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Preissturz

"Lohnt sich einfach nicht mehr" - Vereine in Bretten und Sulzfeld überdenken Altpapiersammlungen

Der Preis für Altpapier ist in den letzten Monaten rasant gefallen. Viele Vereine stellen sich daher die Frage, ob sich Altpapiersammlungen noch lohnen. Nicht immer ist die Antwort positiv. Ein Stimmungsbild aus Bretten, Sulzfeld und Obererdingen.

Mit Papierschlämmen belasteter Kompost hat mutmaßlich zur PFC-Kontamination im Landkreis Rastatt geführt. Ob auch die Ortenau betroffen ist – hier ein Stapel Altpapier – das ist unklar.
Mit Papierschlämmen belasteter Kompost hat mutmaßlich zur PFC-Kontamination im Landkreis Rastatt geführt. Ob auch die Ortenau betroffen ist – hier ein Stapel Altpapier – das ist unklar. Foto: red

Das DRK Sulzfeld hat seinen Presscontainer für Altpapier und Kartonage beim örtlichen Rewe-Markt abgebaut. „Es lohnt sich einfach nicht mehr“, begründet Markus Wächter diesen schmerzlichen Schritt. „Derzeit müssten wir drauflegen, der Abtransport kostet mehr als der Erlös einbringt“, sagt der Vorsitzende des Ortsvereins.

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In der Vergangenheit war dies anders. Da hat das DRK etwa 80 Euro pro Monat investiert und rund 300 Euro als Ertrag eingenommen. Und dies zur allseitigen Zufriedenheit: Die Sulzfelder konnten ihr Altpapier beim Einkauf loswerden, der Supermarkt seine Kartonage entsorgen und das DRK die Kasse aufbessern.

100 Tonnen Papier kamen auf diese Weise pro Jahr zusammen und noch einmal 100 Tonnen bei den drei Altpapiersammlungen des Vereins.

Der stationäre Container liegt auf Eis

Doch mittlerweile sei der Papierpreis derart im Keller, dass sich keine Abnehmer mehr finden. „Bis vor kurzen gab es noch 55 Euro pro Tonne, mittlerweile müsste man dafür bezahlen, dass das Papier abgeholt wird“, sagt Wächter. Seit Anfang der 80er Jahre sammelt das Sulzfelder DRK Altpapier, jedes Jahr brachte das etwa 12.000 Euro ein. Eine willkommene Finanzspritze, die in die Notfallhilfe floss.

Wie es mit der Altpapiersammlung in Sulzfeld weitergeht, ist ungewiss. Ob die für Mitte Februar geplante Aktion über die Bühne geht, entscheidet sich kurzfristig, wenn klar ist, ob es einen akzeptablen Preis gibt. Der stationäre Papiercontainer ist vorerst einmal auf Eis gelegt. „Wir sind aber sofort wieder dabei, wenn es sich wieder lohnt“, kündigt Wächter an.

Das Problem kennen auch andere Vereine aus anderen Kommunen. „Wir haben gerade die Information erhalten, dass wir aktuell keine Vergütung für gesammeltes Altpapier bekommen. Wenn sich die Entwicklung fortsetzt, dann müssten wir sogar etwas bezahlen“, bekundet Stefan Hammes, der Vorsitzende TV 1846 Bretten. Man werde die Sammlung im Februar dennoch durchführen, weil viele Brettener regelmäßig sammeln.

Das Geld fehlt für die Jugendförderung

Danach werde man über die Presse informieren, dass der TV vorerst keine Sammlungen mehr durchführt. „Der TV hat bei der Stadt nachgefragt, ob es in ihrem Interesse ist, dass wir sammeln, und wenn ja, inwieweit sie das subventionieren will oder kann. Wenn die Stadt dazu bereit ist, werden wir weitersammeln“, so der TV-Chef.

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Auch der Förderkreis Fußballjugend des SV Kickers Büchig steht vor der Frage, wie es mit den Altpapiersammlungen weitergeht. Seit vielen Jahren sammelt die Vereinsjugend viermal im Jahr im Ort das Altpapier ein. Die Erlöse stellten einen wesentlichen Beitrag für die Jugendförderung dar. „Ende 2019 hat sich der Preisverfall im Altpapiermarkt abgezeichnet, so drastisch wie sich dies nun für das neue Jahr darstellt, hatten wir das noch nie“, klagt Matthias Koch, der beim SV Kickers für die Jugendförderung zuständig ist.

Rasanter Preisverfall

Man habe unterschiedliche Entsorger angeschrieben und um ein Angebot gebeten. Doch in den meisten Fällen hätten die Firmen abgewunken und mitgeteilt, dass sie in der derzeitigen Situation kein Altpapier abholen können, ansonsten müssten sie drauflegen. „Somit stehen wir und ich denke auch andere Vereine vor der Situation, dass wir entweder für umme sammeln oder das ganze einstellen müssen“, erklärt Koch.

Auch in Oberderdingen stehen die Altpapiersammlungen auf der Kippe. Gerade hat die Gemeinde die Termine für das ganze Jahr veröffentlicht. Elf Vereine teilen sich die insgesamt 18 Termine. Auch hier macht sich der Preisverfall drastisch bemerkbar. 120 Euro gab es im Januar 2019 für eine Tone loses Mischpapier.

Im Oktober waren es nur noch 40, im Dezember null. „Und jetzt müssten wir sogar noch drauflegen“, sagt Klaus Hilpp von der IG Flehinger Vereine. Die Januar-Sammlungen sollen allerdings wie geplant laufen. Wie es dann weitergeht, ist derzeit noch offen.

In Gölshausen hat man die Konsequenz aus der Misere bereits gezogen: Die für den heutigen Samstag angekündigte Altpapiersammlung des SV Gölshausen wurde abgesagt.

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