Für das Ettlinger Tor schießen derzeit die Hochhäuser in den Traumhimmel über Karlsruhe. Vier Büros brüten in einer Stadtbau-Werkstatt über die Zukunft. Unter dem Verkehrsknoten ist das Kombi-Bauwerk – die Kreuzung von Autotunnel Kriegsstraße und U-Strab-Süd-Röhre darunter – schon in Beton gegossen. Aber fertig ist die Stadtumbau-Kombi unter Tage längst nicht. In der Untergrundstation „Ettlinger Tor“ bestimmt zwar allein die städtische Tochter Kasig. Doch auch die komplexe Innenausstattung der U-Strab hat ihre Tücken.
Zeitplan bis zur Inbetriebnahme soll gehalten werden
Unverdrossen strebt Kasig-Chef Frank Nenninger Juni 2021 als Termin für die Inbetriebnahme der Tunnelgleise an. Deshalb soll bereits am 1. August die Betriebshoheit in der U-Strab zum intensiven Testen und Prüfen an die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) übergehen.
Allein 210 Inbetriebnahmeprozesse sind laut Nenninger für die U-Strab zu absolvieren. In elf Wochen also muss demnach der Fahrdraht unter der 3,6 Kilometer langen Tunneldecke gespannt und unter Strom stehen. Nenninger will trotz einiger nun auch durch Corona gemachten Probleme nicht locker lassen. „Jeder Zeitpuffer ist aufgefressen“, räumt er ein. „Es ist eine tägliche Belastungsprobe mit enormem Druck, die 60 Gewerke für den U-Strab-Bau in Corona-Zeiten zu koordinieren“, sagt Nenninger.
Das der Weltwirtschaft zusetzende Virus hat das Kombi-Bauen in Karlsruhe nicht gestoppt. Aber die Krise könne sich nun doch besonders auf das hochgradig differenzierte Baugeschehen in den Bahnsteighallen auswirken. „Ich habe hohen Respekt vor dem Virus und den entsprechenden Corona-Schutzauflagen“, versichert er. Doch dürfe sich keine Firma nun einfach unter Corona-Vorbehalt mehr Zeit lassen.
Nur in der Station „Durlacher Tor“ könnte sofort die Oberleitung montiert werden. Dort ist das aufwendige Lichtgespinst für die anspruchsvolle Beleuchtung der Karlsruher Unterwelt installiert. Auch die Haken für den Fahrdraht hängen. „Wir montieren dort schon die Lautsprecher für die Durchsagen auf dem Bahnsteig“, berichtet Nenninger. Doch so weit ist man an keiner der anderen sechs Stationen.
Es ist eine tägliche Belastungsprobe mit enormem Druck, die 60 Gewerke für den U-Strab-Bau in Corona-Zeiten zu koordinieren.Frank Nenninger, Kasig-Chef
Besonders weit hinken die Arbeiten in der U-Strab-Halle „Ettlinger Tor“ hinterher: Dort montieren Schlosser Stahlschienen an die Decke. Das wird die Haltekonstruktion für die großen Trockenbauplatten, die zusammen mit den Betonwerksteinfliesen an den Wänden und auf den Bahnsteigen sowie einem ausgefeilten Strahlersystem die U-Strab-Station zu einer hellen Halle machen. Unter dem „Ettlinger Tor“ kann mit dem für die Lichtanlage notwendigen Stahlseil-Gespinst folglich erst in einigen Wochen begonnen werden. Die Zeit wird also für die U-Strab-Bauer knapp.
Der im Vergleich zum Betonrohbau der Röhre so kleinteilige Innenausbau der U-Strab sei in seiner Komplexität unterschätzt worden, erklärt der Kasig-Chef. „Da ist noch viel im Fluss – das wird noch ein Kraftakt“, gibt sich der Bauingenieur aus Leidenschaft kämpferisch.
Immerhin hat er weltweit riesige Betonprojekte fristgerecht ins Ziel gebracht. Seit exakt zehn Jahren gehört er zum Führungsteam der Kasig. Seit fast einem Jahr steht er an der Spitze. Neben den Kombi-Tunneln leitet Nenninger als Kasig-Chef auch noch die technischen Belange beim Stadionbau im Wildpark.