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Wegen Corona-Pandemie

Kreißsaal in Rastatt bleibt bis Ende des Jahres geschlossen – mindestens

In Rastatt kommen seit Mitte März keine Babys zur Welt. Wegen der Corona-Pandemie ist der Kreißsaal des Krankenhauses geschlossen. Werdende Eltern müssen nach Baden-Baden ausweichen. Jetzt stellt das Klinikum Mittelbaden klar: Das wird bis Ende 2020 so bleiben. Mindestens. Die SPD fürchtet bereits um die Existenz der Geburtshilfe.

Das Rastatter Klinikum kehrt zurück in den Normalbetrieb – aber nicht in allen Bereichen: Die Geburtshilfestation bleibt geschlossen. Werdende Eltern müssen nach wie vor nach Baden-Baden ausweichen.
Das Rastatter Klinikum kehrt zurück in den Normalbetrieb – aber nicht in allen Bereichen: Die Geburtshilfestation bleibt geschlossen. Werdende Eltern müssen nach wie vor nach Baden-Baden ausweichen. Foto: Hans-Jürgen Collet

Der Vermerk „Rastatt“ im Ausweis unter der Rubrik Geburtsort wird beim Jahrgang 2020 Seltenheitswert haben. Mitte März schloss das Klinikum Mittelbaden wegen der Corona-Pandemie die Entbindungsstation. Seitdem müssen werdende Eltern auf den Standort Baden-Baden ausweichen.

Jetzt hat das Klinikum klargestellt, dass der Kreißsaal in Rastatt voraussichtlich bis mindestens Ende des Jahres außer Betrieb bleibt. Wie es danach weitergeht, ist offen. Die SPD befürchtet, dass das der Anfang vom Ende der Geburtshilfe sein könnte und fordert eine Resolution des Gemeinderats für eine baldige Wiedereröffnung.

Wiedereröffnung des Kreißsaals Anfang 2021 ist nicht sicher

Nach wie vor nutzt das Klinikum Mittelbaden die Räumlichkeiten der Entbindungsstation, um dort Intensivplätze vorzuhalten. Zwar gibt es in Mittelbaden seit mehreren Wochen kaum mehr Corona-Neuerkrankungen, das Klinikum richtet sich laut Pressesprecherin Sybillle Müller-Zuber aber an Vorgaben sowohl des Bundesgesundheitsministeriums als auch des Landes Baden-Württemberg. Demnach sollen nach wie vor 35 Prozent der Intensivkapazitäten für Corona-Fälle vorgehalten werden.

Die Umstrukturierungen seien vorerst bis zum Jahresende 2020 begrenzt. Einen Zusage, dass die Rastatter Geburtshilfe Anfang 2021 den Betrieb wieder aufnimmt, will die Sprecherin aber nicht abgeben. Dies hänge davon ab, ob es eine zweite Corona-Welle im Herbst oder Winter geben werde und wie deren Verlauf sei. Darüber hinaus gebe es derzeit keine Überlegungen, die Struktur grundsätzlich zu ändern.

Externes Gutachten soll über künftige Strukturen entscheiden

Doch eine solche Grundsatzdebatte könnte schon bald beginnen. Das Klinikum hat ein externes Gutachten über die Zukunftsfähigkeit seiner Standorte in Auftrag gegeben. Dieses wird nach Auskunft des Landratsamts Rastatt im Juli präsentiert.

Auf dieser Basis sollen die zuständigen Gremien dann über die künftigen Strukturen der Krankenhauslandschaft in Mittelbaden entscheiden. Die Verantwortlichen rechnen mit einem langen Weg. Landrat Toni Huber geht von einem Zeithorizont von sieben bis acht Jahren aus.

Was soll hier an dauerhaften Veränderungen vorbereitet oder ausprobiert werden?
Joachim Fischer, SPD-Fraktionsvorsitzender

Die Rastatter SPD-Fraktion macht sich schon jetzt stark für den Kreißsaal. „Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum das Kreiskrankenhaus in den Regelbetrieb hochfährt, aber die Entbindungsstation davon ausgenommen wird“, heißt es in einer Mitteilung des Vorsitzenden Joachim Fischer.

Er fragt: „Was soll hier an dauerhaften Veränderungen vorbereitet oder ausprobiert werden?“ Die SPD bittet Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch, der auch Mitglied im Aufsichtsrat des Klinikums ist, die Geschäftsführung in den Gemeinderat einzuladen.

Dies ist nach Auskunft der städtischen Pressestelle bereits geschehen. Der Zeitpunkt des Besuchs stehe aber noch nicht fest. Aus Sicht der Verwaltung wäre die Beibehaltung einer eigenen Geburtsstation am Standort Rastatt „absolut wünschenswert“. Nun müsse abgewartet werden, welche Zahlen und Fakten sich aus dem Gutachten ableiten ließen.

SPD fordert Resolution des Rastatter Gemeinderats

Die SPD möchte dagegen bereits jetzt in die Offensive gehen und fordert eine Resolution des Gemeinderats. Im Antrag hat diese den Wortlaut: „Der Gemeinderat und der Oberbürgermeister der Stadt Rastatt fordern alle politischen und gesellschaftlichen Kräfte und Akteure dazu auf, eine baldmögliche Wiedereröffnung der Entbindungsstation am Rastatter Kreiskrankenhaus zu erreichen. Gemeinderat und OB sind in höchsten Maße irritiert und verstimmt darüber, dass trotz Übergang des KKH Rastatt in einen Regelbetrieb Entbindungen bis auf Weiteres ausschließlich im Standort Baden-Baden-Balg erfolgen werden.“ Die Entbindungsstation sei im Sinne einer wohnortnahen Versorgung unabdingbar.

Im Vergleich zu Balg hat die Geburtshilfe Rastatt aber schon vor Corona die deutlich kleinere Geige im Klinik-Verbund gespielt. 2019 kamen in Rastatt 561 Babys zur Welt, in Baden-Baden waren es 1.514. Ende des vergangenen Jahres sorgte außerdem ein Qualitätsbericht für Aufsehen, der der Rastatter Station „unzureichende Qualität“ attestierte .

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