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Lange Debatte im Gemeinderat

Stadträte kritisieren geplanten „Geisterfahrer-Radweg“ am Bahnhof Bruchsal

Seit mehreren Jahren laufen die Planungen: Der Bahnhof Bruchsal wird komplett umgestaltet zum Mobilitätsknotenpunkt. Nun ging es im Gemeinderat um eine Formalie. Am Ende stritt man sich aber wegen eines Radwegs.

Prinz-Wilhelm-Straße Bruchsal, Saalbachcenter
Fußgänger und Radfahrer teilen sich im Moment den Weg entlang des Bruchsaler Saalbachcenters. Nach Wunsch einiger Gemeinderäte soll ein Teil der Radfahrer künftig auf einer eigenen Spur fahren. Foto: Nicole Jannarelli

Bekommt die Prinz-Wilhelm-Straße in Bruchsal eine zweite Fahrradspur? Wenn es nach dem Willen vor allem von Grünen- und SPD-Stadträten geht, schon.

Damit haben die Bürgervertreter in der jüngsten Sitzung die Verantwortlichen der Verwaltung eiskalt erwischt. Darin sollten die Räte eigentlich nur über die Offenlage des Bebauungsplans entscheiden, um so die Öffentlichkeit am Planungsprozess zu beteiligen.

Doch vor der Abstimmung wurde es schnell grundsätzlich. Größter Kritikpunkt am Plan: dass die Radfahrer sich gegenläufig auf einem Radweg begegnen und auf dem Bahnhofsvorplatz auch noch auf Fußgänger treffen. Gerhard Schlegel von der SPD sprach von einer „gefährlichen Lösung“.

Der neue Bahnhof Bruchsal: Viel geplant, noch nichts gebaut

Doch zunächst ein kurzer Blick zurück: Vom Auto in die Bahn, vom Bus aufs Rad, zu Fuß zum Carsharing – schon lange ist die Rede davon, wie der Bahnhof der Zukunft in Bruchsal aussehen soll. Die Planung für den Vorplatz, den zentralen Busbahnhof und das Geschäftshaus mit Parkgarage laufen seit einigen Jahren. 2016 wurden dafür – Achtung, Wortspiel – die Weichen gestellt, vor gut eineinhalb Jahren eine Absichtserklärung von Stadt und Bahn unterschrieben.

Jetzt drücken alle Beteiligten auf die Tube, denn viel passiert ist vor dem Bahnhof seither noch nicht. Hans-Peter Kistenberger (CDU) mahnte etwa, dass bis in zwei Jahren, dann endet die Amtszeit des Gremiums, das Projekt sehr weit gediehen sein müsste. Ähnlich äußerte sich Jürgen Wacker (FDP).

Stadtplaner: Zweite Fahrradspur macht Autoverkehr schneller

Stadtplaner Hartmut Ayrle hatte zuvor nochmals einige wichtige Punkte der Planungen erläutert. Er sprach von der „Mischverkehrsfläche“ vor dem Bahnhof, auf der Radfahrer und Reisende aufeinandertreffen.

Die Radspuren aufzutrennen und eine davon auf die gegenüberliegende Seite zu verlegen, würde eine „Verschlechterung“ bringen, so seine Argumentation. Denn „dann würden die Parkplätze entlang der Straße wegfallen und einen schnelleren Autoverkehr ermöglichen“. Auf der Prinz-Wilhelm-Straße dürfen Autos 30 fahren.

Eine Aussage, die für Empörung bei Ruth Birkle (Grüne/Neue Köpfe) sorgte. Die aktuelle Lösung nannte sie einen „Geisterfahrerradweg“, der vor dem Bahnhof versande. Sie plädierte für die zweite, eigene Spur. „Der Wegfall der Parkplätze kann zukünftig durch zwei Parkhäuser kompensiert werden“, sagte sie. Die Geschwindigkeit der Autos könnte mit Blitzern kontrolliert werden.

Ohne Offenlage keine Anträge für Fördergelder

Die Forderungen aus dem Rat überraschten Bürgermeister Andreas Glaser und die Stadt- und Bauplaner nicht nur. Sie fürchteten auch um Zeitplan und Fördergelderanträge oder den Unmut der Bahn, wenn der Gemeinderat gegen die Offenlage der Pläne stimmen sollte.

„Dann wäre eine Wiederaufnahme erst in drei Jahren wieder möglich“, sagte Oliver Krempel zur Förderung von Radwegen. Er verwies zudem auf einen obligatorischen Sicherheits-Check, in dem ein Experte die Verkehrsführung prüfen werde.

Wenn wir das nicht ändern, werden uns das unsere Wähler jeden Tag aufs Butterbrot schmieren.
Ruth Birkle, Grüne/Neue Köpfe

„Wenn wir das nicht ändern, werden uns das unsere Wähler jeden Tag aufs Butterbrot schmieren“, appellierte Birkle. Am Ende wurde mehrheitlich für eine Offenlage der aktuellen Pläne gestimmt, diese könnte bei Bedarf wiederholt werden. Unterdessen will das Stadtplanungsamt bis zur nächsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik in wenigen Wochen eine Planung mit einem zweiten Radweg vorlegen.

Das sagt die AG Radfahren

Schon jetzt ist der Radweg entlang des Saalbachcenters eine Herausforderung für Radfahrer und Fußgänger, die sich unterwegs immer wieder in die Quere kommen. Die Agenda Radfahren hat in einer Stellungnahme die Pläne kritisiert, der Autoverkehr behalte die Oberhand.

Die schwierige Verkehrsführung für Radfahrer zwischen Merkurcenter und B35-Unterführung werde nicht entschärft. Außengastronomie sowie Ein- und Ausfahrten erschwerten schon jetzt die Fahrt.

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