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Pensionärin ist 6.000 Euro los

Handwerker gesucht, Betrüger gefunden

Braune Brühe in der Waschküche und die Furcht, dass Schlimmeres folgt setzten sie unter Druck: Eine Östringerin wurde in ihrer Notlage um 6.000 Euro erleichtert, als sie einen Rohrreiniger im Internet suchte und Betrüger ins Haus ließ.

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IMAGE-323899 Foto: N/A

Braune Brühe stand in ihrer Waschküche, versickerte und kam in Mengen zurück. Andrea Albers gab gerade einen Sprachkurs, als ihr Sohn sie wegen der zweiten Überschwemmung anrief. Er hatte die Waschmaschine in Gang gesetzt und wollte ein Bad nehmen – das fiel flach. Andrea Albers (Name geändert) wurde um 6.000 Euro erleichtert. Sie hatte auf der Suche nach Handwerkern eine Handynummer aus dem Internet angerufen und saß Betrügern auf.

Sie googelte in einer Pause nach einem Handwerker. Sie wollte es richtig machen, gab Ubstadt als nächste größere Stadt mit ein, und wählte eine Nummer, die einen 24-Stunden-Service versprach – alles etwas gehetzt. „Man kann mit einem verstopften Rohr ja nicht mal zur Toilette.“ Sie seufzt.

Hohe Rechnung, keine Hilfe

Dennoch gab es Hinweise und sie nahm sie nicht wahr, will aber andere warnen: Die Frau am Telefon bei den vermeintlichen Rohrreinigern wusste nicht, wo Odenheim ist. Auf der Rechnung stand keine Firmenbezeichnung. Die Rechnung von hohen 749 Euro kam zustande, da ein Spülwagen kommen müsse, sagte der Mann, der bei ihr auftauchte.

Er „war ganz sympathisch“ und erzählte, das EC-Kartenlesegerät „spinne schon den ganzen Tag“ und dann bat er um mehrfache Eingabe der Pin, beim dritten Mal um eine zweite EC-Karte. Er gab den Betrag selbst ein und hielt das Gerät so, „dass ich nicht sehen konnte, was er eintippte“, sagt Andrea Albers.

Lange gespart  - umsonst

Die 6.000 Euro sind weg – sie hatte sie für Renovierungen am Haus angespart. Sie ärgert sich maßlos. Eine Kreditkarte lehnte er ab, die könne das EC-Karten-Gerät nicht lesen. Heute weiß sie, dass bei Kreditkarten eine Chance besteht, das Geld zurück zu holen – anders bei EC-Karten.

Bei beiden Banken erhielt sie gleichlautende Antworten: Es bestehe wenig Hoffnung, sie habe die Pin selbst eingegeben. Bei einer fragte man sie, was ihr Mann dazu sage. „Was soll das denn?“ fragt sie aufgebracht über diese kaum verhohlene Beleidigung.

Nie an Ort und Stelle bezahlen

Natürlich rief sie die Polizei, nachdem sie unter der Handy-Nummer keine Hilfe erhielt, kein Spülwagen und auch sonst niemand kam. Am Ende beauftragte sie doch örtliche Handwerker.

Die Polizei konnte am Tatabend Bildschirmaufnahmen von der Website der Betrügerfirma machen, bevor sie vom Bildschirm verschwand. „Es handelt sich um ein weit verzweigtes Täternetz,“ sagt Irina Kühlmann, Polizeihauptmeisterin beim Revier Bad Schönborn. Ob die Beschlagnahme des Firmenkontos – Ermittlungen führten zu einem ganzen Firmenkonglomerat nach Essen – gelingt, stehe aus.

Bei "komischem Gefühl" die Polizei rufen

Die Polizistin rät: „Auf keinen Fall sofort und nie an Ort und Stelle  bezahlen, die EC-Karte nicht aus der Hand geben und eine Rechnung fordern. Jeder ordentliche Handwerker macht das so.“

Das Revier sei mit vier ähnlichen Fällen befasst. Sie geben sich als Schädlingsbekämpfer oder Dachdecker aus. Man könne die Polizei auch rufen, solange die Handwerker im Haus sind, „wenn einen so ein Gefühl beschleicht,“ sagt Polizeihauptmeisterin Kühlmann. „Wir kommen.“

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