Eher zum Sommer- denn zum Herbstfest ist der verkaufsoffene September-Sonntag geraten. Steppke Hugo zupft an seinem T-Shirt: „Bin total verschwitzt.“ Seine Eltern lächeln. Trotz 30 Grad im Schatten kommen Tausende im Lauf des Nachmittags ins Bruchsaler Stadtzentrum.
Das spielt den über 90 Einzelhandelsgeschäften, Gastronomen und Anbietern von Informations- und Aktionsständen in die Hände. Allerdings will Sven Wipper zufolge „bei der Wärme wohl niemand Kleidung probieren.“
Doch auch der Vorsitzende des Branchenbundes Bruchsal ist zufrieden. Nur eines ärgert ihn. Er kündigt an, den Ausschluss des Industriegebiets Mantel juristisch prüfen zu lassen.
Ohne die Firmen am Mantel ist die Veranstaltung schwieriger zu finanzieren.Sven Wipper
Branchenbund Bruchsal
Gründe dafür sind der Ärger der Händler draußen vor der Stadt und die Kosten. „Ohne die Firmen am Mantel ist die Veranstaltung schwieriger zu finanzieren“, sagt Wipper. Laut Ladenöffnungsgesetz dürften nur Firmen teilnehmen, die fußläufig erreichbar sind.
Im August war vorgesehen, Wohnmobile – bisher hatten sie am Mantel viel Raum – am Schloss bei den Autohäusern zu präsentieren. Wohnmobile sind zu sehen, jetzt am Otto-Oppenheimer-Platz. Die Verkäufer legen sich ins Zeug. Eine junge Mutter, Stefanie, lässt sich zeigen, wie die Rückbank eines VW-Busses in weniger als 20 Sekunden zum Bett umzubauen ist.
Automeile mit dünnerem Angebot, aber vielen Interessenten
Ein paar Meter weiter schimpft aber ein 54-Jähriger: „Das ist ein Witz, nur vier Wohnmobile.“ Er schüttelt seinen Kopf, will aber seinen Namen nicht nennen, nur das Alter.
Auf der Automeile sagt auch Christian Dorn, er vermisse den Mantel und sein großes Angebot. Er ist mit Frau und Kind „fast durch für heute“. Auf der Strecke zwischen Damianstor und Innenstadt fehlen die Autohäuser großer deutscher Hersteller.
Thomas Brecht von Toyota Drexler führt das darauf zurück, dass sich viele Menschen eher im Frühjahr für Autos interessierten. Ford Lauber und das Autohaus Zschernitz haben ihre Autos dagegen glänzend in der Sonne präsentiert. Sie stoßen auf Interesse.
Bruchsaler Kinder wie im Paradies zwischen Spielzeugständen
Regelrechtes Gedränge und Geschiebe herrscht auf dem Flohmarkt-Areal. Die Publikumsdichte verleidet genüssliches Schauen. Aber Kristallgläser, Secondhand-Kleidung oder Schallplatten finden Absatz. Und viele Kinder umlagern Lego-Stände oder schauen nach pastellfarbenen Einhörnern.
Der siebenjährige Paul ist fündig geworden. Strahlend zeigt er einen von zwei Lego-Druiden. „Die gehören zu den Separatisten“, erläutert er zur Geschichte hinter den Star-Wars-Figuren.
Am späteren Nachmittag verteilt sich die Menge zwischen Bahnhof und Schlossachse, zwischen Hoheneggerstraße und Kübelmarkt. Und während es Crêpes, Steaks oder Burger neben vielem anderen gibt, fehlen musikalische und andere Auftritte. Nur eine vierköpfige Band Jugendlicher unterhält zwischen St. Vinzentius und Betten Mangei, wenn auch mit Niveau.
Auch die Bühne der Tanzschule Wipper wird vermisst. „Die Tansshow hab´ ich immer gern angeschaut“, bedauert Seniorin Jutta Eckert. Sie schiebt ihren Rollator an und verpasst eine Mini-Aufführung der Cheerleader vom Rebels Football Club Bruchsal.
Wippers Tanzshow ist im Frühjahr zurück in Bruchsal
Wipper erläutert, er sei zwecks Organisation für den neuen Citymanager eingesprungen. Der beginne seine Arbeit in Kürze. „Ist schon merkwürdig, wenn das eigene Unternehmen hinter dem Ehrenamt zurückstehen muss.“ Fürs Frühlingsfest verspricht er aber wieder seine Tanzshow.
Wirtschaftsförderin Birgit Welge zieht ein positives Fazit angesichts Zahl und „Interesse der Menschen an unseren Ständen“. Beim Fairtrade-Stand der Stadt hat sich die Fachschule für Sozialpädagogik Sancta Maria angeschlossen, um dem Thema auch in der Ausbildung von Erzieherinnen Gewicht zu verleihen.
Lisa Mücke vom Stadtmarketing Bruchsal hebt die gute Stimmung hervor. „Der Umsatz der Händler muss im Nachgang evaluiert werden“, so Mücke.
Der Tag des Herbstfestes diene eher der Wahrnehmung als dem direkten Geschäft, meint Wipper. „Wollen Sie einkaufen, wenn es überall so voll ist? Na, eben“, sagt er. Die Bruchsalerinnen und Bruchsaler haben allerdings, wie wohl viele Auswärtige wieder, den Sommer ausklingen lassen, ob mit Freunden oder zu zweit.
Positiv äußert sich letztlich auch Conny Petermann. Die Erste Polizeihauptmeisterin ist Einstellungsberaterin beim Präsidium Karlsruhe. „Es gab einige, die sich an unserem Polizeistand an Praktika interessiert zeigten, und andere fragten nach Bedingungen für den Einstieg bei der Polizei.“ Ein gelungener Tag aus ihrer Sicht.