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Aggressive Hamsterkäufer

Pforzheimer Kassiererin obszön beschimpft: Hausverbot für Corona-Choleriker

Sie halten den Laden am Laufen: Neben den Beschäftigten im Gesundheitsbereich sind es vor allem die Mitarbeiter der Super- und Drogeriemärkte, die in der Corona-Krise unter besonderer Belastung stehen - Rekordnachfrage, Hamsterkäufe, Aggressivität. Ein besonders unflätiger Kunde in Pforzheim bekam jetzt Hausverbot.

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SAUBERE SACHE: Im Edeka-Markt in Niefern gibt es seit Mittwoch eine Hygiene-Station. Wer Einkaufen will, muss vorher Händewaschen. Leider sind in der Pforzheimer Region nicht alle Kunden vernünftig. Foto: Wacker

Sie halten den Laden am Laufen: Neben den Beschäftigten im Gesundheitsbereich sind es vor allem die Mitarbeiter der Super- und Drogeriemärkte, die in der Corona-Krise unter besonderer Belastung stehen - Rekordnachfrage, Hamsterkäufe, Aggressivität. Ein besonders unflätiger Corona-Choleriker bekam jetzt von einem Supermarkt in Pforzheim Hausverbot.

Eine solche Situation hätte sich Bernhard Pischzan nie träumen lassen. Der erfahrene Inhaber des City-Supermarkts an der Leopoldstraße versorgt mit seinen 40 Mitarbeitern die Menschen in der Pforzheimer City. Oder wie es Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Fernsehansprache am Mittwoch ausdrückte: Sie halten den Laden buchstäblich am Laufen. Und setzen sich einem erhöhten Ansteckungsrisiko aus, trotz regelmäßiger „Hygiene-Pausen“.

Die Uneinsichtigkeit der Kunden ist zum Verzweifeln.
Supermarkt-Chef Bernhard Pischzan

Pischzan hat das Dankeschön der Kanzlerin für die Alltagshelden an der Kasse und den Regalen gefreut. „Die letzten Tage waren bei uns im Markt von großem Stress und großer Aggressivität seitens der Kunden geprägt“, sagt er und seufzt. „Die Uneinsichtigkeit einiger Kunden ist zum Verzweifeln.“ Da hölfen auch keine Hinweisschilder und freundlichen Ermahnungen.

Kassiererin bricht wegen Kunde in Tränen aus

Der bislang krasseste Fall: „Ein Kunde hat eine Mitarbeiterin an der Kasse derart obszön beschimpft, dass die junge Frau in Tränen ausgebrochen ist.“ Der Anlass? Der Kunde wurde darauf hingewiesen, dass er keine acht Pakete Nudeln kaufen kann. Sondern höchsten drei, wie auf Schildern groß zu lesen war. „Diesem Unmensch habe ich kurz und bündig Hausverbot erteilt“, wettert Pischzan. Immerhin sei noch keiner dieser "Corona-Choleriker"  handgreiflich geworden.

Detektive in Pforzheimer Markt

Auf die Dienste einer Security-Firma hat Pischzan bislang verzichtet. Allerdings ist im Markt eine Detektei mit Mitarbeitern in Zivil im Einsatz. Über Maßnahmen zur Einlassbeschränkung, wie sie seit Donnerstag einige Ketten praktizieren, will der Supermarkt-Chef am Freitag entscheiden. Seine Hoffnung ist, dass es mit dem „Corona-Shutdown“ in der City so langsam etwas ruhiger wird.

Gleich auf der anderen Seite der Leopoldstraße ist davon nichts zu bemerken. Vor der großen dm-Filiale hat sich eine beachtliche Schlange gebildet, die zeitweise bis hoch zum Leopoldplatz reicht. Und dabei hält nicht jeder die vorgeschriebenen 1, 5 Meter Mindestabstand ein. Auch vor anderen dm-dm-Filialen in der Region sieht man das gleiche Bild. Kunden zufolge werden nur wenige Personen gleichzeitig geduldet.

Pfiffige Maßnahme in Niefern

Eine pfiffige Maßnahme ließ man sich beim Edeka-Markt in Niefern einfallen lassen. Seit Mittwoch steht am Eingang eine Hygiene-Station. Wer einkaufen will, muss erst die Hände waschen und Desinfektionsmittel von einem der Spender benutzen. Dominik Kreuzer von der Marktleitung: „Das kommt bei den Kunden gut an. Bislang halten sich alle daran.“ Die Versorgung ist laut Kreuzer gesichert. „Auch wir rationieren, dass es für alle reicht.“

Begehrte Ware Klopapier

Gleiches gilt für den City-Supermarkt Pischzan und für viele weitere Märkte. "Die Versorgungslücken erklären sich aus den völlig sinnlosen Hamsterkäufen", ist sich der erfahrene Einzelhändler Bernhard Pischzan sicher. Temporäre Engpässe beim Toilettenpapier erklärten sich schon daher, dass die Ware eben großvolumig sei. "In einen Lkw passen halt nur 32 Euro-Paletten."

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