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Narrenvereinigung Ettlingen

Corona-Risiko: Spessarter Eber sagen den Nachtumzug 2021 überraschend ab

Der Schlachtruf „Wildsau,Wildsau“ wird 2021 auf Spessarts Straßen nicht ertönen: Der Carnevalverein Spessarter Eber zieht für seinen 22. Nachtumzug schon jetzt die Reißleine.

Nachtumzug  Gastgeber Eber
Nachtumzug Gastgeber Eber Foto: Archiv Klaus Müller

Die Entscheidung der Eber,auf das nächtliche Spektakel am 12. Februar zu verzichten, kommt früh und sie kommt überraschend. „Wir wollen kein Corona-Risiko eingehen“, sagt Eber-Präsident Torsten Kiefer. Weder gesundheitlich noch finanziell.

Bis zu 10.000 Narren stehen am Straßenrand

Der Nachtumzug ist seit 1994 ein Großereignis im Ettlinger Höhenstadtteil und der einzige, den es im Raum Karlsruhe noch gibt . 70 Fußgruppen aus der näheren Umgebung, aber auch aus der Ortenau und dem Breisgau,marschieren mit. Zwischen 8.000 und 10. 000 Fastnachtsbegeisterte stehen am Straßenrand. Viele von ihnen feiern mit Hästrägern und Guggenmusikern bis spät in die Nacht an Ständen der örtlichen Vereine. Und das ist das Problem: „Wie soll man da Abstand halten?“

Der einzige Nachtumzug im Großraum Karlsruhe

Anders als die Hotschekhexen m Grötzingen, die nach Alkoholexzessen und Randale 2014 mit ihrem Nachtumzug Schluss machten, hielten die Eber an dieser Fastnachtstradition fest. Allerdings gingen sie auf einen Zwei-Jahres-Turnus, entwickelten mit der Stadt Ettlingen und der Polizei ein Sicherheitskonzept. Dazu gehören Alkoholkontrollen, Platzverweise und frühes Abgreifen jugendlicher Störer am Stadtbahnhof Ettlingen, von wo aus die Busse nach Spessart fahren.

Der Securitydienst ist nicht billig.
Torsten Kiefer, Chef der Spessarter Eber

Außerdem der Einsatz von Jugendschutzteams und eines privaten Securitydienstes. „Den müssen wir lange im Voraus buchen, bezahlen und der ist nicht billig“, erzählt Kiefer. Da niemand wisse, wie sich die Corona-Situation entwickle und was im Februar erlaubt sei, habe sich der Verein für die Alternative Narrendorf am Vereinsheim entschieden. Das ist überschaubarer, man kann – so erforderlich – den Zugang beschränken und muss weniger Sicherheitsaufwand betreiben.

Straßenfasnachter mögen die besondere Atmosphäre

„Wir verstehen die Entscheidung, sie ist natürlich schade“, kommentiert Karl-Heinz Guhl, Chef der Ettlinger Horbachdeifl. Die Straßenfastnachter sind jedes Mal mit etwa 50 rot-schwarz Maskierten im Höhenstadtteil dabei, mögen die besondere Atmosphäre in der Dunkelheit. Guhls Horbachdeifl gehören zu den insgesamt zehn in der Ettlinger Narrenvereinigung organisierten Fastnachtsvereinen. Deren Stimmung schwankt mit Blick auf die Kampagne 2020/201 zwischen Zweckoptimismus und echter Zuversicht.

Die Notbremse können wir immer noch im Herbst ziehen.
Markus Utry, Vorsitzender der Moschdschelle Ettlingen

Markus Utry, Chef der 350 Mitglieder starken Moschdschelle geht davon aus, dass der Ettlinger Rosenmontagsumzug planmäßig in der Innenstadt stattfinden kann und sieht derzeit keinen Handlungsbedarf: „Die Notbremse können wir immer noch im Herbst ziehen“.

Was wird aus den Prunksitzungen ?

Mehr Sorge bereitet ihm die Saalfastnacht: „Wir können doch nicht auf Distanz schunkeln.” Wenn zu den Prunksitzungen nur die Hälfe der sonst erlaubten Zuschauer zugelassen werden dürfe, fehle die Stimmung,kämen die Vereine außerdem nicht auf ihre Kosten. „Fastnacht ist auch ein Wirtschaftsbetrieb”, erklärt Utry und zählt auf: Miete, Caterer, Kostüme, Requisiten, Musik und Gema-Gebühren.

Garden litten besonders unter Corona-Zwangspause

Ganz ähnlich sieht das Andreas Lackner von der Narrenzunft Schöllbronn: „Wir planen den Umzug am Fastnachtssamstag, unsere Einladungen gehen jetzt raus“. In der Tat sei die Frage der Hallenbelegung bei den Zunftabenden noch ungeklärt. Die Unsicherheit, ob und vor wie viel Publikum sie auftreten dürften, mache vor allem den Showtanz- und Gardegruppen zu schaffen. Von der mehrmonatigen Corona-Zwangspause wurden sie besonders hart getroffen. Erst seit den jüngsten Lockerungen können sie wieder langsam mit gemeinsamem Training beginnen.

Ich bin froh, dass keine der Tänzerinnen abgewandert ist.
Lara Bornhäuser, TSG Ettlingen

„All die Wochen habe ich meinen Mädels nur Videos schicken können für Übungen allein daheim“ , erzählt Lara Bornhäuser, Trainerin bei der TSG Ettlingen. Sie ist froh darüber, dass bislang „keine der Tänzerinnen zu einem anderen Sport abgewandert ist.”

Manfred -Jordan-Gedächtnisturnier ist verschoben

Mindestens so wichtig wie der Auftritt bei Prunksitzungen oder die Teilnahme an Umzügen seien für die Garden Wettkämpfe. Schon von Oktober auf Mitte Dezember 2020 verschoben ist das 30. Manfred-Jordan-Gedächtnisturnier des Wasener Carneval Clubs (WCC) Ettlingen. 1.500 Aktive werden an zwei Tagen dazu erwartet. Doch WCC-Ehrenpräsident Bernd Eyberger ist für das Event genauso skeptisch wie für die ganze Kampagne - ob drinnen oder draußen. Er wolle kein Spielverderber sein, aber die Vereinigung badisch-pfälzischer Karnevalvereine habe doch „nicht von ungefähr“ empfohlen, wegen Corona Fasnacht komplett ausfallen zu lassen.

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