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PFC in Ackerpflanzen

Die Sojabohne saugt das Gift förmlich auf

Der mittelbadische PFC-Skandal beschäftigt auch die Wissenschaft: Im Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg in Karlsruhe-Durlach werden Versuche gemacht, bei denen herausgefunden werden soll, welche Ackerpflanzen die Chemikalien besonders gut aufnehmen und welche nicht. Weizen und Soja stehen schon mal auf der roten Liste.

Sojapflanze
Die Sojabohne nimmt kurzkettige PFC gut auf. Deshalb rät die Stabsstelle PFC Landwirten vom Anbau der Pflanze ab. Foto: dpa

Von Patricia Klatt

„Die Umwelteinflüsse beim Übergang von PFC aus dem Boden in pflanzliche Aufwüchse sind sehr groß und derzeit nicht vollständig zu erklären oder zu prognostizieren“ – so lassen sich wohl die bisherigen Erkenntnisse zusammenfassen. Auch im Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg in Karlsruhe werden Versuche gemacht, um mehr über die vielfältigen Faktoren zu erfahren, die die PFC-Aufnahme in die verschiedenen Pflanzen beeinflussen. Da nicht zu erwarten ist, dass die 500 Hektar Ackerböden auf absehbare Zeit PFC-frei sein werden, ist dieser Ansatz auch sinnvoll, um dort, wo es möglich ist, die Landwirtschaft aufrecht zu erhalten.

Auf Anfrage der Badischen Neuesten Nachrichten erläuterte Thomas Röber von der Stabsstelle PFC in Absprache mit dem LTZ Augustenberg die bisherigen Ergebnisse aus den Gefäß- und Feldversuchen. Wie schon seit längerem bekannt, werden die kurzkettigen PFC bevorzugt aufgenommen, sowohl aus dem Boden als auch über belastetes Beregnungswasser. Bei Mais und Raps wurde 2016 kein Übergang der PFC in das Korn beobachtet, was diese beiden Pflanzen für den Anbau wohl empfiehlt.

Weizen kann gut mit PFC, Gerste nicht

Anders ist es, wie schon mehrfach berichtet, bei Weizen. Man untersuchte verschiedene Weizensorten, aber „da – bei großer Variation – alle geprüften Weizensorten in wesentlichem Umfang PFC aufgenommen haben, werden keine weiteren Sortenvergleiche durchgeführt und Weizen zum Anbau nicht empfohlen.“ Beim Übergang von vegetativen in generative Pflanzenteile gibt es größere Unterschiede zwischen verschiedenen Pflanzenarten. Darauf basieren auch die Anbauempfehlungen des RP Karlsruhe für mit PFC-belastete Flächen. „Es wird vermutet, dass es bei diesem Prozess einen Zusammenhang mit dem Proteinstoffwechsel der Pflanzen gibt“, so Röber. Allerdings bestehe offensichtlich kein einfacher Zusammenhang mit dem Proteingehalt der Pflanzen, denn eng verwandte Pflanzenarten wie Weizen und Gerste würden sich im Proteingehalt zwar relativ wenig unterscheiden, bei dem Übergang in das Korn aber sehr deutlich. So finde ein hoher Transfer in das Korn von Weizen statt, wohingegen der Transfer in das Korn von Gerste gering sei, erläutert Röber.

Auch von der Sojabohne wird abgeraten

Auch Kulturarten, die bei uns noch nicht so verbreitet angebaut werden, können PFC aufnehmen und wurden deshalb auch vom LTZ untersucht, wie zum Beispiel die Sojabohne. 2016 sei Soja auf den beiden Versuchsflächen des LTZ auf PFC-belasteten Böden angebaut worden, hieß es dazu aus der Stabsstelle PFC, das nach der Ernte im Herbst 2016 auf PFC untersuchte Erntegut, also die Sojabohne, habe einen hohen Transfer kurzkettiger PFC ergeben. „Anlässlich von Besprechungen mit betroffenen Landwirten wurde ab Herbst 2016 auf dieses Risiko hingewiesen und vom Anbau von Sojabohnen auf mit PFC-belasteten Flächen abgeraten. Diese Information ist auch in den Anbauempfehlungen des RP Karlsruhe enthalten“, versicherte Röber.

Ergebnisse sollen international publiziert werden

Die Ergebnisse der Versuche des LTZ fließen laufend in die Beratung der betroffenen Betriebe und weitere Überlegungen wie zu Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen ein. Ebenso erfolgt ein ständiger enger Austausch mit der Futtermittel- und Lebensmittelüberwachung sowie der Umweltverwaltung.

Wie die Badischen Neuesten Nachrichten erfuhren, ist eine detaillierte Veröffentlichung von Versuchsergebnissen in Form von wissenschaftlichen Publikationen in internationalen Fachzeitschriften ebenfalls vorgesehen. Dadurch soll eine unabhängig geprüfte objektive Weitergabe der erarbeiteten Ergebnisse an die Fachöffentlichkeit gewährleistet werden.

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