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Rückgang bis zu 90 Prozent

Physiotherapeuten hoffen trotz Corona-Krise auf mehr Patienten

Auf diese Zahl ist Hannah Krappmann stolz: Stand Dienstag haben sich in Deutschland bereits 11.000 Praxen für Physiotherapie als sogenannte Notdienstpraxen ausweisen lassen. „Das ist ein klares Signal dafür, dass Physiotherapie auch in Corona-Zeiten für die Bevölkerung da ist“, sagt Krappmann, Vorständin von Physio-Deutschland.

Nah am Patienten: In den Physiotherapie-Behandlungen des Instituts Liliane Goschy-Fritz tragen alle Angestellten und mittlerweile auch viele Patienten einen Mundschutz. Der direkte Kontakt lässt sich oft nicht vermeiden
Nah am Patienten: In den Physiotherapie-Behandlungen des Instituts Liliane Goschy-Fritz tragen alle Angestellten und mittlerweile auch viele Patienten einen Mundschutz. Der direkte Kontakt lässt sich oft nicht vermeiden Foto: Alina Meier

Auf diese Zahl ist Hannah Krappmann stolz: Stand Dienstag haben sich in Deutschland bereits 11.000 Praxen für Physiotherapie als sogenannte Notdienstpraxen ausweisen lassen. „Das ist ein klares Signal dafür, dass Physiotherapie auch in Corona-Zeiten für die Bevölkerung da ist“, sagt Krappmann, Vorständin von Physio-Deutschland, Landesverband Baden-Württemberg (ZKV-LVBW).

Praxen von Physiotherapeuten leiden seit Beginn der Corona-Krise an Patientenrückgang. Und das nicht nur, weil geplante Operationen, Sportveranstaltungen und Skiurlaube abgesagt wurden. Die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schreckt offenbar viele Menschen ab, ihre Termine wahrzunehmen.

Patientenrückgang in der Corona-Krise bis zu 90 Prozent

Genaue Zahlen kann der ZKV-LVBW nicht nennen, den Rückmeldungen der Praxen nach liege der Patientenrückgang aber zwischen 40 und 90 Prozent. Krappmann sagt: „Es gibt Praxen, die extrem gebeutelt sind, das gilt für größere wie für kleinere.“

Die Menschen merken, dass sie noch länger mit dem Virus leben müssen und kehren zu einer gewissen Normalität zurück.
Hannah Krappmann, Vorständin von Physio-Deutschland

Doch es gebe inzwischen auch eine Tendenz, dass die Patientenzahlen in die Höhe gehen: „Die Menschen merken, dass sie noch länger mit dem Virus leben müssen und kehren zu einer gewissen Normalität zurück“, vermutet Krappmann.

Hannah Krappmann vom Verband Physio-Deutschland Baden-Württemberg.
Hannah Krappmann vom Verband Physio-Deutschland Baden-Württemberg. Foto: Physio-Deutschland

Diese Beobachtung bestätigt Eleonore Subbert. Die 63-Jährige betreibt mit zwei Kolleginnen eine Praxisgemeinschaft am Karlsruher Werderplatz, die sich auf Patienten mit Autoimmun-Krankheiten spezialisiert hat. „Am Anfang der Krise wurden alle Termine abgesagt, jetzt geht es langsam wieder aufwärts“, sagt Subbert, die aber noch immer einen Verlust von rund 60 Prozent der Patienten beklagt.

Nachdem ein Patient positiv mit dem Virus getestet wurde, mussten Subbert und ihre Kolleginnen in Quarantäne und die Praxis zwei Wochen schließen. Danach blieb Subbert weitere zwei Wochen zu Hause, um „Kraft für ihre Patienten zu sammeln“, wie sie sagt.

Wie alle Praxen im Land funktioniert ihre nun auch mit dem obligatorischen Mundschutz, Handschuhen und Abstands- und Hygiene-Regeln. Auch Patienten tragen Mundschutz. Subbert sagt, sie nehme aktuell keine neuen Kunden auf: „Die Ängste gibt es natürlich auf beiden Seiten“, gibt Subbert zu, die vom Alter her selbst zur Risikogruppe gehört.

Körperkontakt kann trotz Covid-19 nicht vermieden werden

Physiotherapeuten treten oft in Körperkontakt mit ihren Patienten. Aber eben auch nicht immer, sagt Krappmann vom Verband. Physiotherapie besteht neben manuellen Techniken ebenso aus Übungen, die die Patienten wieder fit für den Alltag machen. Diese können mit Abstand unter Anleitung durchgeführt werden. Und es gibt die Möglichkeit der Videotherapie.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus im Überblick

Die Berufsgruppe gehört zu den systemrelevanten, manche Menschen müssen aus gesundheitlichen Gründen oft eine Praxis besuchen. Um diesen die Angst zu nehmen, verweist Krappmann nicht nur auf die mittlerweile standardisierten Schutzmaßnahmen in den Praxen.

Sie betont auch, dass nachweislich mit dem Coronavirus infizierte Menschen nicht in ambulanten Praxen behandelt werden. Auf die Frage der Dunkelziffer hat sie keine Antwort, die hat aber aktuell niemand.

Physiotherapeutin blickt optimistischer in die Zukunft

Nach großen Existenzsorgen blickt Eleonore Subbert wieder optimistischer in die Zukunft. Neben den Soforthilfemaßnahmen der Regierung gilt von diesem Dienstag an auch ein Rettungsschirm für Physiotherapeuten. Praxen erhalten demnach 40 Prozent des Umsatzes der gesetzlichen Krankenkassen aus dem letzten Quartal 2019.

Anträge können aber erst vom 20. Mai an gestellt werden. Dies sei für Praxen wichtig, für die es laut Krappmann „richtig eng ist“.

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