Skip to main content

Wetterstation steht in Kirrlach

Heiß, Heißer, Waghäusel: Warum bricht die Stadt regelmäßig den Hitzerekord?

Bruchsal kennt man aus der Staumeldung, Waghäusel vom Wetterbericht. Die dort gemessenen Temperaturen sind hoch. Das liegt auch an der Lage der Wetterstation.

Wetterstation Waghäusel-Kirrlach, Ehrenamtliche Ingeborg Herber
Den genauen Vorgaben des Deutschen Wetterdienstes entsprechend ist die Wetterstation in Waghäusel-Kirrlach platziert und wird von Ingeborg Herber ehrenamtlich betreut. Heutzutage empfängt sie alle wichtigen Daten auf dem Tablet. Foto: Martin Heintzen

Waghäusel ist einfach ein heißes Pflaster. Nicht aus Sicht der Polizei, sehr wohl aber für die Wetterexperten des Deutschen Wetterdienstes (DWD). „Ja, eindeutig“, sagt Rene Griebel, beim DWD Leiter der regionalen Messnetzgruppe in Stuttgart. „In der oberrheinischen Tiefebene sind wir einfach in einer der wärmsten Gegenden Deutschlands.“

Die Wetterstation im Stadtteil Kirrlach befinde sich in 104,5 Metern Höhe, also in einer vergleichsweise tiefen Lage. Regelmäßig bricht sie Temperaturrekorde. Zuletzt am 9. Juli. Am ersten superheißen Sonntag des Jahres zeigte die Station in Waghäusel 38,0 Grad an, wie der DWD mitteilte. Und keine Woche später wurde der Rekord schon wieder gebrochen, wenn auch nicht in Waghäusel. Im Ranking der dort bisher gemessenen Temperaturen kamen die 38 Grad auf den 13. Platz, berichtet Griebel.

Ingeborg Herber ist für manche die Waghäuseler Wetterfrau

Seit 1986 ist die Wetterstation in Waghäusel in Betrieb, im Garten von Ingeborg Herber stehen eine Regenmessanlage, eine Messsonde für die Bodentemperatur in einer quadratisch angelegten Sandfläche und eine Säule für die Temperaturmessung in zwei Metern Höhe. Im Ort nennen sie manche Wetterfrau. „Dabei mache ich das Wetter nicht“, sagt sie und lacht.

Die 80-Jährige betreut seit 37 Jahren die Anlage ehrenamtlich. Früher war das ein aufwendiges Geschäft: Dreimal am Tag musste sie die Temperatur ablesen, Angaben zu Wind, Wolken und Niederschlag machen. „Alle 14 Tage musste ich einen Bericht einreichen“, erinnert sie sich. Per Post ging das damals noch.

Heute gehen die Wetterdaten aus Waghäusel digital an den DWD

Heutzutage ist das meiste digitalisiert. Im Minutentakt werden Daten per Funk von Waghäusel an den Wetterdienst übermittelt. Herber kann sie via Tablet einsehen. Größte Arbeit für sie: die Station gepflegt zu halten, damit so präzise Messungen wie möglich gemacht werden können. Die Schneehöhe müsste sie noch messen und den Schnee wiegen ab einer Höhe von fünf Zentimetern. Beides komme immer seltener vor, sagt Regionalleiter Griebel.

Und warum ist es so heiß in Waghäusel? Wegen des Oberrheingrabens. „Generell herrscht dort ein sehr mildes Klima“, sagt Rene Griebel. Dazu komme die Lage der Station im Wohngebiet. „Dort ist es eben, es gibt wenige Luftbewegungen“, erklärt er. Und der sandige Boden des Hardtrückens speichert die Wärme besonders gut.

Eine ähnliche Topografie finde sich in Mannheim und Rheinstetten. Doch an Waghäusel kommen die beiden Messstandorte nicht ran. Griebel schaut in seine Statistik: mehr als 45 Sommertage hat Waghäusel dieses Jahr schon erlebt mit Temperaturen von 25 Grad und mehr. Heiße Tage, an denen mindestens 30 Grad gemessen wurden, liegen schon bei um die 20. In den Jahren 2018 und 2022 lag die Zahl der heißen Tage laut DWD-Daten jeweils bei 50.

Die Messungen werden kontinuierlich an die Zentrale des DWD in Offenbach übermittelt und sowohl für die Wettervorhersage, wie auch für klimatologische Statistiken, Gutachten und Auskünfte genutzt. „Außerdem bilden die Wetterdaten eine Grundlage, um die Klimaveränderung in Deutschland genau zu erfassen und deren Folgen besser einschätzen zu können“, berichtet Griebel.

Rekordtemperaturen aus Waghäusel sind alle aus den letzten 20 Jahren

Eine Beobachtung: die Rekordtemperaturen aus Waghäusel wurde alle in den vergangenen 20 Jahren gemessen. Zuvor waren solche Temperaturen in Herbers Garten eine absolute Ausnahme. Wetterexperten werten diese Entwicklung als Zeichen der globalen Erwärmung. „Zur Hitze kommt die Trockenheit dazu. Das belegen die gemessenen Niederschlagsmengen“, sagt Griebel.

Die Klimaforscher beim DWD befürchten zudem eine größere Erhaltungstendenz beim Wetter, dass also eine Hitzewelle länger bestehen bleibt. So geschehen im Sommer 2022. 250 Messpunkte gibt es in Baden-Württemberg, die alle von Ehrenamtlichen betreut werden. „Was Frau Herber macht, ist ein wertvoller Beitrag für uns.“

Die 40-Grad-Marke wurde bisher noch nicht geknackt

Wie sehr sich das Wetter verändert hat, das macht auch Ingeborg Herber Sorgen. „Ich habe die Sonne immer geliebt“, sagt sie. Früher ging es zum Urlaub oft nach Spanien. Heute zieht sie sich an ganz heißen Tagen lieber ins Haus zurück wie ihr Mann Rolf. „Jeder kann mithelfen“, sagt sie und ergänzt spontan: „Ich nehm’ immer das Fahrrad.“ Aber, findet sie, viele Menschen machten es sich zu einfach.

Den absoluten Rekordwert in Waghäusel hat die Station übrigens am 25. Juli 2019 aufgezeichnet. Das waren 39,8 Grad. Die 40-Grad-Marke wurde bisher nicht geknackt. Sechs Werte aus dieser Liste stammen aus dem Jahrhundertsommer 2003. Deutschlandweit die höchsten Temperaturen wurden ebenfalls am 25. Juli 2019 gemessen – an den beiden Stationen Duisburg-Baerl und Tönisvorst (beide in Nordrhein-Westfalen) waren das 41,2 Grad.

nach oben Zurück zum Seitenanfang