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Kooperation mit Schule

Bruchsaler Schüler sollen in Projekt des Karlsruher KIT früher IT-Hörsaal-Luft schnuppern

Das KIT geht in Bruchsal auf Studierenden-Suche. Mit einer Kooperation will die Hochschule Schüler der Balthasar-Neumann-Schule 1 für IT-Studiengänge begeistern – und mit Praxisbeispielen aus dem Karlsruher Zoo.

Drei Männer sitzen am Tisch
Die Unterschrift sitzt: Am Freitag unterzeichneten Erich Sax, Institutsleiter am KIT, Landrat Christoph Schnaudigel und Schulleiter Frank Heusch die Kooperationsvereinbarung, die den Austausch zwischen Balthasar-Neumann-Schule 1 und Universität fordern soll. Foto: David Heger

Selbst vor den Elefanten im Karlsruher Zoo macht die Digitalisierung nicht halt. Über deren Gesundheitszustand wachen neuerdings nicht nur die Tierpfleger, sondern auch Software, die von Studenten am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickelt wurde.

Dahinter steckt eine Beobachtung: Altersschwache Elefanten schlafen im Stehen. Zu groß sei die Sorge der Tiere, am Morgen nicht wieder auf die Beine zu kommen, erklärt Erich Sax, Institutsleiter für Informationsverarbeitung am KIT, vor Schülern in der Bruchsaler Balthasar-Neumann-Schule 1.

Deutschlandweit gibt es zehntausende offene IT-Stellen

Was früher von Tierpflegern aufwendig überwacht werden musste, übernimmt heute eine Kamera mit Software. Sie informiert vollautomatisch über die Gesundheit der Dickhäuter.

„Die Informationstechnik durchdringt heute alle Lebensbereiche“, sagt Hochschulprofessor Sax, dessen Studenten das Projekt realisiert haben. „Informationstechnik ist Zukunft“, beschwört Sax die anwesenden Schüler und kann sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Es genügt nicht, sich auf Autobahnen zu kleben, wir müssen unsere Technik voranbringen.“

Allein: Um den IT-Standort Deutschland könnte es besser bestellt sein. Das Interesse an Studiengängen in der Elektro- und Informationstechnik ist Zahlen des Industrieverbands VDE zufolge rückläufig, IT-Stellen in der deutschen Wirtschaft bleiben oft unbesetzt. Der Branchenverband Bitkom schätzt die Zahl der offenen Stellen auf 96.000 im Jahr 2021, Tendenz steigend.

Praktika und Studieninhalte noch während der Schulzeit

Eine neue Kooperation soll Abhilfe schaffen – und Schülerinnen und Schüler früher als bisher an ein Studium in der Informationstechnik heranführen. Zu diesem Zweck unterzeichneten die Bruchsaler Balthasar-Neumann-Schule 1 und das Institut für Informationsverarbeitung des KIT am Freitag eine Kooperationsvereinbarung.

Die Idee: Wer bereits zu Schulzeiten Hörsaal-Luft schnuppert, entscheidet sich später eher für ein Studium der Informationstechnik. Künftig soll es für Schüler des technischen Gymnasiums daher einfacher möglich sein, Praktika und erste Studienleistungen während der Schulzeit abzulegen.

In der Kooperation sieht Landrat Christoph Schnaudigel Parallelen zum Projekt „Wirtschaft macht Schule“ der Industrie- und Handelskammern, einem Förderprogramm zur Berufsorientierung, das Schülern Praxiserfahrung in Betrieben ermöglicht. „Wir wollen so zeigen, dass das Berufsfeld der IT interessant ist“, so Schnaudigel. „Wir brauchen euch“, appelliert auch Schulleiter Frank Heusch an seine Schüler.

KIT-Forscher klagt über veraltetes Bild der IT

Bei den anwesenden Klassen des technischen Gymnasiums dürfte er dabei auf wenig Widerstand stoßen: „Die Informatik fasziniert mich“, findet Patrick Navjocks. „Ich will verstehen, wie die Geräte funktionieren, die ich täglich benutze“, erklärt der Zwölftklässler, bei dem Hard- und Softwareentwicklung bereits heute auf dem Stundenplan stehen.

Er zählt zu denen, die sich ein Studium vorstellen können, wäre danach eine der vielumworbenen IT-Fachkräfte. Was er von der Möglichkeit hält, den Uni-Campus bereits zu Schulzeiten kennen zu lernen? „Auf jeden Fall praktisch.“

Andernorts stoßen die Jobs in der IT auf weniger Akzeptanz – die Branche tut sich schwer, gewachsene Klischees abzuschütteln: „Die Ausbildung wird noch immer mit Lötkolben und verschrobenen Menschen zusammengebracht“, beobachtet Sax. „Dabei ist die Realität eine völlig andere.“

Wette mit einem Automobilzulieferer

Auch das Bild der IT als Männerdomäne bröckelt, findet Juliane Blattner, Schülerin der Eingangsklasse an der Balthasar-Neumann-Schule 1. Sie ist eine von drei Frauen in ihrem Jahrgang, interessiert sich für die Forschung an künstlicher Intelligenz. „Die Rollen ändern sich gerade. Wir sind die erste Generation, in der es egal ist, ob wir als Männer oder Frauen in den IT-Beruf gehen“, findet Blattner.

Gut möglich also, dass sie und ihre Mitschüler nach dem Abitur einmal an einem weiteren Projekt am KIT tüfteln – dort nimmt man nicht nur Karlsruher Elefanten, sondern auch den internationalen Rennsport in den Blick. Gerade läuft eine Wette mit dem Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen.

Erich Sax ist sich sicher, dass es ein von seinen Studenten entwickelter, selbstfahrender Rennwagen mit professionellen Rennpiloten aufnehmen kann – und diese früher oder später überholen wird. Bis es soweit ist, braucht es neben reichlichen Tests vor allem eines: Eine neue Generation an Studierenden.

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