Es ist das zehnte Stück, das Intendant Ingmar Otto für die Bühnen des Kammertheaters geschrieben und inszeniert hat. Besonders erfolgreich waren „Show Must Go On“ und „The Blues Brothers“ sowie seine Inszenierung von „Spamalot“ am Badischen Staatstheater.
Anspruchsvolle Choreographien und Musik
Auch „Tinder“ beeindruckte bei seiner Uraufführung mit einem vielseitig bespielbaren Bühnenbild, Projektionen, anspruchsvollen Tanzchoreografien (Patrick Nitschke), mitreißender Live-Musik (Gitarrist Simon Zimmer, Drummer Philipp Walker, Bassistin Miriam Raab, Keyboarder David Epremian) und mit professionell ausgebildeten Musical-Darstellern aus Deutschland und Österreich.
Sie hatten bereits Rollen in „West Side Story“, „My Fair Lady“ und „Jesus Christ Superstar“. Nina Links, Nele Neugebauer, Cassandra Schütt, Daniela Tweesmann und Lena Weiss traten nicht nur als Laura Love auf, sondern verkörperten auch diverse Damen auf der Suche nach Liebe und Zuwendung.
Männer kommen im Musical schlechter weg
Oliver Hoß und Markus Schöttl mimten den netten Kerl von nebenan, den flirtiven Barmann und den Fremdgeher. Dass Männer beim Parodieren der Rollenklischees schlechter wegkamen, störte die amüsierten Herren im Publikum wenig.
Die schnell wechselbaren Kostüme ließen das Wischen durch Profilbilder realistisch werden und die Laura Loves wirkten mit ihren sexy Catsuits der Cyberwelt entsprungen (Ausstattung: Michael Hofer-Lenz). Die hervorragenden Stimmen des Ensembles besangen von gefühlvoll bis frustriert die Dating-Versuche der unterschiedlichen Nutzertypen.
Einfallsreiche Ausstattung und eingängige Melodien
Frische Interpretationen bekannter Titel aus Rap, Pop und Rock luden zum Mitsummen ein (Musikalische Leitung: Stephan Ohm). So fanden nicht nur zwei versetzte Singles im Regen zueinander („Love Me Tinder“), sondern auch der Azubi und die herrische Chefin mit Hang zu SM („Bück dich hoch“), während Camilla nur auf den Selbstverliebten („Du bist schön“) und den Jammerlappen traf. Letzterer einfallsreich dargestellt durch eine aus Taschentuchboxen gefertigte, lebendig gespielte Puppe.
Immer wieder meinte man vergnügt einen Hauch tänzerisch-verspieltes „La La Land“, etwas „Chicago“ und ein wenig „Rocky Horror Show“-Anrüchigkeit zu entdecken. Als umjubelte Zugabe wurde noch einmal der amüsante Eurovision Song Contest-Gewinnertitel „Toy“ gesungen, der sich an chauvinistische Männer richtet und sich nun als stimmiges Titellied des Kammertheater-Musicals in den Gehörgängen festsetzte. Das Publikum war wisch und weg!
"Tinder - Das Musical" läuft bis 29. Mai im Kammertheater Karlsruhe, Herrenstraße 30/32.