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Wildschweine im Gehege

Ausflugsziel Wildschweingehege: Im Tierpark Karlsdorf steht das letzte seiner Art

Während die Wildschweinpopulation in den Wäldern weiter wächst, werden immer weniger Wildschweine in Gehegen und Parks gehalten. Das Wildschweingehege in Karlsdorf ist das einzige im ganzen Landkreis Karlsruhe.

Wildschweingehege, Peter Blümle und Maria Braginez
Peter Blümle und Maria Braginez am Wildschweingehege. Foto: David Heger

Es grunzt und schmatzt, als die borstige Wildschweindame mit ihrem Nachwuchs im Schlepptau Peter Blümle erblickt. Was für den normalen Waldbesucher eine riskante Begegnung wäre, ist hier im Erlenwald im Süden Karlsdorfs ganz ungefährlicher Alltag.

Doch Vorsicht im Umgang mit den Borstentieren lässt Blümle, der Vorsitzende des Vogelzucht und Schutzvereins Karlsdorf, dennoch walten: Für die Fütterung der ausgewachsenen Bache und ihren vier Jungtieren, die im Gehege des vereinseigenen Tierparks zuhause sind, ist deshalb auch ein geschulter Futtermeister zuständig, erklärt er, während er der kleinen Rotte Salatblätter sicher abgeschirmt durch den Zaun zuwirft.

Das einzige Wildschweingehege im Landkreis

„Unser Wildschweingehege ist eben kein Streichelzoo“, ergänzt seine Co-Vorsitzende Maria Braginez, die sichtbar stolz über ihre borstigen Schützlinge ist – denn diese sind gewissermaßen die letzten ihrer Art.

Während die Schwarzwildpopulation in den Wäldern weiter wächst, werden immer weniger Wildschweine in Gehegen und Parks gehalten. „Das Wildschweingehege in Karlsdorf ist das einzige im ganzen Landkreis“, weiß Martin Schmitt, der als Tierarzt am Landratsamt für die Kontrolle der rechtlichen Vorgaben bei der Wildtierhaltung in der Region zuständig ist.

Für viele Vereine war die Jahrtausendwende „ein Bruch in Sachen Wildschweinhaltung“, erklärt der Veterinär: „Durch die Ausbreitung der Schweinepest in Deutschland wurden die Haltungsauflagen deutlich verschärft.“ Weil in Wildparks gehaltene Tiere in engerem Kontakt zu Menschen stehen als ihre Artgenossen in freier Wildbahn, soll durch doppelte Zäune und Elektrodrähte verhindert werden, dass sich die für die Tiere oft tödlich verlaufende Krankheit zwischen den Rotten überträgt.

Unachtsame Besucher können die Schweine krank machen

Schuld daran, so Schmitt, sei auch die Unbedarftheit mancher Parkbesucher, die trotz Hinweisschildern immer wieder versuchen, die Borstentiere zu füttern. Weil die für Menschen ungefährlichen Schweinepest-Viren gerade in Fleischprodukten wie Schinkenwurst oder Salami lange überdauern, besteht die Gefahr, dass Tiere in den Wildparks durch achtlose Fütterung erkranken.

Doch sprichwörtlich um die Wurst geht es nicht nur beim Gesundheitsschutz der Tiere: Denn obwohl die Borstenschweine in den Parks gefragte Publikumslieblinge sind – bejagt werden die paarungsfreudigen Tiere auch im Gehege, allein schon, weil eine Bache jedes Frühjahr im Schnitt sechs Frischlinge zur Welt bringt.

Im Vogelpark Karlsdorf hingegen ist kein Nachwuchs in Aussicht: Hier muss sich die Wildschweindame gerade mit ihrem Single-Dasein begnügen. Weil das rund 2.000 Quadratmeter große Gehege seit über 40 Jahren ununterbrochen von borstigen Allesfressern bewohnt wurde, ist der Waldboden inzwischen stark verdichtet. „Wir renovieren unser Gehege und schaffen deshalb die Wildschweine ab“, erklärt Maria Braginez. Die Bauarbeiten zur Neugestaltung laufen bereits. Welche tierischen Bewohner das frische Gehege beziehen sollen, steht für die Vereinsvorsitzende schon fest: „Bestimmt werden es wieder Schweine.“

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