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Dämpfer für Flugtaxi-Firma

„Völlig nutzlos“: Pariser Stadträte wollen keine Volocopter aus Bruchsal über Olympia

2024 sollten die ersten Volocopter aus Bruchsal zu den Olympischen Spielen in den Himmel über Paris steigen. Doch im Rathaus ist man alles andere als begeistert.

Bei den Olympischen Spielen in Paris sollen die ersten Fluggeräte abheben.
Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris sollten die ersten Flugtaxis made in Bruchsal abheben. Foto: Uwe Anspach/dpa

Ist der Traum vom Fliegen ausgeträumt? Für die Firma Volocopter aus Bruchsal sollte es der große, nachhaltige Sprung werden. Bei den Olympischen Sommerspielen in Paris wollte das Start-up 2024 erstmals kommerziell mit seinen elektrischen, senkrecht startenden Flugtaxis abheben. 

In Paris ist man aber alles andere als begeistert. Bei einer Umweltprüfung, die dem Pariser Gemeinderat vorgelegt wurde, fiel das Projekt durch. Die Abgeordneten gaben daraufhin eine eher ablehnende Stellungnahme zur Einrichtung einer Start- und Landeplattform auf dem Quai du Port d’Austerlitz ab.

Umweltbürgermeister findet die Bruchsaler Flugtaxis „nutzlos“

Als „absurdes“ Projekt und „ökologische Irrfahrt“ beschreiben die Pariser Abgeordneten das von der Gruppe Aéroport de Paris (ADP) für die Olympischen Spiele 2024 vorangetriebene Projekt zur Erprobung von Flugtaxis auf der Seine.

Nutzloses Gadget für Ultraprivilegierte.
Dan Lert
stellvertretender Bürgermeister

Für den Bau der Start- und Landeplattform, die am Quai du Port d’Austerlitz befestigt werden soll, sieht es damit schlecht aus. „Es gibt nichts, was an diesem Projekt stimmt“, gab der für den ökologischen Wandel der Stadt zuständige Bürgermeister, Dan Lert, zu Protokoll.

Die Flugtaxis seien „ein völlig nutzloses und hyperverschmutzendes Gadget für einige eilige Ultraprivilegierte“.

Volocopter sollen Nahverkehrsangebot ergänzen

ADP will mit den Flugtaxis made in Bruchsal Volocopter und der Region Ile-de-France den bestehenden öffentlichen Nahverkehr zwischen den Flughäfen in der Region und der Stadt Paris ergänzen.

Geplant sind Flüge auf drei Verbindungs- und zwei touristischen Rundflugrouten. 

Noch im Juni hatte der Beigeordnete im französischen Verkehrs- und Umweltministeriums, Clément Beaune, sehr für den Einsatz der Volocopter geworben.

„Das fliegende Taxi klingt ein bisschen verrückt, wird aber zu einer technischen Realität, die funktioniert. Natürlich wird es außergewöhnlich sein, aber die Idee ist, den Innovationszug nicht zu verpassen“, sagte er bei einer Sitzung des Mobilitätsausschusses für die Olympischen und Paralympischen Spiele.

Lärmbelastung, Energieverbrauch und Preis im Mittelpunkt der Kritik

Anfang September hatte die französische Umweltbehörde (Autorité Environnementale, AE) jedoch gewarnt. Die Beeinträchtigungen durch Lärm, der Energieverbrauch und das Sicherheitsrisiko für Fahrgäste wie Pariser Bürger seien nicht absehbar.

Der sozialistische Stadtrat Florian Sitbon (PS) bezeichnete die Flugtaxis aus Baden als „absurdes“ Projekt, das vom Staat und der Region Ile-de-France beweihräuchert würde. „Um ein paar Minuten für ein paar eilige, ignorante und die klimatische Dringlichkeit verachtende Wohlhabende zu gewinnen. Man würde die Atmosphäre verschmutzen und die Geräuschkulisse zerstören“, kritisierte er.

Kritik aus dem Stadtrat: Flugtaxis für Paris so unnötig wie die Elektroroller

Der kommunistische Stadtrat Jean-Noël Aqua meinte ironisch: „Das ist eine neue Nutzung, die wir absolut nicht brauchen. So wie wir es mit den Selbstbedienungs-Tretrollern erlebt haben“.

Er prangerte einen „ökologischen Irrweg“ an, der mit „sozialem Separatismus“ einhergehe, und erinnerte daran, dass man für 35 Kilometer „die bescheidene Summe von 140 Euro“ zahlen müsse.

Eine Vertreterin der Fraktion „Changer Paris“ stimmte zu: „Der Verbrauch dieser Fluggeräte ist mit fast 190 kWh auf 100 Kilometer zwei- bis dreimal so hoch wie der eines Autos mit Verbrennungsmotor, um einen einzigen Passagier zu befördern“.

In Bruchsal lässt man sich nicht entmutigen

Die kritischen Stimmen aus dem Rat der Stadt Paris hätten das Unternehmen nicht weiter überrascht. „Wir haben immer mal wieder auch sehr kritische Stimmen zu hören bekommen“, sagt Unternehmenssprecherin Helena Treeck. Das zeige, dass man noch viel mehr Aufklärungsarbeit leisten müsse.

Sie betont, dass sich die Einschätzung des Stadtrates lediglich auf die Errichtung des Start- und Landeplatzes für die Flugtaxis auf einem Ponton in der Seine beziehe. „Alle anderen Routen sind nicht betroffen.“

Bevor der erste senkrecht startende Volocopter den kommerziellen Betrieb aufnehmen kann, sind ohnehin noch einige Hürden zu nehmen. An erster Stelle steht die Zulassung durch die Agentur für Flugsicherheit der Europäischen Union. Wann diese erteilt werde, könne man nicht genau sagen. „Wir glauben aber fest daran, dass wir im nächsten Jahr kommerziell an den Start gehen können“, so Helena Treeck.

Das französische Verkehrsministerium, das das Projekt unterstützt, müssen nun alle Argumente der Befürworter und Gegner sammeln. Erst im nächsten Jahr werde dann entschieden.

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