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Viele Bahnen sind leer

ÖPNV in Karlsruhe ist wegen Corona-Krise nur zu 30 Prozent ausgelastet

Die Straßenbahnen haben trotz der Rückkehr zum altem Takt und dem Maskenzwang in der Corona-Lockerung wenig Passagiere. Nur 30 Prozent der Stamm-Fahrgäste nutzt derzeit den Öffentlichen Personennahverkehr. Wird ein Rettungsschirm des Bundes ein finanzielles Desaster verhindern?

Mit Mundschutz und gehörigem Abstand: Für die Straßenbahnfahrt in der Zeit der gelockerten Corona-Gebote gelten klare Regeln. Noch geht es auf den Bahnsteigen wie hier in der Haltestelle „Herrenstraße“ auf der Kaiserstraße kaum eng zu. In der Bahn ist für die immer noch relativ wenigen Passagiere also viel Platz, um Distanz zu wahren.
Mit Mundschutz und gehörigem Abstand: Für die Straßenbahnfahrt in der Zeit der gelockerten Corona-Gebote gelten klare Regeln. Noch geht es auf den Bahnsteigen wie hier in der Haltestelle „Herrenstraße“ auf der Kaiserstraße kaum eng zu. In der Bahn ist für die immer noch relativ wenigen Passagiere also viel Platz, um Distanz zu wahren. Foto: jodo

Vier Passagiere verlieren sich in der Linie 4. Der Wagen von der Linie 2 hat mit Fahrtziel Wolfartsweier neun Kunden an Bord, als er um 9.18 Uhr die große Straßenbahnhaltestelle vor dem Hauptbahnhof erreicht.

Die S 2 kommt immerhin mit neun Fahrgästen angerollt. In der S 1 Richtung Albtal sitzen sogar 18 Maskierte. Die beiden Stadtbahnen fahren allerdings auch in Doppeltraktion. Und so ein Zugverband aus zwei Wagen bietet eigentlich über 200 Fahrgästen Platz.

Selbst an den Bahnsteigen auf dem Bahnhofplatz lässt sich die Zahl der Wartenden an zwei Händen abzählen. In den Haltestellen überhaupt trägt nur etwa die Hälfte der Straßenbahnfahrgäste ein Schutztuch vor dem Mund. Besonders Männer lassen die Maske dort vor dem Hals hängen, manche scheinen gar ganz ohne Mundschutz mit der Bahn unterwegs zu sein.

Bahnen fahren in Karlsruhe trotz Corona-Krise im alten Takt

In der Lockerungsphase steckt der Öffentliche Nahverkehr weiter in der Corona-Krise. Die Bahnen fahren in und um Karlsruhe wieder im alten Takt, und die Bürger machen sich unverändert rar. Obwohl fast alle Geschäfte wieder offen sind und Schüler der Abschlussklassen wieder ins Klassenzimmer dürfen oder müssen, herrscht auf den Bahnsteigen und in den Wagen alles andere als Gedränge.

Die Bürger halten auf Abstand, viele Leute scheuen überhaupt die Nähe in Bus und Bahn.

Was sich an Haltestellen wie auf dem Bahnhofplatz, am Europaplatz oder am Mühlburger Entenfang beobachten lässt, wird durch die Einschätzung der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) bestätigt: Die Fahrgastzahl hat gegenüber den vier Wochen mit strengerem Corona-Lockdown von Mitte März bis Mitte April wieder etwas zugelegt, aber sehr bescheiden.

Wir liegen bei etwa 30 Prozent.
Nicolas Lutterbach, VBK-Pressesprecher

VBK-Pressesprecher Nicolas Lutterbach spricht von nur etwa fünf Prozentpunkten. Demnach liegt die Fahrgastfrequenz im Karlsruher Nahverkehr bei rund einem Drittel des vor Corona gewohnten Bildes. „Die Fahrgastzahlen waren um 75 Prozent eingebrochen, Wir hatten also nur noch rund ein Viertel, inzwischen liegen wir bei etwa 30 Prozent“, erklärt Lutterbach.

„Die VBK bringen wieder 80 Prozent der Leistung“, berichtet ihr Sprecher. Lediglich der Nachtverkehr sei noch gestrichen. „Bei der AVG haben wir den Stadtbahnbetrieb seit dieser Woche auf 100 Prozent hochgefahren“, ergänzt er.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus im Überblick

Steigen die Fahrgastzahlen nicht schnell wieder in gewöhnte Höhen, hat das für die deutschen Nahverkehrsbetriebe verheerende Auswirkungen. Das Wegbrechen der Einnahmen können sie nach eigener wie nach Einschätzung von Experten nicht alleine verkraften.

Schutzschirm über 480 Millionen Euro

Dies gilt auch für den Karlsruher Nahverkehrskonzern aus VBK und AVG. „Wir benötigen finanzielle Unterstützung“, heißt es jetzt bei VBK und Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG). Man geht davon aus, dass die gewaltige Lücke bei den Einnahmen in den nächsten Wochen und Monaten weiter wächst.

Beim Bund spricht man von rund sechs Milliarden Euro, die republikweit in den Nahverkehr gepumpt werden sollen, um das Corona-Defizit auszugleichen. Das Land hat inzwischen generelle Unterstützung zugesagt. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat einen Schutzschirm über 480 Millionen Euro für die Nahverkehrsunternehmen in Baden-Württemberg aufgespannt.

Gibt es einer "Karlsruher Lösung"?

Noch aber ist nichts Konkretes über die Aufteilung des Hilfsgeldes entschieden. Es laufen dazu laut Lutterbach „gerade intensive Gespräche mit der Politik“.

Man werde „eine Karlsruher Lösung hinbekommen“, gibt er sich optimistisch. Dabei gehe es auch um eine mögliche Kostenerstattung bei der ScoolCard für zwei Monate wegen des Schulausfalls.

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