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Corona-Demo

Weniger Demonstranten in Pforzheim: Organisator sieht Mitschuld bei den Medien

Auf dem Pforzheimer Marktplatz sind an diesem Samstag (6. Juni) weniger Menschen zusammengekommen, um gegen die Corona-Beschränkungen und für die Grundrechte zu demonstrieren. Organisator Michael Schreyer gibt den Medien eine Mitschuld am Rückgang der Demonstrantenzahlen.

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Organisator Michael Schreyer (am Mikrofon) machte die Demonstranten glauben, dass die Pforzheimer Medien die Demos totschweigen. Foto: Friedrich

Von Stefan Friedrich

Die samstäglichen Demonstrationen auf dem Pforzheimer Marktplatz gehen weiter, der Zuspruch nahm an diesem Wochenende aber etwas ab. Nur noch rund hundert Teilnehmer waren dieses Mal dabei. Neben Kritik an Politikern gab es auch Medienschelte, begleitet immer wieder von Buh-Rufen seitens der Demonstranten. Kritisiert wurde unter anderem eine angeblich fehlende Berichterstattung.

Organisator Michael Schreyer hatte im Hinblick auf die Kundgebungen, die sich kritisch zu den Corona-Maßnahmen der Politik stellen, betont, dass „die Presse diese Veranstaltungen alle totschweigt, so wie auch hier in Pforzheim“.

Wir sollen beigebracht kriegen, dass wir das, was von oben kommt, einfach akzeptieren - egal ob es dafür Gründe gibt.
Michael Schreyer, Organsitor der Demo

Zudem deutete er an, dass die Politik durch ihre Maßnahmen die Grundrechte der Bürger grundlos einschränken würde und hatte auch eine Erklärung parat, weshalb sie das angeblich tun. Seine These: „Wir sollen beigebracht kriegen, dass wir das, was von oben kommt, einfach akzeptieren - egal ob es dafür Gründe gibt.“

Demonstranten fühlen sich von der Presse falsch eingeordnet

Als Mitwisser machte später ein Redner die Medien aus. Nicht, weil diese bewusst lügen würden – „wer lügt, der möchte die Wahrheit falsch darstellen“ – sondern weil sie es einfach nicht verstehen und Blödsinn schreiben.

„Bullshit-Presse“ nannte er das gegenüber den Demonstranten und bezog das unter anderem auch auf die mediale Einordnung von Demonstranten; dass Antisemiten, Rechte und Esoteriker darunter gewesen seien, respektive dass die Demonstranten überhaupt als solche bezeichnet wurden, das seien „hohle Phrasen, um Euch zu diskreditieren“.

Versammlungen wie diese hier, erklärte er weiter, mussten ohnehin gerichtlich wieder erkämpft werden. Dass sie trotzdem nur unter Auflagen möglich sind – er meinte damit Maskenpflicht und Abstandsgebot – das klagte er in seiner Rede ebenfalls an. Die Verantwortung dafür sah er wiederum in der Politik, passend zu den Worten auf seinem T-Shirt, die an Artikel 20 Absatz vier des Grundgesetzes erinnerten und forderten: „Stoppt die Zerstörungspraktiker“.

Weniger Teilnehmer: Schreyer wirft Medien falsche Berichterstattung vor

Im Gespräch mit dem Kurier hatte er zuvor schon eingeräumt, dass zumindest der Vorwurf, die lokale Presse hätte nicht über die hiesigen Demonstrationen berichtet, unberechtigt gewesen sei; seiner Ansicht nach sei aber nicht alles richtig wiedergegeben worden. Befragt nach dem konkreten Medium und der konkreten Falschdarstellung, wich er jedoch aus und erklärte: Er lese das nicht und müsse sich jetzt auch auf seine Rede konzentrieren.

Anders als noch in den letzten Wochen waren es an diesem Samstag deutlich weniger Teilnehmer, die ihm zugehört haben, weil sie Schreyers Aufruf zur Demonstration gefolgt sind. Das hatte sich indirekt schon eine Viertelstunde vor Beginn abgezeichnet, als der erste Soundcheck lief und dabei auch das Lied erklang, das in den letzten Wochen immer wieder gemeinsam gesungen wurde: „Die Gedanken sind frei“.

Zu diesem Zeitpunkt war der Platz praktisch noch leer. Nach und nach füllte sich dann der vordere Teil. Rund hundert Demonstranten waren es, die sich am Ende vor dem Rathaus versammelten, darunter viele, die auch bei den letzten Kundgebungen schon dabei waren und erneut Plakate mit Forderungen wie „Frieden schaffen ohne Waffen“ oder „Freiheit ohne Angst“ bei sich trugen. Die Demo selbst verlief erneut friedlich.

SPD-Politikerin Mast kritisiert Äußerungen auf der Demo

Von der SPD-Bundestagsabgeordneten Katja Mast kam am Sonntag prompt ein Statement zur Kritik, die auf der Demo an den Medien geübt wurde: „Unabhängige und kritische Medien gehören zum Fundament unserer Demokratie. Wer sie auf diese Art versucht zu diskreditieren, muss sich fragen lassen, wie das zu einem scheinbar Eintreten für Grundrechte passt“, ließ Mast mitteilen.

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