Die Notaufnahmen der Kliniken der RKH Gesundheit in den Landkreisen Ludwigsburg, Enzkreis und Karlsruhe kommen zunehmend selbst in Not: Sie sind überfüllt und an ihrer Belastungsgrenze, wie Alexander Tsongas mitteilte, Sprecher der RKH Kliniken. Die Konsequenz seien längere Wartezeiten für die Patienten.
Auch die Kliniken in Bruchsal, Bretten und Mühlacker sind betroffen. Sie spüren laut Tsongas die reduzierten Öffnungszeiten der Notfallpraxen.
Wir stehen mit dem Rücken zur Wand.Alexander Tsongas
Sprecher der RKH-Kliniken
Seitdem kämen zehn bis 15 Prozent mehr Patienten in die Notaufnahmen der Krankenhäuser. „Die Situation hat sich zugespitzt. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagte Tsongas dieser Redaktion.
Die niedergelassenen Ärzte betreiben die Notfallpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). So stellen sie den ambulanten ärztlichen Notdienst sicher.
Die Notaufnahmen der Kliniken sind eigentlich nur für schwere Notfälle gedacht. Trotzdem suchen viele Patienten laut Mitteilung direkt die Kliniknotaufnahme auf.
Es kämen Patienten außerhalb der Öffnungszeiten ihres Hausarztes, Menschen, die keinen Hausarzt haben und Patienten, die sonst lange auf einen Arzttermin warten müssten.
Verkürzte Dienstzeiten der Notfallpraxen treffen RKH-Kliniken hart
Erschwerend kommt laut RKH-Kliniken dazu, dass die Kassenärztliche Vereinigung seit November die Zeiten des Bereitschaftsdienstes der KV-Notfallpraxen reduziert hat.
Grund war ein Urteil des Bundessozialgerichts. Acht Notfallpraxen in Baden-Württemberg schlossen deshalb vorübergehend, darunter die Praxis in Waghäusel-Kirrlach.
Die Folge: Es kommen spürbar mehr Notfallpatienten in die Krankenhäuser, sagt Tsongas. Die Kliniken treffe das hart. In den Wintermonaten müssten sie durch Infektionen wie Corona, Influenza oder das RS-Virus sowie durch wetterbedingte Unfälle ohnehin schon eine höhere Patientenzahl versorgen. Außerdem fielen mehr Mitarbeiter krankheitsbedingt aus.
Triage führt bei einigen Patienten der RKH-Kliniken zu Unverständnis
Die Kliniken behandeln zuerst die schweren Notfälle, bei denen es auf jede Minute ankommt. Sie führen eine sogenannte Triage durch. Das heißt: Die Ärzte entscheiden, wie dringend ein Patient behandelt werden muss. Bei manchen Patienten führt das laut Mitteilung zu Unverständnis.
„Obwohl es nicht die Aufgabe der Kliniken ist, leichte Notfälle zu behandeln, springen wir ein und tragen damit dazu bei, die Notfallversorgung in den Landkreisen zu sichern. Doch die Bürgerinnen und Bürger müssen dann mit längeren, zum Teil mehrstündigen Wartezeiten rechnen“, sagt Jörg Martin, Geschäftsführer der RKH Gesundheit.
Die Kassenärztliche Vereinigung weist darauf hin, dass Patienten bei leichteren Notfällen dennoch wie bisher auf den Hausarzt oder außerhalb der Praxisöffnungszeiten auf den ärztlichen Bereitschaftsdienst 116 117 zugehen sollen.