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Food-Sharing

Teilen statt wegwerfen: Food-Sharing in Bruchsal ist im Trend

Lebensmittel über den Mindesthaltbarkeitsdatum dürfen nicht mehr verkauft werden. Essbar sind sie aber meistens noch. Damit sie nicht im Müll landen, sammelt die Initative „Foodsharing” die Lebensmittel ein und bringt sie an „Fair-Teiler”-Stationen.

Drei Frauen stehen am Foodsharing Regal in Neuthard
Frisch aufgefüllt: Barbara Leichsenring, Julia Meinel und Anja Stölzel haben den Fair-Teiler-Schrank in Karlsdorf-Neuthard mit Lebensmitteln bestückt. Foto: Tanja Schmith

Offene Kekspackungen, Äpfel mit braunen Stellen oder Tütensuppen über dem Mindesthaltbarkeitsdatum – verkaufen können Supermärkte die Produkte nicht mehr. Essbar sind sie aber noch. Mit der 2012 gegründeten Initiative „Foodsharing” retten inzwischen rund 77.000 Ehrenamtliche deutschlandweit Lebensmittel vor dem Mülleimer.

Seit 2019 gibt es die Initiative auch im Raum Bruchsal. Das Essen zu retten, dafür engagieren sich hier unter anderem Julia Meinel, Barbara Leichsenring und Anja Stölzel.

200 Food-Saver im Raum Bruchsal

Das Prinzip Foodsharing ist leicht erklärt. „Wir bauen Kooperationen mit verschiedenen Unternehmen auf und holen Lebensmittel ab, die nicht mehr verkauft werden können”, sagt Leichsenring. Das können Supermärkte, Bäckereien oder Kantinen sein. „Im Raum Bruchsal haben wir 22 Betriebe, die uns Lebensmittel geben”, so Leichsenring. Rund um Bruchsal gibt es über 200 ehrenamtliche „Food-Saver”, also Lebensmittel-Retter, die die liegengebliebenen Lebensmittel abholen. Die Äpfel, Kartoffeln oder Müslipackungen werden dann zu sechs Stationen gebracht, den „Fair-Teiler”-Schränken.

Schön ist es, wenn auch Fremde was rein legen
Julia Meinel, Food-Saverin

Die drei Frauen betreuen mit anderen Food-Savern aus der Region die sechs Fair-Teiler-Stationen. Lebensmittel vorbeibringen und abholen kann jeder, man muss kein Mitglied der Initiative sein. „Schön ist es, wenn auch Fremde was reinlegen”, freut sich Meinel. „Das sind dann oft Konserven oder Grillsoßen.” Die Fair-Teiler gibt es beispielsweise in Ubstadt und in Untergrombach. An einigen Stationen, unter anderem in Neuthard, gibt es Kühlschränke, sodass es auch Kühlprodukte wie Joghurt gibt.

Alle sechs Fair-Teiler sind stark frequentiert

Die sechs Fair-Teiler seien beliebt. „Die sind alle gut frequentiert”, sagt Stölzel. Wenn ein Schrank neu mit Lebensmitteln aufgefüllt wurde, teilen die Mitglieder die Information auf Facebook. Dann kann das sehr schnell gehen. „Da ist der Schrank teilweise nach einer halben Stunde schon wieder leer”, erzählt Leichsenring. Aufgefüllt wird der Schrank von den ehrenamtlichen Essensrettern nicht regelmäßig – im Schnitt einmal pro Woche.

Da bekommt man beim Kochen automatisch neue Ideen, wenn man auf einmal ein paar Kilo Radieschen hat.
Anja Stölzel, Food-Saverin

„Süßigkeiten sind sofort weg. Aber auch Obst, zum Beispiel Äpfel, sind sehr beliebt”, sagt Meinel. „Brot geht auch immer gut, das ganze Jahr über”, ergänzt Leichsenring. Liegenbleiben würde wenig, ab und zu Gemüse wie Lauch oder Pastinaken. Damit möglichst keine Lebensmittel im Müll landen, kontrollieren die Food-Saver die Schränke mindestens alle zwei Tage.

Foodsharing Regal
Selbstbedienung: Am Foodsharing Regal in Neuthard kann sich jeder bedienen. Beliebt sind Süßigkeiten, Obst und Gemüse. Foto: Tanja Schmith

Bevor etwas verdirbt, nehmen sie beispielsweise Gemüse selbst mit nach Hause. „Ich probiere gerne was Neues beim Kochen aus. Da bekommt man automatisch neue Ideen, wenn man auf einmal ein paar Kilo Radieschen hat”, meint Stölzel.

Das Prinzip der „Fair-Teiler” kannten Meinel und Leichsenring aus Karlsruhe. „Wir waren uns nicht sicher, ob das hier auf dem Land auch funktioniert”, erinnert sich Leichsenring an die Anfangszeit. „Aber es klappt sogar besser.” Probleme mit Vandalismus hätte es bisher nicht gegeben. „Das ist der Vorteil auf dem Dorf. Da kennt man sich”, meint sie.

Fair-Teiler unterstützen Obdachlose während der Corona-Pandemie

Besonders während des Corona-Lockdowns waren die Fair-Teiler gefragt. „Als zum Beispiel die Tafeln geschlossen hatten, sind wir eingesprungen und haben Obdachlose unterstützt”, sagt Leichsenring.

Das Angebot wurde dankbar angekommen und fand großen Anklang. „Wir wollten den Tafeln keine Konkurrenz machen, sondern sie unterstützen. So sind auch neue Kontakte entstanden”, betont Leichsenring.

Bretten soll erschlossen werden

Das Foodsharing-Netzwerk soll weiter wachsen. Nach Angaben der Initiative gibt es deutschlandweit bereits 838 Stationen, an denen etliche Lebensmittel getauscht werden. „Wir haben oft Anfragen aus Bretten. Das Gebiet wird hoffentlich bald erschlossen”, sagt Leichsenring. Ein Fair-Teiler kann fast überall entstehen, in Kooperation mit Gemeinden oder Kirchen oder auf Privatgrundstücken. „Wichtig ist, dass die Regeln und die Hygienepläne eingehalten werden”, sagt Leichsenring.

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