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Hohe Auflagen

Kurden sagen ihren Demonstrationsmarsch durch Baden ab

Der geplante Kurdenmarsch quer durch Baden von Mannheim über Bruchsal, Karlsruhe, Rastatt nach Straßburg ist nun doch abgesagt worden. In der Vergangenheit war es immer wieder zu Auseinandersetzungen am Randes des Marschs gekommen.

Sie fordern Freiheit für Abdullah Öcalan: Jedes Jahr machen sich Kurden auf einen Fußmarsch nach Straßburg. Doch dieses Jahr macht Corona ihnen einen Strich durch die Rechnung.
Sie fordern Freiheit für Abdullah Öcalan: Jedes Jahr machen sich Kurden auf einen Fußmarsch nach Straßburg. Doch dieses Jahr macht Corona ihnen einen Strich durch die Rechnung. Foto: Martin Heintzen

Der Kurdenmarsch, der am 5. Februar im hessischen Hanau mit dem Ziel Straßburg starten sollte, ist abgesagt. Eigentlich hatten Kurden vor, wie in vielen Jahren zuvor auch, zu Fuß über Mannheim, Bruchsal, Karlsruhe, Rastatt und Kehl zu marschieren. Sie gedenken damit der Festnahme des PKK-Anführers Abdullah Öcalans am 15. Februar 1999 in Kenia.

Mit ihrem Marsch wollen sie auf die noch immer ungeklärte Kurdenfrage aufmerksam machen und den Blick auch auf die Haftbedingungen Öcalans in der Türkei richten.

„Der Veranstalter selbst hat den Marsch abgesagt“, erklärt Michael Wernthaler auf BNN-Anfrage. Wernthaler ist bei der Bruchsaler Bereitschaftspolizei, die den Marsch in den vergangenen Jahren begleitet hatte.

Polizei erwartete etwa 150 Teilnehmer täglich

Eigentlich war alles vorbereitet und angemeldet, die Bereitschaftspolizei hatte mit der minutiösen Planung begonnen. Etwa 150 Menschen wurden im Schnitt auf der Strecke erwartet. Doch im Gespräch mit dem Anmelder habe man vor allem auf die Corona-Auflagen aufmerksam gemacht, erklärt der Leiter der Führungsgruppe, Wernthaler – Masken, Abstand. „Da gab es schon erhebliche Bedenken“, schildert er.

Gerade weil der Zug auch durch den Corona-Hotspot Mannheim laufen sollte, mit einer zwischenzeitlichen Inzidenz von 300. Lautes Singen, Rufen – all das gehört traditionell zu den Märschen, in Pandemiezeiten allerdings höchst problematisch.

Rheinüberquerung nur mit Coronatest?

Die Teilnehmer legten in der Vergangenheit täglich bis zu 30 Kilometer zu Fuß zurück. Sie wurden unterwegs mit Essen versorgt, übernachteten in Hallen oder bei Freunden und Verwandten an der Strecke. Auch die Überquerung des Rheins auf der Europabrücke in Kehl schien in den Vorgesprächen besonders problematisch. Man hätte von allen Teilnehmern negative Coronatests benötigt.

Die Entscheidung der Kurden fiel: Der Veranstalter sagte den Marsch ab, wollte aber zunächst noch an lokalen Demonstrationen festhalten. „Aber auch das war problematisch“, so schildert es Wernthaler gegenüber bnn.de. Wo sollten die Teilnehmer übernachten? Im Moment erlaubt die Corona-Verordnung nur eine Person pro Haushalt.

Schließlich entschied man sich für eine generelle Absage – bereits im zweiten Jahr in Folge. Auch im vergangenen Jahr war Corona bereits ein Thema beim Kurdenmarsch: Damals liefen die Demonstranten von Hessen an nur einem Tag nach Mannheim und dann weiter in die Pfalz und Frankreich. Der badische Landesteil war nicht betroffen.

Gewalttätige Auseinandersetzungen am Rande der Strecke

Entlang der geplanten Strecke atmet man nun auf. Auch für die Ordnungsämter der Städte und Gemeinden war der Kurdenmarsch schon oft ein heikles Thema. Immer wieder kam es am Rande des Marschs, etwa nach der abendlichen Auflösung, zu Provokationen und handfesten Auseinandersetzungen. Gerade in Bruchsal oder in Rastatt gerieten Kurden mit nationalistischen Türken aneinander. 2016 etwa wurde in Rastatt eine Polizistin verletzt. 2017 gab es Auseinandersetzungen in Bruchsal, bei denen ein Mann schwer mit einem Messer verletzt wurde.

Die Polizei war meist mit einem Großaufgebot vor Ort und begleitete die Marschierer während der gesamten Strecke auch mit Polizeipferden. Oft waren über Tage mehrere Hundert Kräfte gebunden. Und oft kollidierte der Marsch mit der Faschingszeit, musste wegen Faschingsumzügen umgeleitet werden. Mehrmals wurde die Veranstaltung aufgrund der Ausschreitungen auf halber Strecke abgebrochen, auch weil sich Demonstrationsteilnehmer nicht an Auflagen hielten, etwa verbotene Flaggen der PKK zeigten. Die PKK gilt in Deutschland als Terrororganisation.

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