„Unsere Modeschauen finden unter Beachtung der aktuell geltenden Corona-Regeln statt“, sagt dazu Michael Zeibig, Filialleiter des Bruchsaler Modehauses. Für die Demonstranten bot dies Anlass genug, um unter dem Titel „Menschenrechte auch für Ungeimpfte“ anonym über den Messenger-Dienst Telegram zur Kundgebung aufzurufen. Darüber verwundert zeigt sich Steffen Jost, Geschäftsführer des Unternehmens: „Dass Modeschau ein Grundrecht ist, ist mir neu.“
„Die Versammlung wurde nicht angemeldet“, informierte Oliver Bieneck vom Ordnungsamt der Stadt – bislang ein Novum in Bruchsal, wo man im Rathaus bereits Erfahrung mit Kundgebungen gegen die Corona-Maßnahmen hat. „Frühere Demonstrationen dieser Art waren uns immer angekündigt“, sagt Bieneck weiter.
Weil auch nach mehrmaliger Aufforderung durch Polizei und Ordnungsamt keiner der Anwesenden bereit war, als Versammlungsleiter benannt zu werden, drohte der Kundgebung die Auflösung. Die Demonstration vor dem Modehaus wurde zum „Spaziergang“ rund um den Weihnachtsbaum am Bruchsaler Marktplatz deklariert, der abgesehen von einigen Wortgefechten mit Polizei und Ordnungsamt friedlich verlief.
Modeschau war trotz Corona-Demo ein Erfolg
Mit einer Anmeldung der Versammlung hätte man „die Freiheit aufgegeben“, klagt ein aus Karlsdorf angereister Teilnehmer, die Pflicht zur Anmeldung sei „faschistisch“, äußerte ein anderer. Ähnlich schrill auch die weiteren Töne des Abends, an dem neben den „2G“-Zugangsbeschränkungen auch die Berichterstattung der Medien Gegenstand der Kritik waren. Dazwischen skandierte die teilweise mit Schildern ausgestattete Gruppe „Aufwachen, aufwachen“.
Durchdringen zu den Passanten wollten die Botschaften nicht so recht. Sie habe „absolut kein Verständnis“, äußert Jana Schmidteckert, die in der Bruchsaler Innenstadt gerade Besorgungen erledigt. „Wenn ich mich nicht impfen lasse, muss ich mit den Konsequenzen leben und brauche nicht zu demonstrieren.“
Warum ausgerechnet eine Dessous-Modeschau Anlass zum Protest bot, wo doch auch in anderen Lebensbereichen Beschränkungen für Ungeimpfte gelten, merkte eine weitere Passantin an. Nicht die einzige Frage, die an diesem Abend unbeantwortet blieb. „Viel Wind, wenig Inhalt“, resümiert Geschäftsführer Steffen Jost den Abend. Die Modeschau – so Jost – war jedenfalls trotzdem ein Erfolg.