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BNN-Leser im Konverter Philippsburg

Wie der Strom aus Meerwind einmal in unsere Steckdosen kommt

Wo früher die Kühltürme des Atomkraftwerks Philippsburg standen, entstehen riesige Gebäude und Türme für die Energiewende. BNN-Leser erhielten Einblicke in die Hallen des Konverters.

Leute mit Schutzkleidung in Halle mit Türmen für Stromumwandlung
Einblick in eine von vier Hallen des Konverters: Das erhielten BNN-Leser in Philippsburg. In jedem der technischen Türme wird einmal Gleichstrom- in Wechselstrom umgewandelt. Foto: Hans-Peter Safranek

Eine riesige Halle voller Türme. An die 18 Meter hoch ist jeder technische Turm. Unten filigran, oben kompakt sind die Giganten aus Kupfer und Aluminium, mit schwarzen Leitungen für Steuerung und weißen für die Kühlung. Jeder Turm besteht aus 492 Schaltern, in denen einmal Gleichstrom zu Wechselstrom umgewandelt wird.

Dann herrschen in dieser Halle fast 50 Grad. Es wird knistern vor Spannung und keine Menschen dürfen sich in diesem Teil des Philippsburger Konverters mehr aufhalten.

Am Mittwoch aber konnten sich BNN-Leser von der Dimension dieser Steckdosen-Türme ein Bild machen, die ein wichtiger Mosaikstein der Energiewende sind.

Stromtransport von Norden nach Süden - und umgekehrt

Damit Strom aus den Windparks der Nordsee in unseren Haushalten nutzbar ist, braucht es diese Umwandler in insgesamt vier Philippsburger Konverter-Hallen. „Auch in der umgekehrten Richtung ist Stromtransport möglich.

Was über Solarzellen erzeugt wird, kann in Deutschlands Norden geliefert werden, wenn dort kein Wind weht“, erklärte Projektleiter Norman Weber den Teilnehmern der letzten BNN-Sommertour für dieses Jahr.

BNN-Leser vor Kretschmann auf neuer Baustellen-Aussicht

Mit Westen in Signalfarben eingekleidet, plus dunkelgelben Gummistiefeln mit Überziehern sowie mit einem Helm ausgestattet, erhielten die beeindruckten Leser einen Einblick in die Konverter-Baustelle am Rhein.

Also dort, wo sich früher die Kühltürme des Atomkraftwerks Philippsburg erhoben. Norman Weber ist der technisch Verantwortliche beim Bauherrn, der EnBW-Tochterfirma Transnet BW.

Das für die Stromleitungen in Baden-Württemberg zuständige Unternehmen hat gerade ein Info-Center auf der Baustelle eingerichtet. Von dessen Terrasse aus hat man einen sehr guten Überblick. Die BNN-Leser waren am Donnerstagmorgen sogar die erste externe Gruppe auf jener Terrasse, noch vor Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Er sollte sich erst am Nachmittag dort umschauen.

Leistung wie früher die beiden Atomkraftanlagen in Philippsburg

Zehn Hektar umfasst das Gelände des Konverters. Auf vier Hektar entstehen Gebäude mit stark unterteilten farbigen Fassaden sowie eine gasisolierten Schaltanlage. Dazwischen platzieren sich künftig unzählige Strommasten und Leitungen. Gleichstrom soll ab 2026 hereinkommen und als Wechselstrom hinausgehen in alle Teile Baden-Württembergs.

„Unsere Leistung beträgt dann zwei Gigawatt, das entspricht der Leistung der beiden früheren Atommeiler von Philippsburg“, erklärte Roland Dossinger. Er ist Baukontrolleur und schaut, was die 170 bis 200 Beschäftigten auf dem Konverter-Gelände machen.

Die Türme als Herzstück des Gleichstrom-Umspannwerks liefert Siemens. Bei Baubeginn in Philippsburg wurden die Kosten für den Konverter übrigens auf 500 Millionen Euro beziffert.

Keine neuen Strommasten im Kreis Karlsruhe

Eigentlich war die Anlage an ganz anderer Stelle geplant. Ganz nah an Wiesental. Was auch nach Protesten der Bürger nicht klappte. Daran erinnerte eine Leserin aus Waghäusel. „Ja, wir haben im ganzen Projektprozess dazugelernt, jetzt ist der Standort aber eine Win-Win-Situation für alle hier“, sagte David Schiek von Transnet BW. In einem verständlichen Vortrag informierte er, was noch alles am Konverter hängt.

Also vor allem die Gleichstrom-Leitung Ultranet. Sie beginnt in Osterath (Nordrhein-Westfalen) und ist 340 Kilometer lang. Auf den 42 Kilometern ab der hessischen Grenze ist Transnet BW zuständig. „Dafür müssen im Landkreis Karlsruhe außerhalb des Konverter-Geländes keine neuen Masten errichtet werden“, sagt Schiek. (Auch darüber gab es Diskussionen).

Auf der Hälfte der badischen Strecke können neue Leitungen mit dran gehängt werden, sie werden, so das Fachwort, zubeseilt. Außerdem gibt es neue Masten als Ersatz für alte und auf 4,7 Kilometern zusätzliche Träger für Stromleitungen. Die Planfeststellung für die Leitungstrasse läuft und soll 2023 abgeschlossen sein.

Transnet BW muss aber darauf setzen, dass auch das Unternehmen Amprion seine Hausaufgaben macht. Amprion ist für die Stromtrasse von NRW bis Mannheim zuständig und wird vor allem bestehende Masten nutzen. Damit der Konverter tatsächlich mit dem Windstrom der Nordsee verknüpft ist, braucht es schließlich noch die dritte Stromautobahn von NRW bis Emden. Dann erst wird dieser wichtige Mosaikstein der Energiewende Wirklichkeit.

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