
Am 1. Mai laden Verbände und Gewerkschaften deutschlandweit zu Kundgebungen ein. „Ungebrochen solidarisch“ ist das Motto in diesem Jahr. Dirk Becker, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Bruchsal, erklärt die Hintergründe.
Sind Mai-Kundgebungen heute überhaupt noch aktuell?
BeckerDie Maikundgebungen haben nichts an ihrer Aktualität verloren. An diesem Tag erinnern wir uns an die Entstehung der Arbeiterbewegung. Die ursprüngliche Forderung nach einem Achtstundentag wurde zwar schon erreicht, aber das Thema Arbeitszeit ist in vielen Betrieben immer noch aktuell. Ungesunde Schichtsysteme, unzählige Überstunden oder Vertrauensarbeitszeit auf Kosten der Arbeitnehmer sind in vielen Betrieben Alltag. Wir benötigen Arbeitszeiten, die nicht krank machen und die Rücksicht nehmen auf die Bedürfnisse der Kolleginnen und Kollegen. Also mehr Selbstbestimmung bei Arbeitszeiten.
Lassen sich zu den Mai-Kundgebungen denn noch Arbeitnehmer mobilisieren?
BeckerDer gewerkschaftliche Organisationsgrad im Bereich der IG Metall Bruchsal hat in den letzten zwölf Monaten um etwa zwei Prozent zugenommen. Gewerkschaften sind attraktive Begleiter durch das Berufsleben und darüber hinaus. Für gute Tarifergebnisse benötigt man eine starke Mitgliederbasis. Der Erfolg gibt uns recht. Wie viele andere Organisationen und Verbände konkurrieren wir aber auch am 1. Mai mit anderen Freizeitangeboten. Das macht es uns bei der Mobilisierung nicht leichter.
Welches sind die zentralen Ziele der Gewerkschaften an diesem 1. Mai?
Becker„Ungebrochen solidarisch“ ist das Motto des diesjährigen 1. Mai. Die Welt schlittert von einer Krise in die nächste: Energiekrise, Corona, hohe Inflation, die Herausforderungen beim Klimawandel. Das beschäftigt die Menschen, erzeugt Unsicherheit und oft existenzielle Sorgen. Wir Gewerkschaften setzen ein sichtbares Zeichen für eine gerechte und friedliche Zukunft und einen starken Sozialstaat. Das sind unsere Ziele am 1. Mai und an jedem anderen Tag.
