Tervetuloa! Fogadtatás! Powitanie! Dobro poschalovat! Dobrodo(s)li! Sie verstehen nicht, was gemeint ist? Vielleicht helfen Ihnen diese weiteren Hinweise auf die Spur: Välkommen! Welkom! Bienvenida! Benvenuto! Bienvenue! Welcome! Jetzt dürfte es klar oder zumindest klarer sein: Gemeint ist immer dasselbe – „Willkommen!“ Wenn man das Wort in alle Sprachen übersetzen wollte, deren Staatsangehörigkeit in Baden-Baden vertreten sind, würde die Liste viel, viel länger werden.
Genau 137 Nationalitäten sind bei der Stadtverwaltung registriert. Damit leben Menschen aus fast genau zwei Drittel der 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen im Stadtkreis. In einer Zahl ausgedrückt: Etwa jeder Fünfte Baden-Badener ist ein Ausländer.
Baden-Baden als Europäische Sommerresidenz
Von den knapp 55.600 Einwohnern von Baden-Baden waren Anfang Mai genau 11.162 Ausländer, heißt es aus dem zuständigen Fachbereich Ordnung und Sicherheit der Stadtverwaltung. Sieben Länder sind sogar mit mehr als 500 Personen an der Oos vertreten. Klarer Spitzenreiter ist tatsächlich die Russische Förderation mit 1068 Menschen. Das kommt nicht überraschend, denn schon im 19. Jahrhundert war die Europäische Sommerresidenz, wie Baden-Baden damals genannt wurde, ein beliebtes Ziel russischer Gäste.
24 EU-Staaten sind vertreten
Dahinter folgen Rumänien (987 Personen), Italien (907) auf den Plätzen zwei und drei. Der Abstand zum Vierten, Kroatien (701), ist schon etwas größer. Weiter geht es mit der Türkei (587), Polen (546) und unserem Nachbarn Frankreich (511). Aus den 28 EU-Staaten sind immerhin 24 Nationalitäten im Stadtkreis vertreten. Insgesamt sind es 8057 Bürger aus Ländern der Europäischen Union, macht einen Anteil von 14,5 Prozent an der Gesamtbevölkerung.
Die Teilnahme an der Europawahl ist einfach: Der Wähler hat eine Stimme. Der Stimmzettel ist aber fast ein Meter lang: 96 Zentimeter. Darauf aufgelistet sind 40 Parteien. Wahlberechtigt in Baden-Baden sind knapp 38 500 Bürger und damit weniger als beim Urnengang vor fünf Jahren. Damals waren es knapp 39.300. Wer am Wahltag, also an diesem Sonntag, 26. Mai, das 18. Lebensjahr vollendet, darf seine Stimme abgeben. Bei der Kommunalwahl reicht schon dass Erreichen des 16. Lebensjahres am Wahltag, um wählen zu dürfen. Bei den vergangenen beiden Europawahlen gab etwa jeder zweite Wahlberechtigte an der Oos seine Stimme ab. Im Jahr 2014 lag die Wahlbeteiligung bei 47,5 Prozent. Fünf Jahre zuvor, 2009, war sie um 0,4 Prozentpunkte höher: 47,9 Prozent. In Deutschland lag sie im Jahr 2014 bei 48,1 Prozent, 2009 bei 43,3 Prozent.
Wenn diese Bürgerinnen und Bürger am Sonntag bei der Europawahl ihre Stimme abgeben, müssen für sie aber nicht Stimmzettel in der jeweiligen Sprache vorgehalten werden. Das Kreuzchen machen sie auf dem Stimmzettel, den auch deutsche Bürger bekommen, heißt es dazu aus dem Baden--Badener Rathaus.
Iren stellen kleinste Gruppe
Die Liste mit den meisten Bürger aus EU-Staaten führen Rumänien vor Italien, Kroatien, Polen und Frankreich an. Auf Rang sechs folgt Ungarn (315) vor Bulgarien (270) und Österreich (164). In den Top Ten sind noch Griechenland (138) und Spanien (128). Es folgen Lettland (99), Litauen (82) und Portugal (76), bevor auf Platz 14 auch 60 britische Staatsangehörige aufgelistet sind. Da der Austritt der Briten aus der EU nicht bis zur Europawahl vollzogen wird, dürfen sie trotz Brexit teilnehmen. Die mit sechs Personen kleinste Gruppe aus einem EU-Mitgliedsstaat stellen die Iren.
Übersetzung
In elf Sprachen haben wir das „Willkommen“ am Anfang dieses Textes übersetzt. Sie wollen wissen, in welche? In der Reihenfolge der Nennung auf finnisch, ungarisch, polnisch, russisch, kroatisch, schwedisch, niederländisch, spanisch, italienisch, französisch und auf englisch.
Baexit droht
Demokraten müssen zusammenstehen und bei der Europawahl gegen Rechtspopulismus Farbe bekennen. So formulierte es jüngst der Sänger Wolfgang Niedecken von der Kölner Gruppe BAP. Auch Baden-Badens Bürgermeisterin Margret Mergen appelliert an die Bürger an der Oos, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen.
Wichtige Beteiligung
Eine noch geringere Wahlbeteiligung als vor fünf Jahren wäre auch schlecht für das Image der Stadt, die so sehr vom Tourismus und den Gästen aus aller Herren Länder abhängt. Sollte sich dieser Trend aber noch stärker fortsetzen, hätte das was von einem Baexit. Die Ernüchterung wäre riesengroß.
Der Puls Europas
Noch darf man an der Oos aber hoffen, dass die Bürger in der Stadt, in der vor 56 Jahren die Weichen für das spätere Europa gestellt wurden, diesem eine Zukunft geben. Nimmt man die Resonanz auf die sonntäglichen Veranstaltungen der unabhängigen Bürgerinitiative Pulse of Europa auf der Fieserbrücke als Maßstab, dürfte es um das Bekenntnis zu Europa so schlecht nicht bestellt sein. Von Besucherzahlen wie bei der unabhängigen Bürgerinitiative konnten die örtlichen Parteien bei ihren Wahlkampfveranstaltungen nur träumen.