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PFC im Landkreis Rastatt

Weizen ist weiter belastet

Der Weizen im Landkreis Rastatt ist teilweise weiterhin mit PFC belastet. Und das, obwohl im vergangenen Jahr die eindeutige Empfehlung ausgesprochen wurde, dass dieses Getreide auf belasteten Flächen nicht mehr angebaut werden darf. Woran liegt das?

Weizen gilt als besonders sensibel bei Gift im Boden.
Weizen gilt als besonders sensibel bei Gift im Boden. Foto: dpa

Von Patricia Klatt

„Auch im Getreide sind die Untersuchungen nahezu abgeschlossen. Wenn hier auch teilweise Überschreitungen der Beurteilungswerte festgestellt wurden, so zeigt sich doch die erfreuliche Entwicklung, dass die absolute Anzahl gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken ist“, das war Anfang August der aktuellen Pressemitteilung des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe zu entnehmen. Es stellt sich jedoch die Frage: Warum wurde 2017 überhaupt noch belasteter Weizen gefunden? In den Anbauempfehlungen des RP hieß es: „Weizen ist besonders kritisch zu sehen. Er nimmt viel PFC auf, selbst wenn die Böden nur geringer belastet sind. Auf mäßig belasteten Flächen sollte in der Fruchtfolge auf Triticale und Weizen verzichtet werden.“

Empfehlungen ignoriert?

Haben einzelne Landwirte Empfehlungen ignoriert? Dem widerspricht Thomas Röber von der Stabsstelle PFC entschieden, den betroffenen Landwirten sei die Belastung nicht bekannt gewesen. „Von den 52 beprobten Weizen-Flächen im Vorerntemonitoring (VEM) 2017 waren nur neun Flächen auch 2016 im VEM, das heißt, bei allen anderen handelt es sich es sich um Flächen, bei denen die PFC-Belastung zum Zeitpunkt der Weizenaussaat noch nicht bekannt war“, so Röber. Momentan gibt es Empfehlungen für den Anbau, die Voraussetzungen für ein entsprechendes Anbauverbot liegen nach Einschätzung der Behörden nicht vor, „auch da die spätere Verwendung des Getreides noch offen sein kann. Insofern liegt weder eine Ordnungswidrigkeit noch ein Straftatbestand vor“, heißt es dazu aus der Stabsstelle PFC.

Vorgaben zum Anbau

Aber selbstverständlich werde bei allen Kontakten mit den betroffenen Landwirten darauf hingewirkt, dass die Anbauempfehlungen umgesetzt werden. Dieses Ziel werde auch weitgehend erreicht. „Die Landwirte werden in den Informationsveranstaltungen über die Problematik der einzelnen Kulturen bei der PFC-Aufnahme informiert“, so das Regierungspräsidium auf Anfrage der BNN. Zusätzlich zu den aus 2016 bereits bekannten PFC-haltigen Flächen kamen 2017 dann noch weitere 43 neu hinzu, die von den Behörden in Detektivarbeit anhand der Fließrichtung des belasteten Grundwassers ermittelt worden sind. Das heißt konkret, dass überprüfte Grundwasserproben erhöhte PFC-Werte aufwiesen und man dann vermutete, welche Flächen dafür verantwortlich sein könnten. Entsprechend wurden dort Proben gezogen. Zum Zeitpunkt der Weizenaussaat sei den Landwirten die PFC-Belastung noch nicht bekannt gewesen, so Röber, aber da Weizen PFC bekanntermaßen sehr gut aufnehme, kämen solche Flächen dann auf jeden Fall ins VEM hinein. „Dass auch in Zukunft aufgrund der weiterhin durchgeführten Bodenanalysen weitere PFC-belastete Flächen gefunden werden könnten, kann nicht ausgeschlossen werden“, müssen die Verantwortlichen einräumen.

75 Tonnen Weizen werden zu Viehfutter

Nach den Ergebnissen des VEM waren bei 75 Tonnen Weizen die PFC-Beurteilungswerte überschritten, und das Getreide durfte nicht als Lebensmittel vermarktet werden. Diese seien als Futtermittel vermarktet worden, hieß es.

Das ist einigermaßen verblüffend, denn noch vor einem Jahr gab es eine ähnliche Situation, in der PFC-belasteter Weizen im Verhältnis 1:15 mit unbelastetem vermischt und als Futtermittel verwendet wurde, was geltendem Futtermittelrecht nicht widerspricht. Damals teilte das Regierungspräsidium den BNN auf Anfrage mit: „Es wird künftig eine vergleichbare Situation nicht mehr geben. Wer sich an die Empfehlungen nicht hält, muss damit rechnen, dass die Erzeugnisse nicht in Verkehr gebracht werden dürfen.“ Offen bleibt also die Frage, warum jetzt 75 Tonnen belasteter Weizen als Futtermittel verwertet werden.

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