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Problem mit Fremdschreibern

Nasenbeinbruch nach versuchtem Betrug bei Führerscheinprüfung in Mühlacker

Sprachprobleme führen oft zu Betrug beim theoretischen Teil der Führerscheinprüfung. Dafür werden Fremdschreiber gedungen, die im Raum Pforzheim derzeit bis zu 2.500 Euro für ihre Dienste verlangen. Der jüngste Fall war in Mühlacker.

Wer nicht lesen kann oder zu wenig Sprachkenntnisse hat, scheitert in der Regel an der theoretischen Führerscheinprüfung. Es mangelt deshalb nicht an Betrugsversuchen.
Wer nicht lesen kann oder zu wenig Sprachkenntnisse hat, scheitert in der Regel an der theoretischen Führerscheinprüfung. Es mangelt deshalb nicht an Betrugsversuchen. Foto: TÜV Rheinland-Pfalz

Theorie mag grau sein, ist aber Geld wert, wenn es zum Beispiel um den Führerschein geht. Rund zweieinhalbtausend Euro kann es kosten, wenn ein so genannter Fremdschreiber die schriftliche Prüfung übernehmen solle.  Dies lässt sich nicht zuletzt via Internet herausfinden. Da solche Beträge sicher nicht versteuert werden, steht bei einem Betrugsfall, wie am Montag in Mühlacker, Steuerhinterziehung im Raum.

So jedenfalls sieht das der Fahrerlaubnisverantwortliche bei der Niederlassung Böblingen des TÜV Süd, der für Mühlacker und Pforzheim zuständig ist. Er rechnet bei theoretischen Führerscheinprüfungen, „vorsichtig geschätzt, mit mindestens zwei Fällen pro Woche“.

Fremdschreiber versucht zu fliehen

Beim jüngsten, am Montag in der Feuerwache in Mühlacker, bleibt es strafrechtlich nicht bei Betrug und der von Eckarth ins Spiel gebrachten Steuerhinterziehung. Widerstand gegen Polizeibeamte, Missbrauch von Ausweispapieren und natürlich die erwähnten Straftatbestände listet die Polizei auf.

Der Prüfer hat sie verständigt, nachdem ein 23-jähriger Syrer gegen 9.30 Uhr mit dem Ausweis eines 26-jährigen Pakistani auffällig wurde. Als der Mann die Polizei sieht, flieht er – allerdings nur bis zum Ausgang. Es kommt zum Gerangel, bei der laut Polizeidarstellung ein Polizist an der Stirn geprellt wird und der 23-Jährige bei einem Sturz einen Nasenbeinbruch erleidet.

Viele scheitern mangels Sprachkenntnissen bei der Führerscheinprüfung

Spektakulärer Verlauf eines fast alltäglichen Vorgangs: In dieser Woche ist dies laut TÜV Süd der dritte Betrugsversuch und der vierte im Januar. Nicht immer liegt eine Stellvertreterprüfung vor.

Es gibt auch den Knopf im Ohr und die Kamera, um die Theoriehürde zu überwinden, die viele vom Führerschein trennt. Gründe dafür können Faulheit sein oder ein tatsächliches Unvermögen, die Fragen zu beantworten. Mehrheitlich geht es nach Ansicht von Fachleuten aber um ein Fremdsprachenproblem.

Vor allem Menschen aus dem arabischen Sprachraum tun sich schwer mit der Führerscheintheorie. Die Fragen können zwar in zwölf Sprachen abgerufen werden, darunter Hocharabisch. Aber das reicht „gerademal für zehn Prozent“ der Prüflinge.

Alle anderen Araber sprächen Stammessprachen, sagt ein Kenner der Materie. Er würde sich wünschen, dass die Prüflinge zunächst einem Sprachkurs besuchen und dabei auch etwas über kulturelle Unterschiede erfahren. Einen Führerschein zu haben, ist eine Frage der Integration, bestätigt der Mann.

Neben dieser, mangels Sprachkenntnis schwer zu erfüllenden Voraussetzung für viele Berufstätigkeiten, sieht er noch eine andere Quelle des Betrugs: In vielen Ländern können Führerscheine gekauft werden.

Ministerium kennt Betrugszahlen

In Deutschland setzt selbstständiges Autofahren 14 Stunden Theorieunterricht, die Ausbildungsbescheinigung einer Fahrschule und eben das persönliche Erscheinen bei der zentralen Prüfung voraus. Im Landesverkehrsministerium lägen die Betrugszahlen schriftlich vor, die das Jahr für Jahr nach sich zieht - bislang scheint der Umgang damit eher graue Theorie zu sein.

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