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Beschluss des Stiftungsrates

Abriss statt Revitalisierung von St. Laurentius: Brettener Altenheim wird neu aufgebaut

Das Schicksal des katholischen Altenheims St. Laurentius ist besiegelt: Die Gebäude an der Apothekergasse sollen abgerissen werden. Anschließend wird die Cura/Maternus Kliniken AG, Berlin, dort ein neues Pflegeheim errichten

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Über Jahrzehnte ein Hort für Senioren war das katholische Altenheim St. Laurentius. Die Gebäude in der Apothekergasse sollen nun abgerissen werden. Am gleichen Standort will die Berliner Cura/Maternus Unternehmensgruppe ein neues Pflegeheim errichten und betreiben. Foto: N/A

Das Schicksal des katholischen Altenheims St. Laurentius ist besiegelt: Die Gebäude an der Apothekergasse sollen abgerissen werden. Anschließend wird die Cura/Maternus Kliniken AG, Berlin, dort ein neues Pflegeheim errichten. Derzeit betreibt die Unternehmensgruppe, die sich selbst als „einer der großen privaten Dienstleister im Gesundheitssektor“ bezeichnet, bundesweit über 50 Pflegeeinrichtungen.

In seiner Sitzung am Montagabend beschloss der siebenköpfige Stiftungsrat unter dem Vorsitz von Pfarrer Harald-Mathias Maiba einstimmig diese Variante – und lehnte gleichzeitig das Revitalisierungskonzept der Pforzheimer Domus Cura GmbH ab. Die wollte zwischen sieben und acht Millionen Euro in die Modernisierung investieren und das Altenheim weiter betreiben.

"Leuchtturmprojekt" soll das Stadtbild prägen

Die Cura/Maternus AG will – in enger Zusammenarbeit mit dem Stiftungsrat, dem Erzbischöflichen Bauamt und einem international anerkannten Architekturbüro in Bretten „eine moderne Modelleinrichtung eines Pflegeheims erschaffen, die als Leuchtturmprojekt auch das Stadtbild Brettens künftig mitprägen soll“, wie der Stiftungsrat in einer Presseerklärung mitteilt.

Wir mussten quasi bei Null beginnen.
Pfarrer Harald-Mathias Maiba

Man habe, nachdem das Pflegeheim nach der Insolvenz des früheren Betreibers, der Caritas-Altenhilfe-Trägergesellschaft Ende 2018 an die Kirchengemeinde zurückgegeben wurde, „quasi bei Null beginnen“, erklärt Maiba. Zunächst einmal seien mit einem zu diesem Zweck neu gegründeten „Kompetenzteam“ und der Stadt Bretten die in Frage kommenden Möglichkeiten zusammengetragen, diskutiert und auf die jeweiligen Machbarkeiten überprüft worden.

Altenheim-Konzepte

Nachdem der Caritasverband Ettlingen vor gut zwei Jahren die Weiterbetreibung des katholischen Altenheims abgelehnt und stattdessen einen Neubau auf dem Mellert-Fibron-Gelände forciert hatte (was letztlich an bürokratischen Hürden scheiterte), stand das Heim leer.

Besonders die Wählerinitiative „die aktiven“ und Teile der CDU hatten in der Folge immer wieder Investoren und Betreiber vorgeschlagen, die aber allesamt vom Stiftungsrat abgelehnt worden waren. Auch der Vorschlag des Brettener Pflegedienstexperten Ronald Schmidt, dass seine Certus GmbH (Baden-Baden) das Heim modernisieren und weiter betreiben könnte, fand seinerzeit keine Gnade bei dem katholischen Gremium.

Von Anfang an sei klar gewesen, dass es auch weiterhin ein Pflegeheim im Herzen der Stadt geben solle. Da jedoch weder der Betrieb eines solchen Heims noch ein eigenes finanzielles Engagement durch die Kirchengemeinde in Betracht gekommen sei, habe man neben einem künftigen Betreiber auch einen Investor für die erforderlichen baulichen Maßnahmen suchen müssen.

„Trotz des zunehmenden öffentlichen Drucks, eine Entscheidung zu treffen, nahm sich der Stiftungsrat die erforderliche Zeit, die für die Kirchengemeinde richtungsweisende Zukunftsentscheidung zu treffen“, teilt der Stiftungsratsvorsitzende mit. Schließlich sei im Laufe des Jahres mit Unterstützung der Stadt Bretten auch ein gutachterlicher Rat eingeholt worden, der in die Entscheidung des katholischen Gremiums miteingeflossen sei.

Kommentar von Thilo Kampf

Gottes Mühlen mahlen langsam. Das scheint sich der Stiftungsrat der katholischen Kirchengemeinde Bretten-Walzbachtal bei seiner Entscheidung, wie es mit dem Altenheim St. Laurentius weitergeht, zu Herzen genommen zu haben. Die Entscheidung für einen Neustart hat zwar lange gedauert, doch ist sie wahrscheinlich das Beste, was Bretten passieren kann.

Die Gebäude in der Apothekergasse entsprachen längst nicht mehr den Anforderungen an zeitgemäße Altenpflege und sind auch nicht unbedingt architektonische Glanzlichter. Das wird sich nun hoffentlich ändern, wenn neben der mächtigen Kirche bald ein ansprechender Neubau stehen wird.

Vielen Brettenern beider christlicher Konfessionen fällt wahrscheinlich ein Stein vom Herzen, verbrachten doch Generationen ihren Lebensabend in dem so zentral in der Innenstadt gelegenen Heim. Das war wohl auch der Grund, weshalb sich viele Gedanken darüber machten, wie man auch weiterhin in St. Laurentius Altenpflege betreiben könnte. Zumal sich niemand mit dem von der Caritas avisierten Altenheim-Standort auf dem Mellert-Fibron-Areal anfreunden konnte.

Gottes Mühlen mahlen langsam, heißt es. Aber sie mahlen gerecht.

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