Ein Bild fast wie zu DDR-Zeiten: Leute wühlen zwischen den Überbleibseln an Blattsalaten und Zitronen. Quark und Joghurt sind kaum noch zu ergattern, die Fleischtheke ist geplündert. Ebbe herrscht auch bei Zeitschriften, Getränken und Konserven. Voll ist es dafür an den Kassen. Es ist der letzte Tag im Kaufland in der Melanchthonstraße in Bretten, ab Montag, 25. November, ist der Supermarkt geschlossen.
Die Regale im Kaufland sind leergefegt
„Seit Ende Oktober haben wir keine Ware mehr bekommen, außer Fleisch, Obst und Gemüse“, erklärt Marktleiter Tuncer Kilic die leergefegten Regale. Trotz des eingeschränkten Angebots strömen die Kunden in Scharen in das Geschäft und nutzen die letzte Gelegenheit für einen Großeinkauf. Mandarinenkisten stapeln sich neben Weintrauben in Einkaufswagen, Spirituosen, Süßwaren und Fleisch finden reißenden Absatz. Kein Wunder, so locken in einigen Abteilungen Rabatte von 50 und mehr Prozent.
Kaufland auf der Diedelsheimer Höhe ist für viele keine gute Alternative
Die Kunden freuen sich über Äpfel und Bananen zum halben Preis. Dennoch ist die Stimmung vielfach gedämpft. „Schade, dass er zumacht. Für mich ist es ganz schlecht, weil ich mit dem Fahrrad unterwegs bin“, erzählt Ursula Dehm, die sich noch einmal mit Milch und reduzierten Süßwaren eingedeckt hat. Von Jöhlingen aus reiste sie regelmäßig mit der Bahn und dem Zweirad an. Künftig will sie in ihrem Heimatort einkaufen, denn das Kaufland auf der Diedelsheimer Höhe ist für sie keine Alternative. „Das ist mir zu hoch auf dem Berg und zu groß. Es erschlägt mich beim Einkaufen“, sagt sie.
Der andere ist mir zu groß, da ist man ja einen halben Tag lang drin, um einmal einzukaufen.Anne Kurz über den Kaufland auf der Diedelsheimer Höhe
Ähnlich äußert sich Anne Kurz aus Bretten. „Warum haben sie den hier nicht lassen können? Der andere ist mir zu groß, da ist man ja einen halben Tag lang drin, um einmal einzukaufen.“ Nun hat sie im „kleinen Kaufland“ noch einmal zugeschlagen. „Schließlich steht Weihnachten vor der Tür“, so Kurz, und präsentiert ihre Ausbeute an Bio-Lebensmitteln und Süßigkeiten. Insbesondere für ältere Menschen sei die Schließung bedauerlich. „Da sind viele sehr traurig.“
Ärgerlich ist das Aus auch für Mihail Mircescu. Seit einem Jahr stand er jeden Samstag mit seinem „Hühner-Fred“-Wagen auf dem Parkplatz. Er habe bislang noch keinen neuen Platz gefunden, berichtet er. Es gibt jedoch auch Kunden, die das Ende der Filiale in der Melanchthonstraße gelassen sehen, etwa Hakan Cakar aus Bretten. „Wir haben doch den zweiten Kaufland oben, deshalb ist das kein Problem“, findet er.