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Internationale Expedition

Florian Geyer aus Tiefenbach erreicht Nordpol

Der Norweger Fridtjof Nansen hat es mit seinem legendären Segelschiff Fram nicht ganz bis zum Nordpol geschafft. Der norwegische Eisbrecher KV Svalbard hat die Herausforderung jetzt gemeistert – als erstes norwegisches Schiff überhaupt. Und mit ihm ein waschechter Tiefenbacher: Der 40-jährige Ozeanograph Florian Geyer.

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Florian Geyer hat den Nordpol erreicht: Mit einem norwegischen Eisbrecher war er Teil einer internationalen Expedition. Foto: pr

Der Norweger Fridtjof Nansen hat es mit seinem legendären Segelschiff Fram nicht ganz bis zum Nordpol geschafft. Der norwegische Eisbrecher KV Svalbard hat die Herausforderung jetzt gemeistert – als erstes norwegisches Schiff überhaupt. Und mit ihm ein waschechter Tiefenbacher: Der 40-jährige Ozeanograph Florian Geyer. Er war Teil einer internationalen Expedition, die eine aktuelle Frage klären will: Wie stark hat sich das Meer unterhalb des ewigen Eises der Arktis im Zuge des Klimawandels erwärmt, und welche Auswirkungen hat das auf das Schmelzen der Polkappen?

Tiefe Töne werden quer durchs Meer geschickt

Mit langen Stahlseilen haben die internationalen Forscher vier Verankerungen in vier Kilometern Tiefe gesetzt, an denen sich insgesamt 200 verschiedene Messinstrumente befinden. Sie werden ein Jahr lang Daten zusammentragen. „Wir schicken damit Schallsignale quer durch die Arktis über tausende Kilometer“, erklärt Geyer das Hauptexperiment, an dem er beteiligt ist.

Empfänger und Schallquellen, die gleichzeitig von einem amerikanischen Schiff auf der anderen Polseite installiert wurden, tun dasselbe. Ein Jahr lang werden so alle drei Tage tiefe Töne quer durchs Meer geschickt. So lässt sich akustisch messen, wie sich die Wassertemperatur in einem riesigen Gebiet und über alle Jahreszeiten hinweg verhält.

Enge Doppelkabinen

In den 70er-Jahren hatte man eine Messung per U-Boot unternommen. Eine Untersuchung in den 90er-Jahren dokumentierte bereits eine Erwärmung des Wassers. „Bis zu zwei Meter dickes Eis mussten wir mit unserem Schiff der Küstenwache durchbrechen“, berichtet Geyer von der 26 Tage dauernden Fahrt. 20 Forscher und 30 Mann Besatzung waren unter der Führung von Hanne Sagen vom norwegischen „Nansen Environmental and Remote Sensing Center“ unterwegs. „Das war in unseren Doppelkabinen schon ziemlich beengt“, so Geyer. 24 Stunden ist es hell im arktischen Sommer. Da war es auch schon mal minus fünf Grad „warm“.

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Der Eisbrecher musste sich durch zwei Meter dickes Eis schieben. An Bord ein internationales Team. Foto: pr

Kein Komfort, kein WLAN

Geyer berichtet auch von einer 17-Stunden-Arbeitsschicht, bis geeignete Standorte für die Messstationen gefunden waren. Per Echolot musste der Tiefenbacher Ozeanograph den Meeresboden scannen, um die bestmögliche Stelle für die Verankerung seiner Messgeräte zu finden, die dann ein Jahr dort bleiben, ihre Daten aufzeichnen, um in einem Jahr – hoffentlich unzerstört – ausgelesen zu werden.

Und als wäre die Umgebung nicht schon unwirtlich genug – kein Komfort, kein WLAN, kaum Kontakt nach Hause, nur per teurem Satellitentelefon und Eisbären-Sichtungen – kam dann noch weiteres Ungemach hinzu: „Es ging eine Warnung vor einem russischen Raketentest ein. Der Nordpol wurde zur Sperrzone. Wir wollten es nicht drauf ankommen lassen und haben die Zone sicherheitshalber verlassen.“ Später hat sich herausgestellt, dass die Rakete von einem russischen Atom-U-Boot aus abgeschossen wurde.

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Aus der Drohne sieht man das Schiff im arktischen Packeis. Foto: pr

Grillparty auf dem ewigen Eis

Highlight für alle war natürlich die Erreichung des Nordpols. „Zuerst sind die Offiziere vom Schiff gegangen und haben das Eis getestet.“ Danach durften alle anderen vom Schiff. Es wurde gegrillt, Erinnerungsfotos geschossen und sogar Fußball gespielt. „Das war alles sehr kollegial, wir wurden hervorragend verköstigt.“

Ein echtes Abenteuer waren die Wochen auf dem Schiff für den Ozeanographen, dessen Eltern in Tiefenbach leben. Geyer hat in Heidelberg Physik studiert und in Spitzbergen ein Austauschjahr absolviert. Mittlerweile lebt er seit 15 Jahren im norwegischen Bergen. Unterwasserakustik ist einer seiner beruflichen Schwerpunkte.

Bedeutende Klimaforschung

Und während der deutsche Eisbrecher „Polarstern“ gerade zu seiner spektakulären einjährigen Drift in die Arktis aufgebrochen ist, hat Geyers Truppe bereits wieder festen, norwegischen Boden unter den Füßen.

„Schon jetzt kann man feststellen, dass das Eis viel dünner ist“, so Geyers Fazit.

Das Wasser unter dem Eis ist „geschichtet“, mit der Erwärmung des Meereswassers durch den Klimawandel ist es aber gut möglich, dass es auch von unten für eine noch schnellere Abschmelzung des wichtigen Polareises sorgt, erklärt Geyer die Bedeutung seiner Expedition für die Forschung.

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