

„Mir hat der Vortrag super gefallen. Das Thema hat mich im Vorfeld interessiert und ich wurde nicht enttäuscht“, meinte Sonja Büchler im Anschluss gegenüber dieser Redaktion. „Ich bin nun sehr gut informiert und hoffe, mit dem Wissen gut durch den Sommer zu kommen“, fasste Friedrich Schaude zusammen.

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