63 Prozent der Autofahrer stehen der Elektromobilität skeptisch gegenüber, wie eine Studie der Deutschen Automobil Treuhand GmbH (DAT) jetzt ans Tageslicht gebracht hat. Wir unterhielten uns mit der Obermeisterin der Kfz-Gewerbe-Innung Bruchsal, Birgit Leicht.
Birgit Leicht im Interview
Wie stehen Sie zur E-Mobilität?
LeichtWir alle wollen unseren Teil dazu beitragen, den Klimawandel zu stoppen. Die politischen Weichenstellungen favorisieren eindeutig Elektromobilität. In ihrer jetzigen Form ist sie richtig und kann ein gutes Mittel sein, schnelle erste Erfolge zu erzielen. Aber sie darf nicht zum alleinigen Allheilmittel erklärt werden. Auch die CO2-Emissionen von Bestandsfahrzeugen müssen durch alternative Kraftstoffe wie HVO (Pflanzenöl) und E-Fuels optimiert werden. Nur so lassen sich Klimaziele erreichen.
Haben Sie den Eindruck, dass Kunden von E-Fahrzeugen überzeugt sind?
LeichtLaut der Studie halten 75 Prozent die Technologie nicht für ausgereift. Hohe Anschaffungskosten, Reichweitenangst und Skepsis gegenüber der Haltbarkeit von Akkus überwiegen. Wir brauchen unbedingt Fortschritte bei der öffentlichen Ladeinfrastruktur, um der Reichweitenangst zu begegnen. Außerdem fehlt im preissensiblen Segment zwischen 20.000 und 30.000 Euro das kostengünstige Angebot.
Braucht es neue Anreize der Politik?
LeichtJa, definitiv. Der drastische Rückgang der E-Auto-Bestellungen nach dem Förderstopp im Dezember zeigt das deutlich. Ohne finanzielle Hilfen wird es für breite Bevölkerungskreise schwer, auf Elektromobilität umzusteigen. Auch die Förderung von E-Autos für gewerbliche Nutzer sollte wiedereingeführt werden, um einen Gebrauchtwagenmarkt aufzubauen.
Wie sieht es mit den Verkaufszahlen aus?
LeichtLaut Kraftfahrtbundesamt sind die Verkaufszahlen von rein batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) 2023 um 18,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Gegen Jahresende kam es zum Einbruch, nachdem die Förderung gestoppt wurde: Im Dezember gingen die BEV-Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 40,1 Prozent zurück.
Was sollte man beim Fahrzeugkauf beachten?
LeichtIm Vorfeld sollte man sich überlegen, welche Anforderungen man an sein Fahrzeug hat und welches Budget, ob man einen Neu- oder einen Gebrauchtwagen will. Neuwagen bieten die neueste Technologie und volle Herstellergarantie. Gebrauchtwagen können eine kostengünstige Alternative sein, allerdings sollte hier besonders auf Zustand und Historie geachtet werden. Ich empfehle den Kauf bei einem Innungsbetrieb, der für fachliche Kompetenz, Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit steht. Darüber hinaus bieten viele Innungsbetriebe zusätzliche Garantien.
Auf was sollte man bei einer Werkstatt achten?
LeichtVor allem auf Qualifikation und Zertifizierungen. Ein Meisterbetrieb der Kfz-Innung steht für hohe Qualität und Fachkompetenz. Transparente Preisauszeichnungen und die Bereitschaft, vorab klare Kostenvoranschläge zu erstellen, sind ebenfalls Zeichen für einen seriösen Betrieb. Ein guter Kundenservice, der sich Zeit für Beratungsgespräche nimmt und Fragen verständlich beantworten kann, ist ebenso wichtig.
Gibt es einen Frühjahrscheck fürs Auto?
LeichtJa, den kann ich nur empfehlen. Dabei können Autofahrer selbst Hand anlegen: gründlich waschen, kleinere Lackschäden inspizieren, Innenraum säubern und die Beleuchtung überprüfen. Für spezialisierte Arbeiten wie Motorwäsche, Klimaanlagen-Check und Scheinwerfer-Justierung sollten Fachwerkstätten aufgesucht werden, die Frühjahrschecks zu fairen Preisen anbieten. Auf Sommerreifen sollte man wechseln, sobald dauerhaft Temperaturen über sieben Grad Celsius zu erwarten sind – meist zwischen März, April. Bei diesen Temperaturen haften sie besser und der Bremsweg wird kürzer.
Service
Mit der Initiative „Auto-Berufe – Zukunft durch Mobilität“ der Automobilhersteller und des Kraftfahrzeuggewerbes will die Branche Nachwuchs finden und qualifizieren. „Motivierte junge Menschen sind in unseren Betrieben immer willkommen“, sagt Birgit Leicht.
Ausführliche Informationen gibt es unter www.wasmitautos.com.