Eigentlich sprach nicht viel dafür, dass die Geschichte gut gehen würde: ein lebensfroher Rheinländer in einer eher nüchternen Protestantenhochburg, ein Karnevalsjeck in der Faschingsdiaspora, ein Mainz 05 -Fan im KSC-Land: Da zeigt der Parship-Daumen gleich nach unten. Dass aus derart schlechten Voraussetzungen doch eine echte Liebe wurde, die über ein Vierteljahrhundert und länger dauert, hat viel mit einer Brettener Theatertruppe zu tun: „Die Gugg-e-moler haben mich für Bretten eingenommen“, erzählt Thilo Kampf von einer seiner ersten Begegnungen mit seiner künftigen Wirkungsstätte anno 1992.
Heimatgefühle auf dem Brettener Weinmarkt
Heimatgefühle kamen bei dem in Bad Kreuznach aufgewachsenen Rheinhessen dann auch schnell beim Brettener Weinmarkt auf. Und als er dort noch spätnachts am Rauchertisch einen netten Herrn im besten Alter kennen lernte, der sich später als Oberbürgermeister (Paul Metzger) entpuppte, war der Bann gebrochen. Obwohl der Einsatzort „nur Bretten“ war, wie es der damalige Chef vom Dienst des Karlsruher Zeitungsverlags vorab bekundet hatte. Doch was für den einen „nur Bretten“ war, ist für den anderen eine neue Welt. Über 27 Jahre folgten für den zielstrebigen Zeitungsredakteur – lediglich durch einen dreijährigen Abstecher nach Pforzheim unterbrochen.
Zum Jahresende wechselt der langjährige Leiter der Brettener Lokalredaktion nun in die BNN-Zentrale, wo auf ihn neue Aufgaben als Leiter der Hardt-Redaktion warten. Ein Abschied, der ihm beileibe nicht leicht fällt.
Kampf will lieber Texte als Socken stricken
Erste journalistische Erfahrungen sammelte Thilo Kampf als Chefredakteur einer Schülerzeitung mit dem verheißungsvollen Namen „Donnerkeil“, nach dem Abitur bediente er im Zivildienst eine Bibliothek und betreute Schwerbehinderte. Zum Studium verschlug es ihn nach München, wo er die Fächer Politik und Jura als Magister Artium abschloss.
Seine Eltern besaßen zwar eine Strumpffabrik, doch der Sprössling wollte schon früh Journalist werden und lieber Texte als Socken stricken. Sein Studium finanzierte er sich unter anderem mit Kellnern: Mehrere Jahre lang jobbte er im „Ball der einsamen Herzen“, einem damals beliebten Münchener Tanzlokal für Singles. Deren Schicksal blieb dem lebenslustigen Rheinhessen allerdings in vielfacher Weise erspart, der – als Kenner der Nahe-Weine – im Bayerischen auch seine Liebe zum Weißbier entdeckte.
Erste Story mit bayerischem Schlagersternchen
Erste Sporen im Zeitungsgeschäft verdiente er sich mit einem dreimonatigen Praktikum beim Straubinger Tagblatt. Seine erste größere Geschichte drehte sich um einen Musikproduzenten, der mit dem Schlagersternchen Nikki den Hit „Servus, mach’s guat“ produzierte. Seither ist der durchaus sangesfreudige Zeitungsmann auch der leichten Muse gegenüber nicht abgeneigt.
Zum Volontariat ging es zurück in die alte Heimat, wo er 1990 die Redakteursausbildung bei der Mainzer Allgemeinen Zeitung absolvierte. Sein damaliger Redaktionsleiter bescheinigte dem angehenden Journalisten schon früh ein gutes Schreibniveau, passable Fotografierkünste und eine gewisse Bissigkeit – Qualitäten, die Thilo Kampf in seinem weiteren Berufsleben noch merklich weiterentwickelte.
Lokalpolitik, Lions und die "Breddema Hofsänger"
In Bretten begleitete Kampf in erster Linie die Lokalpolitik mit all ihren heißen Eisen der vergangenen Jahre: unter anderem dem Dauerbrenner Sporgasse, der schier unendlichen Geschichte um das Altenzentrum St. Laurentius und nicht zuletzt die überaus spannende OB-Wahl, die erst in diesem Frühjahr mit der Vereidigung im Gemeinderat ihren endgültigen Abschluss fand.
So nebenbei gründete der Rheinhesse mit dem Karnevals-Gen im Jahr 2006 die „Breddema Hofsänger“, die ihren Mainzer Vorbildern an Pfiffigkeit kaum nachstanden. Die karnevalistische Karriere endete indes rasch, als Kampf in einem Lied die Gerüche im Rinklinger Tal besang – und es daraufhin juristische Scharmützel gab. Doch da Kampf mit dem damaligen Firmenchef Helmut Deuerer im Kuratorium "Festival der guten Taten" saß (was er heute noch tut), fand man schließlich zur sachlichen Diskussion zurück.
Auch bei der Gründung des Lions Clubs Bretten-Stromberg um die Jahrtausendwende war der heute 59-Jährige, der nach einem Abstecher nach Karlsruhe inzwischen wieder in Bretten wohnt, von Anfang an mit eingebunden, trat jedoch nach seinem Umzug in die badische Residenz aus diesem aus.
Vorwitziger Journalist als Namenspate
Seinen Vornamen hat der scheidende Redaktionsleiter übrigens einem Herrn namens Thilo Koch zu verdanken. Der war Ende der Fünfzigerjahre ein bekannter Journalist und Autor und für seine durchaus frechen Kommentare als Fernsehansager bekannt. Und auch dessen Namensvetter sagt man nach, er sei nicht auf den Mund gefallen.