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Angst vor Lärm

Kein Tunnel für Waghäusel: Gemeinderat stemmt sich gegen Gütertrasse durchs Wohngebiet

Die Waghäuseler Fraktionen sind sich einig: Zwei neue Gütergleise nah am Wohngebiet sind undenkbar. Doch ein Tunnel scheint nicht infrage zu kommen.

Ein Mann mit Warnweste geht durch eine Tunnel-Baustelle.
Wenn die neue Gütertrasse Waghäusel queren soll, dann nur als Tunnel; hier ein Symbolbild. Darauf pocht der Gemeinderat. Doch eine teure Tunnellösung scheint nicht in Sicht. Foto: Christoph Soeder/dpa

Die Schlinge um Waghäusel zieht sich weiter zu. So jedenfalls empfinden manche die Diskussion um die Gütertrasse der Bahn zwischen Mannheim und Karlsruhe. Nach vielen Entscheidungsschleifen sind von über 50 möglichen Varianten jetzt noch acht übrig. Und vier davon führen durch Waghäusel.

Der Projektleiter von DB InfraGo (ehemals DB Netze), Stefan Gewecke, hat den Waghäuseler Gemeinderat auf den neuesten Stand gebracht und von dort eine eindeutige Botschaft mitgenommen.

Die Natur ist wichtig, aber noch wichtiger ist der Mensch.
Andreas Emmerich
Bürgermeister von Waghäusel

Sollte die Bahn oder vielmehr der Bund sich für eine Trasse entlang der bestehenden Gleise quer durch Waghäusel entscheiden, müsste man mit Gegenwind aus Waghäusel rechnen, fasste Bürgermeister Andreas Emmerich (parteilos) zusammen. Er vertrat am Montagabend den erkrankten Oberbürgermeister. „Die Natur ist wichtig, aber noch wichtiger ist der Mensch.“

Die Stadt Waghäusel sei nicht untätig gewesen in den vergangenen Monaten. Man habe in den Dialogforen die Bedenken Waghäusels mehrfach zu Gehör gebracht, schrieb Emmerich den Kritikern ins Stammbuch.

Projektleiter erteilt Tunnel-Wünschen in Waghäusel eine Absage

Um die Menschen, die Anwohner und deren Gesundheit sorgten sich alle Fraktionen. Dass eine Trasse mit zwei Gütergleisen, die durch Waghäusel läuft, als Tunnel gebaut wird, dazu erteilte der Projektleiter Gewecke am Montagabend allerdings eine Absage. „Wir kommen da oberirdisch durch“, sagte er. Aus Sicht der Planer sei der Korridor selbst in der Nähe der Wohngebiete breit genug. Ein Tunnel in Waghäusel sei jedenfalls nicht vorgesehen. Zumal das Geld knapp ist.

Bis Ende des Jahres soll aus den acht noch verbliebenen Varianten die bestmögliche herausgefiltert sein. Der Bund hält, trotz diverser Sparzwänge, am Bau der Trasse fest. Vor 2031 allerdings, so die Prognose, werden wohl keine Bagger rollen.

CDU spricht von Irrsinn und Körperverletzung

CDU-Fraktionsschef Uli Roß fand deutliche Worte. Er sprach von Irrsinn und Körperverletzung, wenn die Bahn an einer Trasse entlang der Bestandsstrecke 4020 festhalte. Diese führt schon heute sehr nah an Wohngebieten, etwa der Marienstraße von Waghäusel oder der Königsberger Straße von Wiesental entlang.

Die Besiedelung dort sei viel zu dicht, befand SPD-Fraktionsvorsitzender Roland Herberger. Er sah vor allem wegen des Lärms die Gesundheit der Anwohner in Gefahr. Der bestehende Lärmschutz an der Strecke, so argumentierte auch Bürgermeister Emmerich, werde schon jetzt als vollkommen unzureichend erachtet.

Junge Liste sieht Trasse nur an der A5 entlang

Für Roland Liebl (Die Unabhängigen) ginge die Waghäuseler Trasse nur als Tunnel. Der Lärm sei sonst nicht zumutbar. Er wolle diesen Lärm aber auch nicht anderen zumuten, etwa den Bürgern von St. Leon-Rot oder Karlsdorf-Neuthard. Und für Jan Patrick Schuhmacher (Junge Liste) laufe alles auf die Lösung entlang der A5 heraus.

Das nächste Dialogforum, bei dem Städte und Gemeinden wieder ihre Argumente vortragen können, ist am 23. April. Eines allerdings steht schon lange fest: „Auch die bestmögliche Trasse wird nicht konfliktfrei sein“, machte Gewecke nochmal deutlich.

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