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Verdächtiger war alkoholisiert

37-Jähriger nach tödlichem Streit in Bühler Obdachlosenunterkunft festgenommen

Nach einem Tötungsdelikt in der Bühler Daimlerstraße hat die Polizei am frühen Donnerstagabend einen 37-jährigen Mann festgenommen. Die Tat ereignete sich in einer städtischen Obdachlosenunterkunft. Das Opfer soll dort gerne gekocht und auch den Putzdienst übernommen haben.

In der städtischen Obdachlosenunterkunft im Industriegebiet Süd ist es am Mittwochnachmittag zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen, bei der ein 65-Jähriger zu Tode kam.
In der städtischen Obdachlosenunterkunft im Industriegebiet Süd ist es zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen, bei der ein 65-Jähriger zu Tode kam. Foto: Margull

Am Donnerstagnachmittag war es nach bisherigen Erkenntnissen von Polizei und Staatsanwaltschaft mutmaßlich zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen zwei Männern gekommen. Dabei kam ein 65 Jahre alter Mann zu Tode.

Ein weiterer Bewohner hatte, als er nach Hause kam, den leblosen 65-Jährigen in dessen Zimmer aufgefunden und dann einen Notruf abgesetzt. Streifen des Polizeireviers Bühl konnten im Industriegebiet Süd einen 37 Jahre alten Tatverdächtigen vorläufig festnehmen.

Tatverdächtiger sitzt in Untersuchungshaft

Der Mann wurde am Freitagnachmittag dem zuständigen Ermittlungsrichter vorgeführt. Dieser folgte aufgrund des dringenden Tatverdachts wegen Körperverletzung mit Todesfolge dem Antrag der Staatsanwaltschaft Baden-Baden auf Untersuchungshaft.

Der Verdächtige wurde in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Staatsanwaltschaft und Polizei.

Das Opfer wird rechtsmedizinisch untersucht. Der genaue Tatablauf und die Umstände, die zur Tat führten, sind noch unklar und Gegenstand der Ermittlungen des Kriminalkommissariats Rastatt. Nach ABB-Informationen sollen sowohl der Tatverdächtige als auch das Opfer alkoholisiert gewesen sein. Der 65-Jährige ist mehrfacher Vater und geschieden; als er arbeitslos wurde und seine Miete nicht mehr bezahlen konnte, war er zunächst auf der Straße gelandet.

Laut Stadtverwaltung bislang nur positive Erfahrungen mit Unterkunft

Martin Bürkle, der zuständige Fachbereichsleiter bei der Stadtverwaltung, zeigte sich bestürzt über das Geschehen in der städtischen Obdachlosenunterkunft. „Unsere Erfahrungen mit dieser Einrichtung sind nach der aufwendigen Sanierung und dem neuen Konzept ausgesprochen positiv“, sagt Bürkle.

Die Kommune hat die Obdachlosenunterkunft im Industriegebiet Süd 1981 erbaut. 2018 und 2019 wurde sie umfangreich saniert. Bürkle spricht von „tollen Räumlichkeiten“, die im Industriegebiet entstanden seien. Das damit verbundene neue Konzept habe sich bewährt.

Aktuell wohnen 28 Personen im Gebäude, das aber nicht voll belegt ist. „Wir brauchen grundsätzlich immer Reserven“, sagt Bürkle. „Durch Mietrückstände, aber auch durch einen Wohnungsbrand können ganze Familien obdachlos werden.“ Aktuell wohnen auch zehn Mitarbeiter der Firma Frihol, die durch den Brand in der Nacht zum 1. Mai ihre Wohnungen auf dem Betriebsgelände verloren haben, in dem dreigeteilten Haus.

Im Souterrain gibt es vier Zimmer für ein Klientel, das Bürkle als schwierig bezeichnet. Diese Leute hätten oft Alkoholprobleme. Aus diesem Grund habe die Stadt bei der Sanierung einen separaten Eingang für das Souterrain geschaffen. Das helfe Konflikte mit den Bewohnern in den beiden Hauptgeschossen und im Dachgeschoss zu vermeiden.

Verbrechen ereignete sich im frisch sanierten Dachgeschoss

In den beiden Hauptgeschossen hat die Stadt jeweils zwei Wohnungen mit 80 Quadratmeter pro Einheit eingerichtet. Im Dachgeschoss, das im Rahmen der vergangenen Sanierung komplett neu ausgebaut wurde, entstanden zwei Wohngruppen für jeweils sechs Personen. Dort hat sich das Tötungsdelikt ereignet.

Jede Person hat in den beiden Wohngruppen ein Einzelzimmer, Küche und Sanitäranlagen werden gemeinsam benutzt. „Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten in der Obdachlosenunterkunft im Industriegebiet haben wir die schwierigen Fälle aus den städtischen Wohnungen in der Bergermühlsiedlung dorthin verlegt“, berichtet Bürkle.

„Die Wohnungen in der Bergermühlsiedlung sollten wohnumfeldverträglicher werden.“ Die Stadt begegnet damit einem bekannten Problem. Obdachlosenwohnungen in der Innenstadt sorgen bei den Anwohnern praktisch immer für erheblichen Unmut. „Die Nachbarn laufen Sturm“, sagt Bürkle.

Er betont, dass sich nach der Sanierung im Industriegebiet eine gute Wohngemeinschaft ergeben habe. „Natürlich gab es vor allem im Souterrain hin und wieder Zwist“, räumt er ein. Der städtische Vollzugsdienst und bei Bedarf die Sozialstation betreuen die Menschen.

Opfer war engagierter Bewohner der Bühler Obdachlosenunterkunft

Die Sozialstation engagiert sich vor allem für die Bewohner im Souterrain und kümmert sich um Hygiene und Ernährung der Menschen, die oft suchtkrank sind. Gerade in den beiden neuen Wohngruppen im Dachgeschoss waren die Erfahrungen nach der Sanierung positiv.

Der Zusammenhalt der Bewohner war nach Eindrücken Bürkles gut. Das Opfer des Tötungsdelikts soll nach ABB-Informationen für die anderen Mitglieder seiner Wohngruppe gekocht und eingekauft und sich auch um den Putzdienst gekümmert haben. Er kochte gerne, „das habe ich von meiner Mutter gelernt“, sagte er einmal. Ob sich aus diesem Engagement für die Gemeinschaft ein Streit entwickelt hat, ist ungeklärt.

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