Bei einer Besichtigung der aktuellen Baustelle auf der Rheinbrücke Karlsruhe machte Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) die Bedeutung der geplanten zweiten Straßenquerung über den Fluss deutlich.
"So viele Fahrzeuge, nur eine Brücke und je 25 Kilometer bis zur nächsten Brücke - das ist nicht mehr zeitgemäß", sagte der Grünen-Politiker am Dienstag. Bei der umfassenden Besichtigung der Baustelle auf der 1966 in Betrieb genommenen Brücke betonte Hermann, dass "moderne Technologien ein wichtiges Bauwerk sichern": Dort wird ein in Deutschland in dieser Größenordnung - 10.000 Quadratmeter - noch nie zuvor angewandtes Verfahren mit einem Spezialbeton genutzt. Das scheint gut geklappt zu haben. Der weiter Zeitplan steht. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet.
Modernisierung der Infrastruktur
Winfried Hermann machte klar, dass die vorhandene Brücke an ihre Leistungsgrenze gekommen war. Vorhandene Bauwerke zu sanieren, die Infrastruktur zu modernisieren - das sei aktuell eine Hauptaufgabe der Landespolitik. Da kommt einiges zusammen, denn Bund und Land besitzen in Baden-Württemberg über 9.300 Brücken.
Über 80.000 Fahrzeuge
Die Rheinbrücke Karlsruhe, die seit November vergangenen Jahres für rund zwölf Millionen Euro auf Vordermann gebracht wird, sei nicht nur eine Brücke, die Baden und die Pfalz verbindet, sondern Deutschland und Frankreich. Heute verkehren dort täglich über 80.000 Fahrzeuge, davon sind 13 Prozent Schwerlastverkehr. Als die Brücke 1966 eröffnet wurde, waren es 18.000 Fahrzeuge. Die Prognose lief auf 33.000 Fahrzeuge hinaus.
Die "Betonrezeptur"
Das besondere Interesse des Ministers galt auch dem Verfahren mit ultrahochfestem Beton. Sechs Zentimeter davon wurden bereits auf die nördlich Fahrbahnhälfte aufgebracht und sorgen für eine Verlängerung der Lebensdauer um mehrere Jahrzehnte. Das Verfahren war lange umstritten. Auch der Start bei der Sanierung der Rheinbrücke Karlsruhe stand unter keinem guten Stern, denn im vergangenen Sommer, als die Baustelle gestartet werden sollte, klappte es nicht mit der richtigen "Betonrezeptur". Startschuss war dann im November. Fertigstellung der Maßnahme, die insbesondere die Pendler aus der Pfalz beeinträchtigt, soll zum Jahresende sein.
Mehrere Vorteile
Die neue Regierungspräsidentin Sylvia Felder sprach von einer "wichtigen Baumaßnahme" und der "großen Bedeutung" der Brücke für die Region. Sie erwähnte auch die Vorteile, die das Verfahren mit dem ultrahochfesten Beton mit sich bringe. Die Mehrbelastung für das Bauwerk an sich sei gering, die Wirksamkeit hoch und die Beeinträchtigungen für den Autoverkehr hielten sich trotz allem in Grenzen.
Vollsperrungen
Während der Bauzeit wird der komplette Verkehr auf jeweils zwei Spuren über eine Fahrbahnhälfte geführt. An zwei Wochenenden im April war die Brücke gesperrt, um den Beton erschütterungsfrei aufzubringen. Dies wird auch im September/Oktober notwendig sein, wenn die südliche Brückenhälfte an der Reihe ist.
Statische Verbesserungen
Mit den Arbeiten an der Fahrbahn einher gehen umfassende Sanierungen an der Konstruktion, die im wesentlichen auch eine statische Verbesserung zum Ziel haben. Darauf wies Referatsleiter Jürgen Genthner vom Regierungspräsidium Karlsruhe hin.
Verknüpfung B36
Zur geplanten zweiten Straßenbrücke über den Rhein zwischen Karlsruhe und Wörth liegen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Planfeststellungsbeschlüsse vor. Diese werden unter anderem von der Stadt Karlsruhe beklagt. Minister Hermann sagte am Dienstag, dass die neue Brücke nur dann Sinn mache, wenn sie an die B36 angeschlossen werde. Auch müsse sie einen Radweg bekommen. Die zweite Brücke, die nördlich der bestehenden geplant ist, soll im weiteren Verlauf nach dem „Ölkreuz“ zur B36 geführt werden. Die Trasse wird derzeit gesucht. Nach Hermann können die Interessen von Naturschutz und Infrastrukturplanung zueinander kommen, wenn man frühzeitig die Dinge ausdiskutiert.