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Am Hardtsee

In der Nacht werden sie aktiv: Fledermausexkursion in Ubstadt-Weiher

Diplombiologin Brigitte Heinze bringt die dunklen Flattertiere den Zuhörern bei einer Fledermausexkursion in Ubstadt-Weiher näher. Mit dabei hat sie einen Fledermausdetektor. Was es damit auf sich hat.

Künstliches Licht, der zunehmende Insektenschwund und der Verlust an frei zugänglichen Dachstuben und anderen Verstecken seien Schuld daran, dass Fledermäuse immer seltener werden, erklärte die Fledermausexpertin Brigitte Heinze.
Künstliches Licht, der zunehmende Insektenschwund und der Verlust an frei zugänglichen Dachstuben und anderen Verstecken seien Schuld daran, dass Fledermäuse immer seltener werden, erklärte die Fledermausexpertin Brigitte Heinze. Foto: Karl-Josef Hildenbrand

„Da ist eine“, ruft einer der Teilnehmer der Fledermaus-Exkursion am Donnerstag-Abend in Ubstadt-Weiher begeistert und zeigt mit dem Finger nach oben. 25 Augenpaare folgen neugierig seinem Finger und tatsächlich ganz kurz ist ein kleines dunkles Flattertier vor dem schwarzen Himmel zu sehen, bevor es im Schatten einer Hecke am zwischen Ubstadt und Weiher gelegenen Hardtsee verschwindet.

Diplom-Biologin und Fledermaus-Expertin leitet Exkursion

Es war die erste Fledermaus, die an diesem späten Sommerabend nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen war. Deshalb war die Enttäuschung über den kurzen Besuch groß. „Die hat vielleicht nur einen kurzen Ausflug gemacht“, vermutet einer der Teilnehmer.

25 verschiedene Arten leben in Deutschland.
Brigitte Heinze
Fledermausexpertin

„Nein, Fledermäuse fliegen nicht nur zum Vergnügen, die müssen ihren Ranzen vollkriegen“, antwortet ihm die Heidelberger Diplom-Biologin und Fledermausexpertin Brigitte Heinz. Die Leiterin der Koordinationsstelle für Fledermausschutz Nordbaden führte die 25 Fledermausbegeisterte über das Gelände des Freizeitzentrums Hardtsee.

Mit Fledermausdetektor unterwegs

Eingeladen zu der Veranstaltung hatte die Naturschutzgruppe „Alternative Ecke“ aus Ubstadt-Weiher. „Wir veranstalten schon seit zwei Jahren Fledermausexkursionen für Kinder, dabei haben uns die Eltern der Kinder gefragt, warum wir so was nicht auch einmal für Erwachsene machen“, erklärt die Zweite Vorsitzende des Vereins, Margret Börgerding, warum die Naturschützer zu einem Fledermaus-Informationsabend geladen hatten.

Die erste Fledermaus, die sich dann an diesem Abend blicken ließ, war eine Breitflügelfledermaus. „Diese Art geht meist am Rand von Hecken oder an Waldrändern auf die Jagd“, erklärte Brigitte Heinz. Erkannt beziehungsweise gehört hatte sie die Art mit ihrem Fledermausdetektor. „Fledermäuse orten die Insekten, die sie nachts jagen, ja durch die Ultraschall-Echoortung und dabei nutzt jede Art ihre eigene artspezifische Frequenz“, erklärte die Biologin, wie ein Fledermausdetektor funktioniert.

Das kleine handliche Gerät zeichnet die für menschliche Ohren weitgehend unhörbare Fledermausrufe nämlich auf und gibt sie dann als hörbare, jede Art kennzeichnete Knacklaute wieder.

Das erfuhren die Fledermaus-Begeisterten schon vor der eigentlichen Führung am Hardtsee im benachbarten Jugend- und Familienzentrum der Gemeinde Ubstadt-Weiher. Dort führte die Heidelberger Biologin sie in einem gut einstündigen Bilder-Vortrag in die Welt der nachtaktiven Insektenjäger ein.

Fledermäuse werden immer seltener

„25 verschiedene Arten leben in Deutschland und das sind die einzigen Tiere, die gezielt nachtaktive Insekten jagen“, berichtete Brigitte Heinze und stellte einige der Arten mit spektakulären Fotos vor.

Künstliches Licht, der zunehmende Insektenschwund und der Verlust an frei zugänglichen Dachstuben und anderen Verstecken seien Schuld daran, dass Fledermäuse immer seltener werden, erklärte die Fledermaus-Expertin.

Um dagegen etwas zu unternehmen, war Angela Dänner mit ihrem Mann zur Fledermausführung gekommen. „Uns interessiert, wo die Fledermäuse, die wir rund um unser Haus und in unserem Garten abends fliegen sehen, leben und wie wir ihnen in oder an unserem Haus eine Unterkunft bieten könnten“, erklärt die Frau aus Stettfeld.

Damit bestätigte sie auch ein wenig, was zuvor schon das neue Vorstandsmitglied der Bruchsaler Naturschutzgruppe Agnus, Timo Kern gesagt hatte. „Über das Vorkommen von Fledermäusen ist in einer Stadt oder in einem Dorf oft wenig bekannt“, erklärte der erst vor Kurzem aus München nach Bruchsal gezogene Mitarbeiter der Süddeutschen Zeitung.

Teilnehmer der Exkusrion stoßen auf drei Fledermausarten

Tatsächlich wissen selbst die lokalen Naturschutzgruppen oft viel über Vögel, Insekten oder Pflanzen in ihrer Region, aber kaum etwas darüber, welche Fledermausarten in ihrer Gemeinde leben. Das räumt auch der Vorsitzende der Naturschutzgruppe Alternative Ecke, Peter Grabitz ein. „Ich habe erst kürzlich entdeckt, dass wir eine Fledermauskolonie in unserem Haus in Zeutern haben, aber ich habe keine Ahnung, welche Art es sein könnte“, sagt der Fachmann für die heimische Vogelwelt

Immerhin wissen er und die anderen Naturschützer aus Ubstadt-Weiher jetzt, dass neben der Breitflügel-Fledermaus auch die Zwergfledermaus und der Große Abendsegler in ihrer Gemeinde jagen. Diese drei Arten konnte Brigitte Heinze am Donnerstagabend mit ihrem Fledermausdetektor nämlich erkennen. Nicht viel, aber die Biologin war dennoch zufrieden. „Viel mehr kann man zu dieser relativ frühen Nachtstunde nicht erwarten, einige Arten kommen nämlich erst später in der Nacht aus ihren Verstecken“, erklärte sie.

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