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Simulation in Bruchsal

So löscht man ein E-Auto

Die Bruchsaler Feuerwehr absolviert am Sonntag einen Großeinsatz in der Tiefgarage des Bürgerzentrums. Es war die Probe für den Ernstfall.

Das ferngesteuerte Fahrzeug setzt die Feuerwehr bei Bränden in Hallen ein oder wie hier in der Tiefgarage ein.. Die Bruchsaler Feuerwehr probte am Sonntagvormittag den Brand eines Elektroautos in der Tiefgarage des Bürgerzentrums.
Das ferngesteuerte Fahrzeug setzt die Feuerwehr bei Bränden in Hallen ein oder wie hier in der Tiefgarage. Die Bruchsaler Feuerwehr probt den Brand eines Elektroautos in der Tiefgarage des Bürgerzentrums. Foto: Tom Rebel

Der Hilferuf kommt von der Tiefgarage beim Bürgerzentrum. Eine junge Frau stolpert heraus, sie steht offensichtlich unter Schock. Den hinzueilenden Rettungskräften sagt sie, dass noch einige Freunde drinnen seien.

Die Bruchsaler Feuerwehr weiß schnell, dass es sich beim Brandherd um ein Elektroauto handelt. Sie rückt mit 14 Fahrzeugen aus und hat auch ein ferngesteuertes Löschunterstützungsfahrzeug im Schlepptau, das LUF 60. Das Bruchsaler Abschleppunternehmen Böhler ist alarmiert.

60 Kräfte der Bruchsaler Feuerwehr sind im Einsatz

Das beschriebene Szenario ist glücklicherweise kein Ernstfall, sondern eine Großübung, bei dem rund 60 Feuerwehrleute nach einem genauen Einsatzplan vorgehen. Das Problem: In der Tiefgarage ist die Sicht extrem eingeschränkt.

Statt echtem Rauch gibt es Diskonebel

Die ausgestreckte Hand wird verschluckt von einem Nebel, der sich über die ganze Fläche ausbreitet. „Wir arbeiten mit Diskonebel“, beruhigt Feuerwehrkommandant Bernd Molitor einige Besucher. Sie erfahren: Bei einem richtigen Brand sind die Rauchwolken schwarz, „dann sieht man gar nichts mehr“.

Viele Menschen, vor allem Familien sind an dem Sonntagvormittag gekommen, um sich das Spektakel anzusehen. Zunächst nur von außen, bis die Feuerwehrleute die Lage unter Kontrolle haben. Als Erstes müssen sie die Verletzten herausschaffen. Mit Atemschutzgerät und Wärmebildkamera tasten sie sich Meter um Meter weiter bei der Suche nach den Brandopfern.

Am Ende werden sie sieben Verletzte bergen, die das DRK betreut und dann an Notärzte übergibt.

Unter den fiktiven Verletzten sind Sven Eißler und Robin Schmidt von der Feuerwehr-Abteilung Helmsheim. Die beiden 14-Jährigen wissen vor dem Einsatz nur: „Wir sind die Opfer.“ Alina Lühr von der Abteilung Untergrombach hat die Rolle der jungen Frau zugewiesen bekommen, die um Hilfe ruft. Für die Jugendlichen ist die Übung etwas Besonderes.

Unter den Zuschauern ist Anett Häcker mit ihren beiden Söhnen. Die Familie sieht gebannt zu. Der siebenjährige Niklas deutet auf seinen dreijährigen Bruder Emil und sagt verschmitzt: „Der kleine Mann will Feuerwehrmann werden.“ Er selbst will lieber zur Polizei.

Feuerwehrmann Andreas Kroll erklärt den Besuchern regelmäßig, was gerade geschieht.

Und so wissen auch Niklas und Emil, dass der Nebel den Alarm ausgelöst hat und daraufhin das Garagentor automatisch schließt. Sie beobachten, wie die Feuerwehr Schläuche auslegt und einen „mobilen Rauchverschluss“ an der Tür zum Notausgang im Treppenhaus anbringt, damit der Rauch draußen bleibt.

Nach 20, 25 Minuten ist die Flasche leer.
Tobias Czemmel
Pressesprecher der Feuerwehr

Der dichte Rauch in der großen Halle erschwert die Orientierung und zeigt ein weiteres Problem auf: Die Luft in den Flaschen, die die Einsatzleute am Rücken tragen, ist endlich. „Nach 20, 25 Minuten ist die Flasche leer“, erklärt Pressesprecher Tobias Czemmel. Beim Befüllen rechne man immer die doppelte Menge für den Rückweg.

Später werden die Wasserschläuche abgebaut, und das LUF beginnt seinen Job. Den Roboter mit Kettenantrieb hat die Feuerwehr immer dabei, wenn sie zu Bränden in Hallen gerufen wird, wo mit besonders großer Hitze zu rechnen ist. Hier kann es 800 bis 1.000 Grad heiß werden. Die LUF ist mit einem hydraulisch betriebenen, schwenkbaren Hochleistungslüfter mit Wasserdüsen ausgestattet. Es dient zum Löschen und Belüften.

Bruchsaler Firma Böhler ist mit Batterieexperten vor Ort

Während ein Teil der Feuerwehr drinnen arbeitet, koordiniert ein anderer Bereich draußen die Arbeitsschritte. Dort steht auch Claus Doll, einer von drei Batterieexperten bei der Firma Böhler. Doll und seine Kollegen werden bei solch heiklen Bränden immer gerufen.

Ist der Brand gelöscht, schickt die Firma Böhler ein gleichfalls ferngesteuertes Fahrzeug in die Tiefgarage, um das Brandauto abzuschleppen. Das wird dann mit einer speziellen Decke umwickelt und per Kran in einen Container gehoben. Der Batterieexperte entscheidet, was wann erfolgen muss

Die Brandgefahr sei bei Elektro-Autos „wahrscheinlich höher“ als bei Verbrennern, sagt Doll. „Wir haben es mit Hochspannung zu tun.“ Jedes Auto habe seine eigene Tücke, die Batterie sei nicht einheitlich an einer Stelle eingebaut. „Es gibt keine Norm“, erklärt Doll, manche der Speicher würden in China per Hand gemacht. Wenn an einer Isolationsschicht nicht sauber gearbeitet worden sei, erhöhe sich das Risiko.

Was tun, wenn das Auto brennt?

Was also tun, wenn das Auto unterwegs zu rauchen beginnt? Dann gebe es ein Warnsignal, erklärt Doll. „Man hat etwa fünf Minuten Zeit, das Auto zu verlassen.“

Die Feuerwehr löscht solche Brände konventionell mit Wasser. Die Batterien brennen allerdings heißer und können sich auch nach über 20 Stunden wieder neu entzünden.

Am Bürgerzentrum ist der Einsatz nach einigen Stunden beendet. Allerdings war die Tiefgarage in Absprache mit dem BTMV (Bruchsaler Tourismus, Marketing und Veranstaltungs GmbH) bereits am Samstag gesperrt worden, so dass nur zwei „Dummy-Autos“ dort geparkt waren. In einer vollen Garage wird der Einsatz noch komplexer.

„Es hat Sinn gemacht, die Abläufe zu trainieren, sonst hat man nie Zeit dafür“, meint einer der Einsatzleiter. „Das war hochprofessionell“, sagt anerkennend ein Zuschauer.

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