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Badische Landesbühne

Theaterpremiere in Bruchsal wegen Rassismusvorwurf kurzfristig abgesetzt

Fünf Tage vor der geplanten Premiere hat die Badische Landesbühne die Reißleine gezogen. Ein Jugendstück über Rassismus wurde abgesetzt. Das sind die Gründe.

Ausschnitt aus dem Jugendstück von Kees Roorda bei der Badischen Landesbühne Bruchsal
Das Jugendtheaterstück „Rishi“ über Rassismus hat die Badische Landesbühne kurz vor der Premiere abgesetzt. Foto: Manuel Wagner

Kurzfristig abgesagt hat die Badische Landesbühne die geplante Premiere des Jugendstücks „Rishi“ am Samstag, 16. September, über das Thema Rassismus. Beim Inszenierungsfrühstück am Sonntag hatte der neue Intendant Wolf E. Rahlfs kurz über die Absage informiert.

Das Stück des niederländischen Autors Kees Roorda wurde 2020 für den Deutschen Jugendtheaterpreis nominiert. Das Stück steht auf dem Bruchsaler Spielplan, weil die Badische Landesbühne Rassismus für ein wichtiges Thema bei der jugendlichen Zielgruppe hält. 

Vorwurf: Aufklärung über Rassismus traumatisiert Betroffene

Am Montag lieferte die Badische Landesbühne nun auch eine nähere Erklärung für die Absage. Das Bruchsaler Theater bezieht sich dabei auf eine Einschätzung des „Kinder- und Jugendtheaterzentrums in der Bundesrepublik Deutschland“ (KJTZ). Danach werde im Text „Rishi“ der strukturelle Rassismus, über den er eigentlich aufzuklären versuche, in „Bildern, Sprache, Figuren und Erzählungen“ reproduziert. Das geht aus einer entsprechenden Pressemitteilung hervor.

Kritisiert wird vom KJTZ: „Während (der Text) einen Teil des Publikums (die weißen Zuschauer und Zuschauerinnen) aufzuklären versucht, retraumatisiert er einen anderen Teil des Publikums (jene, die selbst Rassismus erfahren) und denkt sie im Grunde nicht mit.“

Zeit bis zur geplanten Premiere zu kurz

Wie bereits berichtet, hat der Autor Kees Roorda das Stück nach dem Einblick in Prozessakten sowie Interviews mit zahlreichen Personen aus dem Umfeld sowohl des Opfers als auch des Täters verfasst. In Dialogen und Monologen kommen 30 Figuren zu Wort und erzählen die Ereignisse rund um die Tat aus ihrer Sicht nach.

Die Theaterleitung der Badischen Landesbühne ist nach eigenen Angaben erst kurz vor Spielzeitbeginn von der Regisseurin auf die theaterinterne Diskussion aufmerksam gemacht worden. In den darauffolgenden Tagen seien Gesprächen innerhalb der Theaterleitung sowie mit externen Theatermachern geführt worden.

Angesichts der Kürze der Zeit und der Komplexität des Themas sieht sich die Regie nicht in der Lage, bis zum geplanten Premierentermin am 16. September die Produktion zu einem „vertretbaren künstlerischen Ergebnis“ zu bringen.

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