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Skepsis der Kunden ist groß

Die Nachfrage nach Elektroautos in der Hardt ist stark eingebrochen

Autohändler kritisieren den Wegfall der staatlichen Kaufprämie für Elektroautos. Beim Senken der Preise seien Grenzen gesetzt.

Derzeit sind in Deutschland gut eine Million reine Elektro-Autos zugelassen.
Die Bundesregierung hat Ende 2023 wegen der Haushaltskrise die staatliche Kaufprämie für Elektroautos eingestellt. Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Die Nachfrage nach Elektroautos bei Autohändlern in der Region hat deutlich nachgelassen. Die Bundesregierung hat Ende 2023 wegen der Haushaltskrise die staatliche Kaufprämie für Elektroautos eingestellt. Die staatliche Förderung betrug zuletzt 4.500 Euro bei einem Nettolistenpreis von bis zu 40.000 Euro. Seit 18. Dezember 2023 können Käufer beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) keine neuen Anträge mehr stellen.

„Der Wegfall der Prämie war ein Dolchstoß für die Nachfrage“, sagt Stefan Wolf, Geschäftsleiter des Autohauses Wolf in Weingarten. Die Nachfrage werde nicht nur eingebremst, sondern stillgelegt. Auch Leasingnehmer, die ein E-Auto oder Hybrid gefahren seien, würden nach Ablauf des Leasingzyklus nach Verbrennern fragen, so Wolf.

Tagesgeschäft spielt sich in Weingarten bei den Verbrennern ab

Das Ford-Autohaus hatte bislang nicht viele reine E-Autos im Angebot. Für den Absatz haben sie daher nur eine geringe Rolle gespielt. Aktuell steht ein Mustang Mach-E im Laden. „Das Auto ist aus wirtschaftlichen Gründen tot“, so Wolf. Interessenten gebe es fast keine mehr. „Ich werde den Mustang Mach-E nicht bevorraten, mein Tagesgeschäft spielt sich bei den Verbrennern ab“, sagt Wolf.

Grundsätzlich zeigt sich der Geschäftsleiter der Elektromobilität gegenüber keineswegs abgeneigt. Neben einem entsprechenden Herstellervertrag gibt es Schulungen für das Personal. „Man muss mit der Zeit gehen“, sagt Wolf. „Aber das Angebot steht und fällt mit dem, was der Markt annimmt.“

Die Skepsis der Leute sei zu groß. Eine Erweiterung des E-Auto-Angebots sei angesichts der aktuellen Lage nicht wirtschaftlich. In der Verantwortung sieht Wolf Politik und Industrie. Sie müssten jetzt handeln. „Manche Hersteller fangen die Prämie kurzfristig ab und zahlen aus, mittelfristig muss die Industrie den Trend auffangen, indem sie die Preise senkt. Aber dem Ganzen sind Grenzen gesetzt.“ Eine Prognose wagt Wolf nicht abzugeben.

Auch Simon Leuze, Leiter Vertrieb und Marketing beim Autohaus Kuhn, hält nicht viel vom Wegfall der staatlichen Prämie. Das Autohaus hat einen Standort in Karlsruhe und in Graben-Neudorf. „Das abrupte Ende war ungeschickt, man hätte den Kunden mehr Zeit geben müssen, um noch Anreize zu schaffen“, sagt Leuze. Die Nachfrage habe bei ihnen stark nachgelassen.

Nicht nur Kaufpreis spielt bei Kunden in Graben-Neudorf und Karlsruhe eine Rolle

„Wenn ich einen Verbrenner für 20.000 Euro bekomme und ein Elektroauto für 40.000 Euro, steht das in keinem Verhältnis“, so Leuze. „Die Preisschere ist aktuell zu gigantisch.“ Es müssten Kaufanreize geschaffen werden. E-Autos seien bislang nur für Leute attraktiv gewesen, die von der Technik überzeugt sind oder Wert auf Nachhaltigkeit legen. In der Mitte der Gesellschaft sei das Auto noch nicht angekommen.

„Wir wollen umweltbewusst sein, aber es kann nicht sein, dass man die extremen Kosten alle abdrückt“, so Leuze. Die Preise müssten deutlich purzeln: „Wenn es so bleibt wie jetzt, sehe ich im Elektroauto keine Zukunft.“ Dabei würden auch andere Faktoren als der Kaufpreis eine Rolle spielen.

Begrenzte Reichweite schreckt Kunden immer noch ab

„Die Infrastruktur muss ausgebaut werden“, sagt Leuze. Das Laden sei für viele immer noch ein Hemmnis. Die Reichweite schrecke die Leute ab – obwohl etwa 90 Prozent der Menschen an einem Tag ohnehin nicht das ganze Potenzial ausschöpfen würden.

Beim Autohaus Morrkopf in Weingarten hat VW die Kompensation übernommen. „Keiner der Kunden hatte dadurch einen Nachteil“, sagt Geschäftsleiter Sven Morrkopf. Das habe dazu beigetragen, dass Bestellungen nicht storniert worden seien. Die Nachfrage sei jedoch schon im vergangenen Jahr rückläufig gewesen. Den Grund sieht Morrkopf in den großen Unsicherheiten, die sich für die Menschen ergeben haben.

Es ist ein Rückschlag für das Ziel der Bundesregierung.
Sven Morrkopf
Autohaus Morrkopf

„Die Förderung wurde sukzessive heruntergefahren“, sagt er. Regelungen hätten sich immer wieder geändert. Wichtig sei jedoch, dass eine langfristige Planung möglich ist. Er kritisiert, dass nicht das Datum des Kaufvertrags, sondern das Datum der Zulassung für die Antragstellung gezählt haben.

Mit dem Aus der staatlichen Kaufprämie sei die Nachfrage weiter gesunken – auch beim Leasing, das von den Kunden bevorzugt worden sei. „Es ist ein Rückschlag für das Ziel der Bundesregierung“, so Morrkopf. Die Regierung will 15 Millionen Elektroautos bis 2030 auf die Straßen bringen.

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