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Kraichtal verpachtet Bäume

So schützen sich Baumbesitzer im Kraichgau vor Nussdieben

Nüsse schmecken, sind gesund und vielseitig verwendbar. Manche sammeln sie deshalb einfach auf. Wie Baumbesitzer in Bruchsal und Umgebung ihre Ernte sichern.

Grenzwertig: Darf man oder darf man nicht – Nüsse mitnehmen bevor Autos sie „knacken“? Auf dem angrenzenden gepflegten Grundstück sind die Nüsse tabu.
Grenzwertig: Darf man oder darf man nicht – Nüsse mitnehmen bevor Autos sie „knacken“? Auf dem angrenzenden gepflegten Grundstück sind die Nüsse tabu. Foto: Martin Stock

„Unerlaubtes Sammeln von Obst und Nüssen ist und bleibt Diebstahl.“ Darauf weisen die Kommunen im Landkreis regelmäßig im Herbst hin. Man will damit die Eigentümer schützen, die sich um die Bäume bemühen und sie pflegen. Den Tatbestand des „Mundraubs“ gibt es schon seit 1975 nicht mehr. Doch wenn man beobachtet, dass Fallobst nicht aufgelesen wird und Nüsse auf den Landwirtschaftswegen von Autos „geknackt“ werden, kann man sich dann nicht als Lebensmittelretter fühlen? Oder beruhigt das letzten Endes nur das schlechte Gewissen?

Die Meinungen gehen da auseinander. Einig sind sich aber alle: „Abtransport mit Fahrzeugen in großem Umfang in Säcken, Kisten oder Eimern, das geht gar nicht“, sagt Ramona Schroth, die in Gochsheim eine Streuobstwiese mit altem Baumbestand pflegt.

In Münzesheim haben die Nachbarn einen Blick auf die Bäume

Ein Baumbesitzer in Münzesheim mit einem Baum direkt neben der Wohnbebauung beobachte hier schon ab und zu Sammler, wie er sagt. „Da passen aber schon die Nachbarn auf, dass kein Unbefugter die Nüsse holt.“ Er hätte gegen das Auflesen in geringem Umfang gar nichts einzuwenden. „So für die Hosentasche oder mit einer kleinen Tüte.“

Er freut sich in diesem Jahr über eine reiche Ernte und weitgehend gesunde Nüsse, die er dann auf der der Terrasse trocknet. „Dafür waren die jetzigen sonnigen Tage ideal“, sagt er. Die Familie verwendet sie zum Backen, fürs Frühstück oder bringt sie zur Ölpresse. Dazu müsse man aber bis in die Pfalz oder „ins Schwäbische“ fahren.

Petra Kiefer hat in Oberacker etwa 40 Nussbäume und nutzt sie für ihre „Kraichtaler Ölpresse“, einen Familienbetrieb im Nebenerwerb. „Wir verarbeiten aber nur unsere eigenen Nüsse“, sagt sie. „Die Walnüsse werden bei uns jede einzeln mit der Hand geknackt und auf Qualität überprüft. Da hilft die ganze Familie mit.“ Ob sie schon einmal Walnussdiebe ertappt habe? „Einmal kam ich dazu, als Fremde unsere Nüsse in Säcken abtransportieren wollten“, erzählt sie. „Ich habe die Sammler angesprochen, mich bei ihnen bedankt, dass sie mir das Auflesen erspart haben und die fertigen Säcke einkassiert.“

Städtischer Nussbaum für acht Euro in Kraichtal

Kann man auch legal an fremde Nüsse kommen? Die Stadt Kraichtal schlägt Baumbesitzern vor, ein gelbes Band an die Bäume zu binden – zum Zeichen, dass hier geerntet werden darf. Bad Schönborn setzt auf „Pflück mich“-Schilder. Eine Warnung gibt es allerdings bei diesen Angeboten: Die Grundstückseigentümer hätten eine Verkehrssicherungspflicht heißt es im Mitteilungsblatt der Stadt Kraichtal. Man müsse also für einen gefahrlosen Zugang sorgen und sich am besten noch bei seiner Haftpflichtversicherung rückversichern. Auf der sicheren Seite ist man in Kraichtal, wenn man einen städtischen Nussbaum pachtet. Das kostet acht Euro für die Erntesaison.

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