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PFC auf Äcker

Land hält sich mit Anbauverboten zurück

Das Vorernte-Monitoring 2017 ist mehr oder weniger abgeschlossen, die Erkenntnisse der vergangenen drei Jahre sind mehr oder weniger ausgewertet und die Ergebnisse und Konsequenzen werden den Landwirten demnächst wie jedes Jahr vorgestellt werden, wie üblich unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Die überwiegende Mehrheit der Landwirte hat sich beim Anbau entsprechend der PFC-Belastungen und Empfehlungen angepasst.
Die überwiegende Mehrheit der Landwirte hat sich beim Anbau entsprechend der PFC-Belastungen und Empfehlungen angepasst. Foto: Klatt

Von Patricia Klatt

Erkenntnisse zu PFC werden ergänzt

Man bemühe sich zwar um größtmögliche Transparenz, aber diese interne Besprechung mit den Landwirten sei aus Datenschutzgründen nicht öffentlich, so Thomas Röber von der Stabsstelle PFC auf Anfrage der BNN. „Themen sind die Ergebnisse des Vorerntemonitorings und der Lebensmittelüberwachung, Informationen zu Versuchen des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ), Anbauempfehlungen, Beregnungsregelungen für 2018 sowie Fragen der Landwirte“, so Röber.

„Die Anbauempfehlungen werden aufgrund der neuen Erkenntnisse ergänzt und in Hinsicht auf die Risiken beim Anbau sensibler Kulturen deutlicher formuliert. Anbauverbote sind bisher nicht vorgesehen, nach unserer Einschätzung liegen dafür die Voraussetzungen nicht vor“, heißt es aus der Stabsstelle PFC.

Verbraucher fordern Benennung von PFC-Risiken

Von Verbraucherseite wird allerdings dringend gefordert, dass besagte Risiken beim Anbau bestimmter Pflanzen sehr viel deutlicher formuliert werden und ein Verstoß gegen die Empfehlungen auch entsprechende Konsequenzen nach sich zieht. Wenn, wie geschehen, einige wenige Landwirte zum Beispiel Weizen oder Triticale auf PFC-Flächen anbauen, könnte durchaus ein Vermarktungsverbot in Betracht gezogen werden – oder auch Strafzahlungen.

Zumal nach Aussage des Landratsamts die überwiegende Mehrheit der betroffenen Landwirte den Anbau entsprechend der PFC-Belastungen und Empfehlungen angepasst hat. Auch die Verwendung belasteter Produkte als Futtermittel könnte demnach ebenfalls kein Option mehr sein, auch wenn Höchstgehalte in Futtermitteln weder für langkettige noch für kurzkettige PFC vorliegen. Die Verbrauchersicherheit stehe bei allen Maßnahmen an erster Stelle, heißt es dazu aus der Stabsstelle PFC, wichtigstes Ziel sei es, dass sensible Kulturen auf PFC-belasteten Flächen erst gar nicht angebaut werden.

Kontrolle funktionierte nicht immer

Aber die Nachfragen der BNN ergaben sowohl vergangenes als auch dieses Jahr, dass das nicht immer funktionierte und dass dann der belastete Weizen in die Futtermittelproduktion ging. Man erarbeite in jedem Einzelfall zusammen mit dem Landwirt eine Vorgehensweise, um „das Risiko eines Übergangs in das Lebensmittel und einer Gefährdung der Verbrauchersicherheit zu minimieren. Ein solches Vorgehen kann auch eine definierte Vermischung sein“, erklärt dazu Thomas Röber. Die größtmögliche Verbrauchersicherheit wird indes dann erreicht, wenn belastete Ernteprodukte gar nicht vermischt werden, auch nicht definiert. Zumal das weitere Kontrollen nach sich zieht, denn aus den Ergebnissen von Lebensmittel-Untersuchungen ist bekannt, dass Milch und Eier PFC in starkem Maße aufnehmen.

PFC im Futtermittel?

Unklar ist ebenfalls, warum man einigen Landwirten bei der Verwendung PFC-belasteter Produkte als Futtermittel offenbar entgegenkommt, auf der anderen Seite aber generell darauf hinweist, dass „alle grünen Pflanzenteile PFC stark aufnehmen, deshalb sind sie als Ackerfutter und Heu problematisch“, so die Stabsstelle. Ähnliches dürfte wohl für Silomais gelten, denn auch die grünen Teile vom Mais nehmen die PFC in hohem Maße auf. Da man sich der Risiken beim Anbau auf PFC-Flächen bewusst ist, stellt sich im Sinne der Verbraucher und der Landwirte, die sich an die Empfehlungen halten die Frage, ob auf die „schwarzen Schafe“ unter Ihnen noch Rücksicht genommen werden kann.

Kommentar: Lückenhaft Von Michael Janke

Der Umgang mit dem Anbau von Obst und Gemüse zeigt die ganze Unsicherheit der Behörden beim Thema PFC. Seit dem Jahr 2013 ist bekannt, dass mindestens 500 Hektar Ackerfläche mit dem weithin unerforschten Gift belastet sind – aber die Aussagen sind auch nach vier Jahren schwammig geblieben. Die Verbraucher verspüren nach wie vor alles andere als ein Gefühl von Sicherheit.

Auf ein Anbauverbot für stark belastete Flächen hat sich die Stabsstelle PFC im Regierungspräsidium Karlsruhe erneut nicht eingelassen. Es gibt Empfehlungen, es wird vor der Ernte geprüft und es darf im Futtermittel in geringen Mengen PFC vorkommen. Die Vorgehensweise ist mehr als lückenhaft – und es ist immerhin bereits bekannt geworden, dass trotz Anbauempfehlung auf mindestens einem belasteten Acker Weizen angebaut wurde. Nicht bekannt wurde hingegen, ob der betroffene Landwirt mit einer empfindlichen Strafe rechnen muss. Wie sollte er auch, wenn es nur eine Empfehlung, aber kein Verbot gibt.

Das ist alles in allem höchst unbefriedigend, zumal im Schatten solcher Vorkommnisse die große Mehrheit der sorgsamen Landwirte in Misskredit kommt. Und dann ist noch nicht einmal das Ärgernis schlechthin angesprochen, dass die Verbraucher für die Reinigung ihres Leitungswassers aufkommen müssen, obwohl sie für das Gift auf den Äckern nun wirklich nichts können. Von einem grünen Umweltministerium sollte man mehr erwarten als „Empfehlungen“.



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