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200 Jahre Firmengeschichte

Mälzerei in Bruchsal-Heidelsheim hofft auf Geothermie

Die Malzfabrik Durst in Bruchsal-Heidelsheim stellt Produkte für die Biere aus der ganzen Welt her. Was hatte es mit einem brodelnden Gully in der Markgrafenstraße auf sich?

Zwei Männer in einer technischen Anlage
Julian Hoffmann und Thomas Schumacher zeigen die Einrichtung im neuen Weichebereich der Malzfabrik Durst in Heidelsheim. Foto: Carmen Hardock

Wer nach Heidelsheim kommt, kann sie nicht übersehen: Die Malzfabrik Durst. Seit fast 200 Jahren prägt sie das Ortsbild und ist heute noch erfolgreich in Betrieb. Mit rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist sie eine der wenigen noch bestehenden Mälzereien in Deutschland. Bis vor wenigen Jahren als Familienbetrieb geführt, gehört sie heute einer Genossenschaft an. „Von Heidelsheim aus beliefern wir die ganze Welt“, berichtet Geschäftsführer Thomas Schumacher.

„Wir nehmen Gerste, oft direkt von den Feldern vor Ort, und verarbeiten sie im Produktionsprozess zu Malz. Dabei wird die Gerste erst eingeweicht, dann lassen wir sie keimen und trocken sie zu einem lagerfähigen Malz“, erklärt Betriebsleiter Julian Hoffmann.

In der sogenannten Weiche saugen sich die Körner sich mit Wasser voll, danach gelangen sie in einen Keimkasten. Dort kommen Stoffwechselprozesse in Gang. Doch bevor der Wurzelkeim aus dem Korn wächst, wird der Prozess abgebrochen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trocknen und erhitzen das Getreide – Malz entsteht.

Malz aus Heidelsheim steckt in Bieren aus der ganzen Welt

Abnehmer sind Brauereien auf der ganzen Welt. In Heidelsheim werden 55.000 Tonnen Malz pro Jahr produziert. „Das Schöne bei einer Ernte wie in diesem Jahr ist, dass wir komplett regional beliefert werden. In einem 200-Kilometer-Radius um Heidelsheim bekommen wir die Gerste angeliefert“, freut sich Hoffmann. „Wir sind sehr daran interessiert, dass die Bauern aus der nächsten Umgebung an uns liefern“, betont auch Schumacher.

„Gerade in Japan werben unsere Kunden mit uns und unseren Landwirten für die besondere Qualität. Unter unserer Vermittlung waren Landwirte von hier auch schon in Japan auf gemeinsamer Werbetour.“ Einmal jährlich besuchen Kunden die Heidelsheimer Anlage. Dann steht ein Ausflug auf das Feld auf dem Programm und gemeinsam begutachtet man die Ernte.

Beim Umgang mit Naturprodukten und Hitze können auch unvorhergesehene Vorfälle passieren: Im Sommer sorgte ein brodelnder Gullydeckel für Aufsehen in der Markgrafenstraße. Hoffmann erklärt: „Im Einweichprozess ist etwas passiert, was nicht sein sollte.“ Durch ein verstopftes Sieb und aufgestautes Wasser sei Flüssigkeit „übergeschwappt“. „Wir haben das Problem behoben und in Kürze wird hier ein Druckdeckel angebracht.“ Er stehe persönlich als Ansprechpartner zur Verfügung, sagt Hoffmann, gerade für die Nachbarschaft im Wohngebiet. Ein offenes Ohr bei Fragen und Problemen sei wichtig.

Im Zuge der Energiekrise haben die Verantwortlichen der Malzfabrik gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Verband Ideen entwickelt, wie Nachhaltigkeit möglich sein soll. Man führe im Austausch mit anderen Mälzereien viele Gespräche. „Wir hier in Heidelsheim hoffen auf die Erdwärme, die Geothermie, da wir mit hohen Temperaturen agieren“, betont Schumacher. „Energie wieder aus unserem Prozess zu gewinnen ist heute noch so aufwendig, dass die Rentabilität noch nicht besteht.“

Und was macht die Arbeit in einer Malzfabrik so besonders? „Ich bin Brauer geworden, weil ich großes Interesse am Bier hatte. Es ist eine schöne Arbeit mit vielen Facetten“, freut sich Hoffmann. Das ganze Jahr hindurch sind Auszubildende verschiedener Brauereien im Haus, denen sie die Aufgaben in der Mälzerei nahebringen und damit zum Lehrerfolg beitragen.

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