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PFC in Mittelbaden

Der Sandbach wird es schlucken müssen

Baden-Baden will PFC-belastetes Konzentrat aus Aktivkohlefiltern in den Sandbach einleiten. Bei einer Infoveranstaltung erklärten Experten, weshalb das gar nicht schlimm sein soll und auch keine anderen Möglichkeiten bestehen.

Sandbach
So könnte eine mögliche Einleitstelle in den Sandbach aussehen. Foto: Riedinger

Von Patricia Klatt

Transparenz und Verständlichkeit sind nicht das Schlechteste – das konnte man eindrucksvoll bei einem Treffen in Kuppenheim beobachten, zu der die Bürgerinitiative „Sauberes Trinkwasser für Kuppenheim“ (BSTK) eingeladen hatte. In den vergangenen Wochen hatte die Ankündigung der Stadtwerke Baden-Baden hohe Wellen geschlagen, eine neue Filteranlage zu installieren und das herausgefilterte PFC wieder in den Sandbach einzuleiten.

In jedem Grundwasserbrunnen ist PFC nachgewiesen worden

„Wir freuen uns, dass mit dem Geschäftsführer Helmut Oehler und dem zuständigen Abteilungsleiter Peter Riedinger von den Stadtwerken Baden-Baden und mit Stefan Stauder vom Technologiezentrum Wasser (TZW) in Karlsruhe gleich drei Fachleute gekommen sind, um uns über die geplanten neuen Maßnahmen zu informieren“, so Ulrich Schumann und Andreas Adam, die beiden Vorsitzenden der BSTK. Zunächst zeigte Peter Riedinger die „Ist-Situation“ der Wasserversorgung in Baden-Baden auf. „Wir benötigen bei uns vier Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr“, so Riedinger, rund zwei Millionen kommen aus Quellwasser, die anderen zwei Millionen Kubikmeter aus dem Grundwasser, das vom Wasserwerk Oberwald in Sandweier bereitgestellt wird. Dieses Wasserwerk speist sich aus 21 Brunnen, davon ist in jedem Brunnen PFC nachgewiesen worden“.

Gesetzliche Grenzwerte werden deutlich eingehalten

Die momentane PFC-Belastung im Trinkwasser hält die dafür vorgegebenen gesetzlichen Werte deutlich ein, aber nach den Grundwassermodellen, der Fließrichtung des Wassers und den danach zu erwartenden Schadstofffrachten können sich die Werte in den einzelnen Brunnen auch noch ändern. „Die Umkehrosmose-Anlage filtert lang- und kurzkettige PFC komplett aus dem Wasser heraus, diese Stoffe sind dann aber in dem Retentat konzentriert“, räumt Riedinger ein. Nach langwierigen Versuchen habe man eine geeignete Aktivkohle gefunden, die nachgeschaltet aus dem Retentat – also jenen ,Resten‘, die von der Membran zurückgehalten wurden – wiederum rund 75 Prozent der PFC zurückhalten könne, die belastete Aktivkohle werde dann bei hoher Temperatur verbrannt. Das aufbereitete Retentat erfülle alle gesetzlichen Vorgaben, geplant sei die Einleitung von maximal 120 Kubikmetern pro Stunde in den Sandbach.

Sandbach ist „per se“ mit PFC belastet

Riedinger und Oehler wiesen ebenso wie Stefan Stauder nachdrücklich darauf hin, dass der Sandbach leider per se mit PFC belastet sei, das allerdings zu 95 Prozent aus der Industrie, Kläranlagen, Gewässerrand-Zuflüssen und landwirtschaftlichen Flächen komme. „Bei der Einleitung durch die Stadtwerke reden wir von den restlichen fünf Prozent der Gesamtbelastung. Aus diesen fünf Prozent filtern wir (geplant) 75 Prozent der darin enthaltenen PFC durch die Umkehrosmose und die nachgeschalteten Aktivkohlefilter heraus, so dass unter dem Strich die PFC-Belastung darin durch die Stadtwerke deutlich gesenkt werden kann“, erklärte Stauder. Man habe damit auch das erste Mal die Möglichkeit, das Grundwasser tatsächlich aktiv zu sanieren, alle langkettigen PFC würden entfernt und die kurzkettigen immerhin im Rahmen der momentan machbaren technischen Möglichkeiten, so Riedinger.

Alternativen zur Einleitung sind nicht in Sicht

Alternativen seien entweder noch in der Erprobung oder schlichtweg zu teuer oder nicht zu realisieren, erklärte Stefan Stauder vom TZW und gab den Zuhörern Recht, die anregten, man solle sich auch einmal Gedanken um die Einleitungen von Industrie und Landwirtschaft machen.

In der anschließenden Diskussion konnten zwar nicht alle Fragen der zahlreich erschienenen Zuhörer geklärt werden, aber Schumann und Adam bedankten sich „explizit für die Bereitschaft von Stadtwerken und Technologiezentrum Wasser, die Leute ausführlich und verständlich zu informieren“, so die beiden Vorsitzenden der Bürgerinitiative.

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