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In eigener Sache

Sprache als Brücke: für eine respektvolle Berichterstattung über Menschen

Warum die BNN Klartext über den bewussten Umgang mit Worten rund um Hautfarbe und Identität redet und warum die richtige Wortwahl mehr ist als eine Frage des Stils ist.

Neben dem Verfassen von Beiträgen gehört das Recherchieren zu den Grundfähigkeiten eines Journalisten. Hier ein Blick in den Newsroom der BNN.
Neben dem Verfassen von Beiträgen gehört das Recherchieren zu den Grundfähigkeiten eines Journalisten. Hier ein Blick in den Newsroom der BNN. Foto: Rake Hora

Als ich im Jahr 1975 in der ehemaligen DDR geboren wurde, lag der Anteil der ausländischen Bevölkerung in (West)Deutschland nach Informationen des Bundesinstitutes für Bevölkerungsforschung zwischen sieben und acht Millionen - etwa neun Prozent der damaligen Gesamtbevölkerung.

Laut dem Demografie-Portal von Bund und Ländern hatten Ende 2022 rund 12,3 Millionen Menschen in Deutschland keine deutsche Staatsangehörigkeit. Das entspricht inzwischen einem Ausländeranteil von 15 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund umfasste sogar 24 Millionen Menschen. 

Das sind fast 30 Prozent aller in Deutschland lebenden Menschen. Und in einer Welt, die immer vielfältiger und bunter wird, ist es auch unsere Aufgabe als Medium, die Realität in all ihren Facetten abzubilden und gleichzeitig einen respektvollen und sensiblen Umgang mit Sprache zu pflegen. Insbesondere in der Darstellung unterschiedlicher Hautfarben liegt eine große Verantwortung. Unsere Worte haben Gewicht, sie können stereotype Wahrnehmungen verstärken oder zu einem differenzierteren Verständnis beitragen.

Menschen im Mittelpunkt

Die Redakteurinnen und Redakteure bei den Badischen Neuesten Nachrichten stellen in ihren Geschichten den Menschen in den Mittelpunkt. Dies bedeutet, dass wir die Hautfarbe überhaupt nur dann thematisieren, wenn es einen unmittelbaren Sachbezug gibt oder wenn die betreffenden Personen selbst ihre Hautfarbe als relevantes Merkmal ihrer Identität in den Vordergrund rücken.

Natürlich ist die Hautfarbe in manchen Kontexten bedeutend – sie kann ein Ausgangspunkt für Erfahrungen oder eine Quelle des Stolzes sein. Die Wahl unserer Worte erfolgt dabei mit Bedacht und Respekt.

Wir sprechen von „Schwarzen“, „schwarzen Menschen“ oder „Menschen dunkler Hautfarbe“, wenn wir diese spezifischen Gruppen beschreiben. Diese Begriffe wählen wir nicht zufällig, sondern Ausdruck unseres Strebens nach einer Sprache, die niemanden herabwürdigt oder in Schubladen steckt.

Dazu gehört, dass es Begriffe gibt, die nicht mehr zeitgemäß sind und die wir konsequent vermeiden, weil sie belastet sind und Diskriminierungen Vorschub leisten können. Dazu gehören Worte wie Farbige, Schwarzafrikaner und das „N-Wort“.

People of Color

Ein besonderer Punkt in unserer Sprachverwendung ist der Umgang mit dem Begriff „People of Color“ oder „Person of Color“. Hier folgen wir dem Wunsch derjenigen, die sich selbst so bezeichnen.

Wir nehmen diesen Begriff in seiner englischen Form auf und erläutern ihn, um sicherzustellen, dass alle Leserinnen und Leser verstehen, was damit gemeint ist. „People of Color“ sind Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe nicht als weiß, westlich oder deutsch wahrgenommen werden und die Rassismuserfahrungen gemacht haben. Indem wir diese Selbstbezeichnung respektieren, erkennen wir die individuellen und kollektiven Erfahrungen an, die mit diesem Begriff verbunden sind.

Brücken bauen

Grundsätzlich orientieren sich die BNN - wie zahlreiche andere Medienhäuser in Deutschland auch - an den Richtlinien der Deutschen Presse-Agentur (dpa), der größten Nachrichtenagentur in Deutschland.

Unser Ziel ist es, über Sprache Brücken zu bauen, statt Gräben zu vertiefen. Wir möchten ein Verständnis fördern, das auf Respekt und Wertschätzung basiert. Wir sind uns bewusst, dass Sprache lebt und sich weiterentwickelt, und wir sind offen für den Dialog mit unseren Leserinnen und Lesern, um unseren Wortschatz stets zu hinterfragen und anzupassen. In diesem Sinne setzen wir uns für eine Berichterstattung ein, die der Vielfalt unserer Gesellschaft gerecht wird und die Würde jedes Einzelnen achtet.

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