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Nach 25 Jahren

Werner Knaus gibt Vorsitz bei Bruchsaler Trainervereinigung ab

Es gibt kaum einen Verein im Kraichgau, den Werner Knaus nicht mindestens einmal gecoacht hat. Nach 25 Jahren tritt er ab - eine klare Meinung zur Branche hat er aber weiterhin.

Werner Knaus (Zweiter von links) sitzt auf der Trainerbank der FVgg Weingarten bei einem Benefizspiel gegen den Karlsruher SC neben Helmut Schön (links), dem deutschen Weltmeistertrainer von 1974.
Prominenter Banknachbar: Werner Knaus (Zweiter von links) sitzt auf der Trainerbank der FVgg Weingarten bei einem Benefizspiel gegen den Karlsruher SC neben Helmut Schön (links), dem deutschen Weltmeistertrainer von 1974. Foto: Werner Knaus

Auf den Trainerbänken der Region war Werner Knaus jahrzehntelang eine Institution. Nach seiner aktiven Karriere beim FC Forst (1964 bis 1973) coachte der gebürtige Zeuterner, der heute in Menzingen lebt, unter anderem den FC Östringen, den FC Karlsdorf, den FC Friedrichstal, den FC Flehingen, den VfB Bretten, die FVgg Weingarten und den VfB Eppingen, um nur einige der von Knaus betreuten Vereine zu nennen. Gefühlt stand der 76-Jährige nahezu auf jedem Platz im näheren Umkreis einmal an der Seitenlinie – und wenn es nur als Gast war.

Seine mit Abstand längste Station war jedoch seine letzte, wenngleich sich diese von den vorherigen deutlich unterscheidet. Seit nunmehr 25 Jahren führt Knaus die Trainervereinigung im Fußballkreis Bruchsal, in der er die Erfahrung aus den vielen Stationen und Jahren an jüngere Kollegen weitergibt. Diese Aufgabe wird der Kraichtaler nun in die Hände der nächsten Generation legen. Spätestens im September soll die wegen Corona verschobene Sitzung mit Neuwahlen in Tiefenbach stattfinden.

2021 wird die Trainervereinigung Bruchsal 50 Jahre alt

„Die Weichen für die Zukunft sind gestellt, die Nachfolge ist geregelt“, freut sich Knaus, für den die Trainervereinigung „ein Kind war, das ich gehegt und gepflegt habe.“ Mit einem solchen Zusammenschluss, dem insgesamt 84 aktive und passive Trainer aus der Region angehören, hat der Kreis Bruchsal ein Alleinstellungsmerkmal – und das schon seit fast 50 Jahren.

Im kommenden Jahr steht das große Jubiläum an, dann mit neuen Gesichtern an der Spitze. Kontinuität bleibt aber weiterhin die Devise. Mit Gründungsvorstand Erwin Humbert und Knaus’ Vorgänger Gerhard Maier gab es bislang erst drei Vorsitzende.

Doch nicht nur personell, auch inhaltlich möchte sich die Trainervereinigung treu bleiben. Im Mittelpunkt stehen die Aufgaben, die sich das Bündnis gemäß Satzung gegeben hat. Neben geselligen Veranstaltungen wie Stadionbesuchen gehören dazu etwa Fortbildungsmaßnahmen, zum Beispiel auf der Sportschule Schöneck mit erfahrenen Referenten.

Zu den Quartalssitzungen waren außerdem stets prominente Gesprächspartner aus dem Profi-Bereich eingeladen, beispielsweise Markus Kauczinski, der Ubstadter Marc-Patrick Meister oder der aktuelle KSC-Trainer Christian Eichner aus Sulzfeld sowie die beiden Verbandssportlehrer Rainer Scharinger und Jörg Daniel.

Die Teilnahme an Turnieren und Sportfesten, regelmäßig auch in der JVA Bruchsal mit einer eigenen Mannschaft, gehörte zu den weiteren Steckenpferden der Organisation.

Soziales Engagement steht für Knaus an vorderster Stelle

Das Wichtigste war und blieb für Knaus aber in all den Jahren das soziale Engagement. Die zahlreichen Aktionen füllen im privaten Archiv des Vorsitzenden mehrere Ordner. Typisierungsaktionen waren dabei, aber auch Ausflüge zu KSC-Spielen mit Behinderten der Lebenshilfe.

Dazu kamen zahlreiche Spendenaktionen, etwa für einen Krankenwagen in Sarajevo oder für Sportler aus der Region, die nach einer Querschnittslähmung und einem Schlaganfall auf Unterstützung angewiesen sind. „Der Mitgliedsbeitrag von 23 Euro wird genauso wie alle anderen Einnahmen für karitative Zwecke ausgeschüttet“, sagt Knaus. So soll es auch in Zukunft sein.

Wichtig war dem Menzinger, der als Fördergruppenleiter des Badischen Fußballverbandes (bfv) schon Kicker wie den späteren Nationalspieler Jens Nowotny trainierte, immer der Austausch mit anderen Trainern.

„Ich wünsche mir schon immer mehr Kollegialität untereinander“, sagt der 76-Jährige. Dazu gehöre zum Beispiel, nicht am Stuhl anderer Trainer zu sägen. Auch wenn die aktive Trainerzeit von Knaus seit Längerem vorbei ist, beobachtet er das Geschäft, vor allem im Amateurbereich, weiter mit Interesse.

Ihm persönlich geht es schon in den unteren Klassen viel zu sehr ums Geld, da nimmt er auch die Trainer nicht aus. „Zu viele Unsitten werden in dieser Hinsicht aus dem Profibereich übernommen“, findet Knaus. „Für mich war das Trainer-Geschäft immer ein Hobby.“ Das versuche er den jüngeren Kollegen stets zu vermitteln.

Knaus wünscht sich mehr Geld für die Jugendarbeit

Knaus plädiert dafür, dass die Vereine mehr Geld für Jugendtrainer als für die Coaches der ersten Mannschaft ausgeben sollten, denn nur so könnten die Amateurclubs ihre eigene Zukunft sichern. Solche, manchmal auch unbequemen Meinungen, will der Kraichtaler weiterhin in die Diskussion einbringen – auch aus der zweiten Reihe.

Respekt kommt aus dem, was du tust und was du leistest.
Werner Knaus, Vorsitzender Trainervereinigung Bruchsal

Der 76-jährige Fußballlehrer kommt noch aus einer Zeit, in der die Trainer von den Spielern gerne auch mal gesiezt wurden. Auch da hat Knaus aber eine klare Meinung, die er auch gerne an den Nachwuchs weitergibt: „Respekt kommt aus dem, was du tust und was du leistest – und nicht davon, ob jemand Werner oder Herr Knaus zu dir sagt“, findet er.

Auch wenn die Fußballvereinigung Bruchsal bald einen neuen Vorsitzenden haben wird, für Knaus ist es noch lange nicht das Ende – dafür lebt und liebt er den Fußball viel zu sehr. Und wenn die Corona-Zeit vorbei ist, wird die Trainer-Legende aus dem Kreis auch wieder auf dem Sportplatz zu finden sein, vor allem bei seinem Heimatverein SV Menzingen.

An der Seitenlinie wird Knaus zwar nicht mehr stehen, aber auch nicht weit davon entfernt – um zu schauen, wie sich der Nachwuchs in der Branche so schlägt.

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